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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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lassen, ohne daß sie Bescheid wußten. Sie rüsteten sich für Gefahren, ohne zu wissen, warum, ohne zu wissen, für welchen Zweck sie ihr Leben und ihre Zukunft aufs Spiel setzten. Es war überhaupt nicht fair, andererseits war es auch wieder nicht ungewöhnlich. Er sah dem Mann direkt in die Augen.
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Corporal. Ich kann nur sagen, es ist etwas, worauf Sie alle mal mächtig stolz sein werden. Darauf haben Sie mein Wort.«
    Der Corporal, mit einundzwanzig das jüngste und rangniederste Gruppenmitglied, hatte keine Antwort erwartet, aber er hatte fragen müssen. Er quittierte die Antwort, indem er mit dem Bier salutierte.
    »Ich kenne diese Tätowierung«, sagte ein Ranghöherer.
    Kelly lächelte und trank sein zweites Bier aus. »Ach, ich hab mich nur eines Abends besoffen, und da, schätze ich, bin ich wohl mit jemandem verwechselt worden.«
    »Also, meine Mutter hatte mal einen SEAL-Kragen an ihrem Wintermantel, aber wenn ihr mich fragt, ist das einzige, was diese SEALS gut können, ein Ei auf der Schnauze balancieren«, sagte ein dunkelhäutiger Sergeant und ließ einen Rülpser hören.
    »Soll ich's mit einem von deinen vorführen?« fragte Kelly wie aus der Pistole geschossen.
    »Das war gut!« Der Sergeant schob Kelly ein weiteres Bier hin.
    »Mr. Clark?« Irvin deutete zur Tür. Draußen war es genauso stickig wie drinnen. Durch die langnadeligen Kiefern strich eine sanfte Brise, und man hörte das Flattern von unsichtbaren Fledermäusen auf Insektenjagd.
    »Was gibt's?« fragte Kelly und nahm einen langen Schluck.
    »Das wollte ich Sie fragen, Mr. Clark, Sir«, sagte Irvin leichthin. Dann änderte er seinen Tonfall. »Ich kenne Sie.«
    »Ja?«
    »Dritte Sondereinsatztruppe. Mein Team hat euch bei ERMINE COAT unterstützt. Für Ihren Rang haben Sie's weit gebracht«, bemerkte Irvin.
    »Erzählen Sie's nicht weiter, aber vor meinem Abgang bin ich zum Chief befördert worden. Weiß sonst noch jemand davon?«
    Irvin lachte in sich hinein. »Nein. Ich schätze, Captain Albie würde sich todsicher in den Arsch beißen, wenn er es herausfände, und General Young würde einen hysterischen Anfall kriegen. Es bleibt natürlich unter uns, Mr. Clark«, sagte Irvin, womit er unterschwellig zu verstehen gab, auf wessen Seite er stand.
    »Es ist nicht auf meinem Mist gewachsen - das hier, meine ich. Admiräle sind leicht zu beeindrucken, nehme ich an.«
    »Ich nicht, Mr. Clark. Verflucht, Sie haben mir mit Ihrem Gummimesser fast einen Herzschlag verpaßt. Mir fällt Ihr Name - Ihr richtiger, meine ich - nicht mehr ein, aber sind Sie nicht die Schlange genannt worden? Sie haben doch PLASTIC FLOWER durchgeführt.«
    »Das war nicht gerade das klügste, was ich je getan habe«, meinte Kelly.
    »Wir waren damals Ihre Hintermänner. Der gottverdammte Helikopter ist verreckt - drei Meter über dem Boden ging der Motor aus: bumm. Deshalb haben wir es nicht geschafft. Die nächstbeste Alternative war die Erste Kavallerie. Deswegen hat es so lang gedauert.«
    Kelly drehte sich um. Irvins Gesicht war so schwarz wie die Nacht. »Das hab ich nicht gewußt.«
    Der Gunnery Sergeant zuckte im Dunkeln die Achseln. »Ich hab die Bilder gesehen von dem, was passiert ist. Der Kapitän hat uns gesagt, Sie wären ein Narr gewesen, so gegen die Regeln zu verstoßen. Aber das war unsere Schuld. Wir hätten zwanzig Minuten nach Ihrer Meldung dort sein müssen. Wenn wir rechtzeitig dagewesen wären, hätte eines oder zwei dieser kleinen Mädchen überlebt. Jedenfalls war der Grund für das Scheitern eine schlechte Dichtung am Motor, bloß ein kleines, vermaledeites Stück Gummi, das gerissen ist.«
    Kelly knurrte. Durch solche Kleinigkeiten konnte sich das Schicksal von ganzen Völkern wenden. »Hätte schlimmer kommen können - sie hätte auch hoch oben in der Luft reißen können, dann wären Sie wirklich in der Bredouille gewesen.«
    »Stimmt. Verdammt blöde Ursache für den Tod eines Mädchens, nicht wahr?« Irvin verstummte und spähte hinaus in den dunklen Kiefernwald, wie es für Männer seines Berufs typisch ist: sie spähen und lauschen immer. »Ich verstehe, warum Sie es getan haben. Ich wollte nur, daß Sie das wissen. Hätte mich wahrscheinlich genauso verhalten. Vielleicht nicht so gut wie Sie, aber ich hätt's todsicher probiert, und den Schweinehund hätte ich auch nicht am Leben gelassen, Befehl hin oder her.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Kelly leise.
    »Es geht um Song Tay, nicht wahr?« bemerkte

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