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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Barbituraten vergleichbar war. Trotz seiner Angst wurde Billy schlagartig in Euphorie versetzt, was gleichzeitig eine Einschränkung seines Urteilsvermögens zur Folge hatte. Doch das war nur ein positiver Nebeneffekt der Verhörtechnik, die Kelly vor allem deshalb ausgesucht hatte, weil man damit schwerste Verletzungen verursachen konnte.
    »Und das Geld ist noch da?« fragte Tucker.
    »Mehr als fünfzigtausend. Sie waren noch am Zählen, als ich losgefahren bin«, sagte Mark Charon. Sie trafen sich im Kino und waren wieder die beiden einzigen Zuschauer auf dem Balkon. Doch heute aß Henry kein Popcorn, wie der Kriminalbeamte feststellte. Man erlebte nicht oft, daß Tucker sich aus der Ruhe bringen ließ.
    »Ich muß wissen, was da vorgeht. Erzählen Sie mir alles, was Ihnen bekannt ist.«
    »In der letzten Woche oder in den letzten zehn Tagen wurden ein paar Dealer umgenietet -«
    »Ju-Ju, Bandanna und zwei andere, die ich nicht kenne. Das weiß ich. Glauben Sie, da gibt es einen Zusammenhang?«
    »Mehr haben wir nicht, Henry. Der, der verschwunden ist, ist das Billy?«
    »Ja. Und Rick ist tot. War es ein Messer?«
    »Irgendein Wahnsinniger hat ihm das Herz rausgeschnitten«, übertrieb Charon. »Eins von deinen Mädchen ist auch weg?«
    »Doris«, bestätigte Henry mit einem Nicken. »Aber das Geld ist noch da... Warum?«
    »Vielleicht ein Raub, der schiefgelaufen ist. Aber ich kann mir nicht vorstellen, was schiefgelaufen sein könnte. Ju-Ju und Bandanna wurden ausgeraubt - verdammt, vielleicht hängen die Fälle doch nicht zusammen, und das letzte Nacht war eine ganz andere Sache.«
    »Und was?«
    »Vielleicht ein offener Angriff auf unsere Organisation, Henry«, antwortete Charon leise. »Wer aus unserem Bekanntenkreis könnte so was anzetteln? Man muß nicht unbedingt ein Bulle sein, um ein Motiv zu finden.« Ein Teil von ihm - und kein geringer - genoß es, für kurze Zeit die Oberhand über Tucker zu haben. »Wieweit ist Billy eingeweiht?«
    »In vieles. Mist, ich war gerade so weit, daß ich ihn in -«
    Tucker hielt inne.
    »Ist schon gut. Ich will es gar nicht wissen. Aber jemand anderes weiß es jetzt, und darüber solltest du dir besser mal Gedanken machen.« Ein wenig spät wurde Mark Charon bewußt, wie eng sein Wohlergehen mit dem von Henry Tucker verknüpft war.
    »Warum hat er es nicht wenigstens so aussehen lassen, als ob es ein Raub gewesen wäre?« fragte Tucker, während er blicklos auf die Leinwand starrte.
    »Da wollte dir jemand eine Botschaft schicken, Henry. Das ist ein Zeichen der Verachtung. Wen gibt es in unserem Bekanntenkreis, der kein Geld braucht?«
    Die Schreie wurden immer lauter. Billy war erneut auf zwanzig Meter aufgetaucht und kurze Zeit dort geblieben. Daß man sein Gesicht beobachten konnte, war eine Hilfe. Kelly sah, wie er die Hände auf die Ohren preßte, als im Abstand von weniger als einer Sekunde beide Trommelfelle platzten. Dann setzte sich der Druck auf Augen und Nebenhöhlen. Die Zähne würden ebenfalls an die Reihe kommen, wenn er Löcher hatte - was bestimmt der Fall war. Doch noch wollte Kelly ihm nicht zu sehr weh tun, noch nicht.
    »Billy«, sagte er, nachdem er Druck zugefügt und ihm einen Großteil der Schmerzen genommen hatte. »Ich weiß nicht recht, ob ich dir glauben kann.«
    »Du Schweinehund«, schrie der Mann in der Kammer ins Mikrofon. »Ich hab sie erledigt. Ich habe deine kleine Zuckerpuppe sterben sehen, wie Henrys Schwanz sie gefickt und sie für ihn den Hintern bewegt hat. Und du hast wie ein verdammtes Baby geweint, du Heulsuse!«
    Kelly achtete darauf, daß sein Gesicht zum Fenster zeigte, als er den Entlastungshahn erneut öffnete. Er holte Billy auf fünfundzwanzig Meter hoch, damit er mal so richtig auf den Geschmack kam. Weil sich die Stickstoffblasen gewöhnlich in den Gelenken sammelten, würde es in den wichtigsten jetzt zu Blutungen kommen. Bei der Dekompressionskrankheit neigte das Opfer gewöhnlich dazu, sich zusammenzurollen wie eine Kugel. Aber Billy im Inneren der Kammer konnte sich nicht zusammenrollen, mochte er es auch noch so sehr versuchen. Sein zentrales Nervensystem war jetzt wahrscheinlich bereits in Mitleidenschaft gezogen, weil die Nervenfasern zusammengedrückt wurden. Das vervielfachte den Schmerz, verursachte stechendes Reißen in Gelenken und Gliedmaßen und sandte glühende Stiche durch den ganzen Körper. Als sich die winzigen Nervenfibern gegen die Behandlung auflehnten, liefen Spasmen

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