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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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durch seinen Körper, und er begann zu zucken, als würde er von Elektroschocks geschüttelt. Diese neurologische Reaktion zu einem derart frühen Zeitpunkt war beunruhigend. Billy hatte genug für heute. Kelly ließ den Druck ansteigen und sah zu, wie die Spasmen verebbten.
    »Na, Billy, hast du jetzt eine Ahnung, wie es für Pam gewesen ist?« fragte er, damit er es ja selber nicht vergaß.
    »Tut weh.« Jetzt weinte Billy. Er hatte die Arme hochgenommen, hielt die Hände vors Gesicht, aber seine Qual konnte er nicht verbergen.
    »Billy«, sagte Kelly geduldig. »Nun hast du ja wohl verstanden, wie es funktioniert. Wenn du lügst, mußt du leiden. Wenn du etwas sagst, was mir nicht paßt, mußt du leiden. Soll ich dich noch ein bißchen leiden lassen?«
    »O Gott - bitte nicht!« Billy zog die Hände vom Gesicht und die beiden Männer blickten sich wenige Zentimeter voneinander entfernt in die Augen.
    »Dann vergiß nicht, was sich gehört.«
    »... tut mir leid... «
    »Mir auch, Billy, Tu, was ich dir sage.« Dies wurde mit einem Nicken bestätigt. Kelly nahm ein Glas Wasser in die Hand. Er prüfte die Verschlußklappen in der Durchreiche, bevor er die Tür öffnete und das Glas hineinstellte. »Wenn du die Tür an deinem Kopf aufmachst findest du was zu trinken.«
    Billy tat, wie geheißen, und sog dann gleich gierig das Wasser durch den Strohhalm.
    »Dann wollen wir mal wieder zum Geschäftlichen kommen. Erzähl mir mehr von Henry. Wo wohnt er?«
    »Das weiß ich nicht«, japste Billy.
    »Das war die falsche Antwort!« schnaubte Kelly.
    »Bitte nicht! Ich weiß es nicht. Wir haben uns immer auf einem Parkplatz an der Interstate 40 getroffen. Er wollte nicht, daß wir rauskriegen, wo -«
    »Laß dir was Besseres einfallen, oder der Fahrstuhl fahrt wieder in den zweiten Stock. Verstanden?«
    »Neiiiiin!« Der Schrei war so laut, daß er direkt durch den zentimeterdicken Stahl drang. »Bitte nicht. Ich weiß es nicht wirklich nicht.«
    »Billy, ich habe keinen Grund, dich mit Samthandschuhen anzufassen«, hielt Kelly ihm vor. »Oder hast du vergessen, daß du Pam auf dem Gewissen hast. Du hast sie zu Tode gefoltert, dir einen dabei runtergeholt, wie du sie mit Zangen bearbeitet hast. Wie viele Stunden, Billy, wie viele Stunden haben deine Freunde und du sie in der Mangel gehabt? Zehn? Zwölf? Verdammt, und unsere Unterhaltung dauert jetzt erst sieben Stunden! Willst mir etwa weismachen, du arbeitest für diesen Kerl seit zwei Jahren und weißt nicht, wo er wohnt? Das nehme ich dir nicht ab. Aufwärts geht´s«, sagte Kelly in sachlichem Ton und griff nach dem Hahn. Er brauchte ihn nur umzulegen. Das erste Zischen der komprimierten Luft erzeugte für Billy solches Entsetzen, daß er aufschrie, noch bevor der Schmerz greifen konnte.
    »ABER ICH WEISS ES NIIIIICHT!«
    Verdammt. Und wenn er es wirklich nicht weiß?
    Trotzdem, dachte Kelly, ein Versuch kann nicht schaden. Er holte ihn ein Stückchen nach oben, nur auf 28 Meter, genug, um die alten Schmerzen wiederzubeleben, ohne neue Schäden hervorzurufen. Ebenso schlimm wie die Schmerzen war inzwischen die Angst davor, dachte Kelly, und wenn er zu weit ginge, würde der Schmerz selber zum Narkotikum werden. Nein, dieser Mann war ein Feigling, der die Qualen und das Entsetzen anderer genossen hatte. Doch wenn er entdeckte, daß man Schmerzen, wie schlimm auch immer, überleben konnte, würde er womöglich Mut entwickeln. Dieses - zugegebenermaßen geringe - Risiko wollte Kelly nicht eingehen. Er schloß das Entlastungsventil und ließ den Druck ansteigen, diesmal auf achtunddreißig Meter, um Billy alle Schmerzen zu nehmen und seinen Rausch zu verstärken.
    »Mein Gott!« keuchte Sarah. Sie hatte die Fotos von Pams Leiche nicht gesehen, und ihre einzige Frage nach dem Zustand des Mädchens war durch eine Warnung ihres Mannes - die sie beherzigt hatte - zum Schweigen gebracht worden.
    Doris war nackt und besorgniserregend teilnahmslos. Das einzig Positive war, daß sie mit Sandys Hilfe gebadet hatte. Sam hatte schon seine Tasche geöffnet und reichte Sarah jetzt das Stethoskop. Doris' Puls war bei über neunzig, einigermaßen kräftig, aber zu schnell für ein Mädchen ihres Alters. Der Blutdruck war ebenfalls zu hoch. Ihre Temperatur war normal. Sandy führte die Nadel ein und nahm ihr Blut ab, das im Labor des Krankenhauses untersucht werden sollte.
    »Wer bringt so etwas fertig?« flüsterte Sarah. Auf Doris' Brüsten zeichneten sich zahllose Male ab, auf ihrer

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