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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Drogenhändler.
    »Nun gut, dann wirst du es jetzt lernen. Du mußt gähnen und schlucken und dich an den Druck gewöhnen«, erklärte Kelly, während die Nadel des Druckanzeigers über zehn Meter »Tiefe« glitt.
    »Nun stellen Sie doch endlich Ihre Fragen!«
    Kelly schaltete die Sprechanlage ab. In Billys Stimme klang zuviel Angst mit. Kelly mochte anderen nicht weh tun, und er hatte Angst, er könnte Mitgefühl für Billy entwickeln. Er ließ die Nadel bei 35 Metern stehen und schloß das Druckventil, ließ den Motor allerdings laufen. Während Billy sich an den Druck gewöhnte, suchte Kelly einen Schlauch, den er an das Abgasventil des Motors anschloß. Dann legte er den Schlauch nach draußen, damit das Kohlenmonoxyd in die Atmosphäre geleitet wurde. Es würde Zeit kosten, einfach nur abzuwarten, was geschah. Im Augenblick verließ sich Kelly allein auf das, was er noch wußte, und das machte ihm Sorgen. An der Außenseite der Druckkammer war eine verständliche, aber nicht sehr ausführliche Bedienungsanleitung angebracht, die zum Schluß auf ein bestimmtes Taucherhandbuch verwies, das Kelly nicht besaß. In letzter Zeit war er nur selten in die Tiefe getaucht. Das einzige Mal, das zählte, war dieser Auftrag am Golf von Mexiko gewesen, als sie die Ölplattform hochgejagt hatten. Während er die Werkstatt aufräumte, beschäftigte sich Kelly eine Stunde lang damit, sein Gedächtnis und seine Wut zu aktivieren, bevor er zu dem Klappstuhl zurückkehrte.
    »Wie geht es dir?«
    »Na ja, es geht schon.« Die Stimme schien ihm ziemlich nervös. »Willst du ein paar Fragen beantworten?«
    »Alles, was Sie wollen. Aber lassen Sie mich erst hier raus!«
    »Gut.« Kelly nahm einen Notizblock zur Hand. «Hat man dich schon mal verhaftet, Billy?«
    »Nein.« Ein wenig stolz, stellte Kelly fest. Gut.
    »Warst du beim Militär?«
    »Nein.« Eine dumme Frage.
    »Du warst also noch nie im Gefängnis, und man hat dir keine Fingerabdrücke abgenommen oder so was Ähnliches?«
    »Nein.« Billy schüttelte den Kopf.
    »Und woher weiß ich, daß du die Wahrheit sagst?«
    »Das ist wahr, Mann! Ich lüge nicht.«
    »Vielleicht. Aber wir müssen auf Nummer Sicher gehen.« Mit der linken Hand drehte Kelly den Entlastungshahn auf. Laut zischend strömte die Luft aus der Kammer. Kelly beobachtete den Druckanzeiger.
    Billy hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, und es war eine Überraschung, die sich als ziemlich unangenehm erwies. In der letzten Stunde war er von knapp dem Vierfachen des normalen Luftdrucks umgeben gewesen, und sein Körper hatte sich daran gewöhnt. Die komprimierte Luft, die er eingeatmet hatte, hatte den Weg von den Lungen in den Blutkreislauf gefunden. Daraufhin hatten sich in seinen Blutgefäßen kleine Gasblasen, hauptsächlich aus Stickstoff, verteilt. Als Kelly die Luft aus der Kammer entweichen ließ, dehnten sich diese Bläschen nun aus. Eine Zeitlang konnte das sie umgebende Gewebe dem Druck noch standhalten, doch nicht für lange. Mit einem Schlag weiteten sie sich aus, bis ein Teil von ihnen platzte und dabei die stärksten und unangenehmsten Körpergefühle auslöste, die Billy je erlebt hatte. Billys Stöhnen ging über in einen Schrei, und dabei war er lediglich um fünfzehn Meter aufgetaucht. Kelly schloß das Entlastungsventil und führte erneut Druck zu. Nach kurzer Zeit war er wieder auf vier Bar angestiegen, worauf der Schmerz nahezu augenblicklich verschwand. Zurück blieb das Gefühl, das sich nach einem anstrengenden Training einstellt, aber das war für Billy eine ungewohnte Erfahrung und auch nichts, was er, wie manche Sportler, willkommen geheißen hätte. Vielmehr zeigten seine erschreckt aufgerissenen Augen, daß er Angst hatte. In seinem Blick lag nichts Menschliches mehr, und das war gut so.
    Kelly stellte die Sprechanlage ein. »Das ist die Strafe für eine Lüge. Also, hat man dich schon mal verhaftet, Billy?«
    »Mensch, verdammt, nein!«
    »Warst du schon mal im Gefängnis? Sind deine Fingerabdrücke gespeichert -«
    »Nein, Mann, keine Strafzettel und nichts.«
    »Und die Armee?«
    »Nein, hab ich doch schon gesagt!«
    »Gut vielen Dank.« Kelly hakte die erste Gruppe von Fragen ab. »Kommen wir nun zu Henry und seiner Organisation.« Es gab noch etwas, was Billy nicht wissen konnte. Bei einem Druck von etwa drei Bar und mehr hatte der Stickstoff, der in den meisten menschlichen Zellen die Funktion von Sauerstoff übernahm, einen narkotischen Effekt, der mit dem von Alkohol und

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