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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nun haben Sie es wieder mit einem schweren Fall zu tun, Lieutenant Ryan.«
    »Können Sie ihn mir erklären?«
    »Hier ist der Schlüssel zum Verständnis.« Farber hielt die Abschrift der Aussage von Mrs. Charles in die Höhe. »Die Verkleidung. Es muß eine Verkleidung sein. Nur wer Kraft in den Armen hat, kann einem anderen ein Messer in die Schädelbasis rammen. Das war kein Alkoholiker. Die haben nämlich alle möglichen körperlichen Probleme.«
    »Aber das paßt in kein Konzept«, wandte Ryan ein.
    »Ich glaube doch, nur kann man es nicht auf Anhieb erkennen. Versetzen Sie sich doch noch einmal zurück. Sie sind in der Armee, als Elitesoldat in einer Eliteeinheit. Da nehmen Sie sich doch normalerweise Zeit, um ihr Ziel auszukundschaften, nicht wahr?«
    »Grundsätzlich ja«, stimmte der Kriminalbeamte zu.
    »Jetzt übertragen Sie das mal auf eine Stadt. Wie würden Sie da vorgehen? Sie würden sich tarnen. Und deshalb verkleidet sich unser Freund als Penner. Von denen gibt es auf den Straßen ja weiß Gott genug. Stinkend, schmutzig, aber außer sich selbst tun sie niemandem was zuleide. Und sie sind praktisch unsichtbar, weil keiner sie richtig wahrnimmt«
    »Sie haben noch nicht –«
    »Aber wie kommt er rein und raus? Glauben Sie, daß er mit dem Bus fährt - oder mit dem Taxi?«
    »Mit dem Auto.«
    »Eine Verkleidung läßt sich beliebig an- und ablegen.« Farber hielt die Fotos vom Tatort im Fall Charles in die Höhe. »Er verübt den Doppelmord ein paar Straßen entfernt, sichert seinen Rückzug, kommt hierher - und was glauben Sie, warum?« Rechts auf dem Foto klaffte zwischen zwei geparkten Autos eine Lücke.
    »Verdammte Scheiße!« Es war Ryan ausgesprochen peinlich. »Und was habe ich sonst noch übersehen, Dr. Farber?«
    »Nennen Sie mich Sid. Nicht mehr viel. Dieses Individuum ist sehr klug. Er ändert ständig seine Methode, und bei diesem Verbrechen hat er zum einzigenmal seine Wut gezeigt. Einmal hat er sich überwältigen lassen - außer vielleicht heute morgen, aber lassen wir das mal beiseite. Hier sehen wir die Wut ganz deutlich. Erst verstümmelt er sein Opfer, und dann bringt er es auf eine besonders schwierige Weise um. Aber warum?« Farber hielt inne, um nachdenklich an seiner Pfeife zu ziehen. »Er war wütend, aber warum? Es muß eine Tat sein, die nicht eingeplant war. Mrs. Charles war nicht vorgesehen. Aus irgendeinem Grunde mußte er etwas Unerwartetes tun, und das hat ihn in Wut versetzt. Und außerdem ließ er sie gehen - obwohl er wußte, daß sie ihn gesehen hatte.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt -«
    »Er ist Kriegsveteran. Und äußerst fit. Das heißt, er ist jünger als wir und durchtrainiert. Ein Ranger, Green Beret oder so etwas in der Art.«
    »Was will er da draußen?«
    »Das weiß ich nicht. Das müssen Sie ihn fragen. Auf jeden Fall ist er jemand, der sich Zeit läßt. Er hat seine Opfer beobachtet und sich die richtige Tageszeit ausgesucht - wenn sie müde sind und auf den Straßen nicht mehr viel los ist. Dann besteht weniger Gefahr, daß er entdeckt wird. Er raubt sie nicht aus. Möglicherweise läßt er das Geld mitgehen, aber das will nichts heißen. Und jetzt erzählen Sie mir mal von heute morgen.«
    »Sie haben das Foto ja schon bekommen. Im ersten Stock war eine Tasche mit einer Riesensumme Bargeld. Wir haben es noch nicht gezählt, aber es müssen mindestens fünfzigtausend Dollar sein.«
    »Drogengelder? «
    »Wahrscheinlich.«
    »Und es waren noch andere Leute dort? Die er gekidnappt hat?«
    »Zwei, glauben wir. Ganz bestimmt ein Mann und wahrscheinlich noch eine Frau.«
    Farber nickte und zog an seiner Pfeife. »Zwei Möglichkeiten. Entweder ist das die Person, hinter der er die ganze Zeit her war, oder es ist ein weiterer Schritt in Richtung auf etwas anderes.«
    »Dann gehörten die Morde an den Dealern also zu seiner Tarnung.«
    »Die ersten beiden, die er mit Kabeln gefesselt hat -«
    »Die hat er ausgefragt.« Ryan verzog das Gesicht. »Darauf hätten wir auch schon eher kommen können. Das waren die einzigen, die nicht in der Öffentlichkeit ermordet wurden. Wahrscheinlich, damit er mehr Zeit hatte.«
    »Nachher ist man immer klüger«, gab Farber zu bedenken. »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Es sah ja wirklich ganz nach Raub aus, und Sie hatten damals noch keinerlei weitere Hinweise. Inzwischen haben wir weitaus mehr Informationen vorliegen.« Der Psychiater lehnte sich zurück und lächelte gedankenverloren. Er spielte für sein

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