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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sie, Sir, Sie haben angeordnet, es ruhig anzugehen, oder etwa nicht? Ich habe Ihnen ausdrücklich gesagt, daß wir ihn in dem Chaos durch den Sturm verlieren würden, und das haben wir ja dann auch. Diese alten Radargeräte, die wir hier verwenden, sind bei schlechtem Wetter keinen Cent wert, zumindest nicht mit einer Nußschale wie dieser Jolle als Ziel.«
    »Das haben Sie bereits gesagt.«
    Und ich werde es weiterhin sagen, so oft, bis du es kapierst, konnte Oreza sich gerade noch verkneifen, da er einen warnenden Blick von Mr. English auffing. Portagee holte tief Luft und sah statt dessen auf die Karte.
    »Also, wo vermuten Sie ihn?«
    »Zum Teufel, die Bucht ist nicht sehr groß, also muß man sich um zwei Küstenlinien kümmern. Die meisten Häuser haben ihre eigenen kleinen Anlegestellen, und dann gibt es alle diese Zuflüsse. Wenn ich er wäre, würde ich so einen Wasserlauf hochfahren. Ein besseres Versteck als eine Anlegestelle, hab ich recht?«
    »Und damit wollen Sie mir sagen, daß er auf und davon ist«, bemerkte der Zivilist finster.
    »Todsicher«, bestätigte Oreza.
    »Da drin stecken drei Monate Arbeit. Monate!«
    »Ich kann's auch nicht ändern, Sir.« Der Mann von der Küstenwache verstummte kurz. »Schauen Sie, er ist wahrscheinlich eher nach Osten als nach Westen, verstehen Sie? Besser vor dem Wind laufen, als ihn gegen sich zu haben. Das ist die gute Nachricht. Das Problem ist nur, ein so kleines Boot läßt sich an Land ziehen und auf einen Anhänger laden. Verdammt, es könnte jetzt schon in Massachusetts sein.«
    Der Zivilist blickte von der Karte auf. »Oh, genau das habe ich hören wollen!«
    »Sir, wollen Sie, daß ich Sie anlüge?«
    »Drei Monate!«
    Er kann einfach nicht lockerlassen, dachten Oreza und English gleichzeitig. Das mußte erst gelernt werden. Manchmal nahm sich die See einfach etwas, da konnte sich einer noch so sehr die Augen ausgucken; meistens wurde es wieder gefunden, aber eben nicht immer, und dann mußte man der See ihre Beute lassen. Auch die beiden Männer hatten sich nie so richtig daran gewöhnen können, aber so lagen die Dinge nun mal.
    »Vielleicht können Sie ein bißchen Hubschrauberunterstützung ranpfeifen. Die Navy hat 'ne ganze Ladung von den Dingern am Pax River«, warf English ein. Unter anderem würde der Mann sich dann nicht mehr auf seinem Wachboot herumtreiben, ein Ziel, das beträchtlichen Aufwand wert war, wenn man bedachte, was er English und seinen Männern für Unannehmlichkeiten bereitete.
    »Wollen Sie mich loswerden?« fragte der Mann mit einem verkniffenen Lächeln.
    »Wie bitte, Sir?« erwiderte English unschuldig. Schade, dachte der Stationskommandant, daß der Mann doch kein kompletter Dummkopf ist.
    Kelly legte nach sieben wieder an seinem Kai an. Er überließ es Sam, die Medikamente an Land zu tragen, während er einige Schutzhüllen über seine Bordinstrumente warf und sein Boot für die Nacht fertigmachte. Die Rückfahrt von Solomons war schweigsam gewesen. Sam Rosen konnte einem Dinge gut erklären, und Kelly konnte gut Fragen stellen. Was es zu erfahren gab, hatte er auf dem Hinweg aufgeschnappt und auf dem Rückweg war er die meiste Zeit mit seinen Gedanken allein gewesen und hatte sich gefragt, was er tun würde, wie er handeln sollte. Das waren nicht leicht zu beantwortende Fragen, und die Tatsache, daß er sich aufs Steuern konzentrieren mußte, trug nicht eben zu ihrer Lösung bei, obwohl er sich das eigentlich erhofft hatte. Er nahm sich mehr Zeit als nötig, um die Vertäuungen zu inspizieren, und ging die gleiche Prozedur auch beim Boot des Arztes durch, bevor er nach drinnen ging.
    Die Lockheed DC-130E Hercules flog deutlich über der niederen Wolkendecke und glitt so sanft und stetig dahin wie in allen 2354 Stunden, die der Flugschreiber gezählt hatte, seit sie vor einigen Jahren die Fertigungshallen von Lockheed in Marietta, Georgia, verlassen hatte. Es sah alles nach einem angenehmen Tag in der Luft aus. In der geräumigen Kanzel beobachteten die vier Mitglieder der Crew pflichtgemäß die klare Luft und ihre zahlreichen Instrumente. Die vier Turbo-Prop-Motoren brummten mit gewohnter Zuverlässigkeit und vermittelten dem Flugzeug ein ständiges hochtouriges Vibrieren, das sich durch die bequemen Pilotensessel mit den hohen Lehnen übertrug und stehende, kreisförmige Wellen in den Styroporbechern mit Kaffee erzeugte. Alles in allem herrschte eine völlig normale Atmosphäre. Doch jeder, der das Flugzeug von außen

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