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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sah, wußte es besser. Die Hercules gehörte zum 99. Strategischen Aufklärungsgeschwader.
    Neben den äußeren Motoren an jeder Tragfläche der Hercules hing noch je ein zusätzlicher Flieger. Es waren Modell147SC-Drohnen. Ursprünglich als Hochgeschwindigkeitsziele mit der Bezeichnung »Feuerbiene«-II entworfen, trugen sie nun die informelle Bezeichnung »Büffeljäger«. Im rückwärtigen Laderaum der DC-130E befand sich eine zweite Mannschaft, die nun die Miniflieger bereitmachte, nachdem sie sie vorher für eine Mission programmiert hatte, die so geheim war, daß im Grunde keiner von der Mannschaft wußte, worum es eigentlich ging. Das mußten sie auch nicht. Für sie ging es nur darum, den Drohnen einzugeben, was sie tun und wann sie es tun sollten. Der Cheftechniker, ein dreißigjähriger Sergeant, hatte einen Vogel mit dem Codenamen Cody-193 zu betreuen. Sein Sitzplatz gestattete es ihm, sich umzudrehen und durch ein kleines Guckloch seinen Vogel direkt zu inspizieren, was er auch tat, obwohl das gar nicht nötig war. Der Sergeant liebte die Dinger, wie ein Kind ein besonders unterhaltsames Spielzeug liebt. Er hatte seit zehn Jahren am Drohnenprojekt gearbeitet, und diese eine war er schon einundsechzigmal geflogen. Das war ein Rekord auf diesem Gebiet.
    Cody-193 besaß eine ehrenwerte Ahnenreihe. Seine Hersteller, Teledyne-Ryan aus San Diego, Kalifornien, hatten Charles Lindberghs Spirit of St. Louis gebaut, aber die Firma hatte es nie ganz geschafft aus diesem Kapitel der Luftfahrtgeschichte Profit zu machen. Nachdem sie sich von einem Vertrag zum anderen durchgewurstelt hatte, war sie schließlich durch die Herstellung von Zielobjekten finanziell ins Lot gekommen. Mit irgendwas mußten Kampfbomber schließlich das Zielen üben. Und genau das war die FeuerbienenDrohne ursprünglich gewesen: ein Miniaturdüsenflugzeug, dessen Bestimmung es war, durch die Hände eines Kampfpiloten einen ehrenvollen Tod zu sterben - nur hatte der Sergeant die Dinge immer ein wenig anders betrachtet. Er war Drohnentechniker, und deshalb fand er, seine Aufgabe bestünde darin, es diesen aufgeblasenen Adlern einmal richtig zu zeigen, indem er »seinen« Vogel so fliegen ließ, daß sie mit ihren Geschossen nichts weiter trafen als pure Luft. Ja, die Kampfpiloten hatten gelernt, seinen Namen zu verfluchen, obwohl die Anstandsregeln der Luftwaffe auch verlangten, ihm für jede nicht abgeschossene Drohne eine Flasche Schnaps zu spendieren. Dann war vor ein paar Jahren jemandem aufgefallen, daß eine Feuerbienen-Drohne, wenn sie für die eigenen Leute schon so schwer zu treffen war, auch für andere kein einfaches Ziel bieten dürfte, die aus ernsteren Gründen auf ein Flugzeug feuerten als dem jährlichen Wilhelm-Tell-Wettbewerb. Auch den Mannschaften der bodennahen Aufklärungsflugzeuge hatte sie die Arbeit sehr viel leichter gemacht.
    Der Motor von Cody-193 lief auf vollen Touren, während sie an ihrer Strebe hing und dem Mutterflugzeug sogar noch zu ein paar Knoten Fluggeschwindigkeit mehr verhalf. Der Sergeant warf ihr einen letzten Blick zu. Einundsechzig kleine Fallschirmsymbole waren knapp vor der Tragfläche auf die linke Seite gemalt, und mit ein bißchen Glück würde er in ein paar Tagen das zweiundsechzigste hinpinseln. Obwohl er sich über die genaue Art seines Auftrags nicht ganz im klaren war, war das Überbieten des Rekords Ansporn genug für ihn, bei der Vorbereitung seines Lieblingsspielzeugs auf den laufenden Wettbewerb äußerste Sorgfalt walten zu lassen.
    »Paß auf dich auf, Baby«, flüsterte der Sergeant, als die Drohne ausklinkte. Cody-193 war auf sich allein gestellt.
    Sarah hatte ein leichtes Abendessen auf dem Herd. Kelly roch es, noch bevor er die Tür aufmachte. Er trat ein und sah Rosen im Wohnzimmer sitzen.
    »Wo ist Pam?«
     
    »Wir haben ihr Medikamente gegeben«, antwortete Sam.
    »Sie dürfte jetzt schlafen.«
    »Sie schläft«, bestätigte Sarah, die auf dem Weg in die Küche durch das Zimmer kam. »Ich hab gerade nachgesehen. Das arme Ding ist erschöpft; sie hat einige Zeit keinen Schlaf gehabt. Das setzt ihr jetzt zu.«
    »Aber wenn sie doch Schlaftabletten genommen hat... « »John, der Körper reagiert merkwürdig auf das Zeug«, erklärte Sam. »Er kämpft dagegen an, oder er versucht es wenigstens, während er gleichzeitig davon abhängig wird. Das Schlafen wird ihr für eine Weile ganz schön Probleme bereiten.«
    »Da ist noch etwas«, berichtete Sarah. »Sie hat furchtbare Angst

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