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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Gott, nicht etwa ihm zu helfen, sondern den Männern, die er zu retten versuchte. Kelly hielt es nach dem, was er erst vor kurzem ganz woanders erledigt hatte, zwar schon für seltsam, zu beten, aber er nahm sich die Zeit, um Vergebung zu bitten für alles Übel, das er getan hatte, wobei er sich immer noch fragte, ob er gesündigt hatte oder nicht. Mit dieser Überlegung setzte er sich aber nur kurz auseinander. Nun galt es, nach vorn zu blicken. Vielleicht würde Gott ihm helfen, Colonel Zacharias zu retten, aber er selbst mußte auch etwas dafür tun. Kellys letzter Gedanke, bevor er die Privatkabine verließ, galt dem Foto eines einsamen Amerikaners, der kurz davor stand, von einem kleinen Scheusal der NVA eins über die Rübe zu bekommen. Es war Zeit, das zu beenden, sagte er sich, während er schon die Tür öffnete.
    »Die Ausstiegsluke ist dort«, sagte Esteves.
    Kelly kletterte die Leiter hoch, von Esteves und wohl noch sechs oder sieben weiteren Männern der Skate beobachtet. »Sorgen Sie dafür, daß wir davon erfahren«, sagte der Captain, der die Luke persönlich schloß.
    »Ich werde mein Bestes versuchen«, gab Kelly zurück, gerade als das Metallscharnier einklinkte. Eine Taucherlunge wartete auf ihn. Der Zeiger stand auf Null, sah Kelly, bevor er es noch einmal selber überprüfte. Er nahm das wasserdichte Telefon auf.
    »Hier Clark. In der Kammer. Bin bereit.«
    »Der Sonar zeigt nichts weiter als heftigen Regen auf der Oberfläche an. Sichterkundung negativ. Vaya con dios, Senor Clark.«
    »Gracias«, gab Kelly schmunzelnd zur Antwort. Er legte den Hörer auf und öffnete das Flutventil. Wasser drang von unten in das Abteil ein und änderte plötzlich den Druck in dem beengten Raum.
    Kelly sah auf die Uhr. Es war sechzehn Minuten nach acht, als er die Luke aufstieß und sich auf das unter Wasser befindliche Vordeck der USS Skate zog. Er benützte ein Licht, um den Seeschlitten anzuleuchten. Dieser war an vier Stellen angebunden, aber bevor er ihn losmachte, hakte er eine Sicherheitsleine an seinem Gürtel ein. Nicht auszudenken, wenn sein Taxi ohne ihn lostuckern würde. Auf der Tiefenanzeige waren fünfzehn Meter angegeben. Das U-Boot befand sich tatsächlich in gefährlich seichtem Wasser, und je früher er sich aufmachte, desto eher wäre dessen Besatzung wieder in Sicherheit. Er löste den Schlitten, drückte auf den Stromschalter, und zwei verdeckte Propeller begannen sich langsam zu drehen. Gut. Kelly zog das Messer aus seinem Gürtel und klopfte zweimal auf das Deck, dann befestigte er die Flossen am Gerät und steuerte los, auf Kompaßkurs dreinull-acht.
    Nun gibt es kein Zurück mehr, sagte er sich. Aber wann gab es das für ihn schon mal?

28 Als erster rein
    Es war schon gut, daß er das Wasser nicht riechen konnte. Zumindest nicht gleich. Kaum etwas geht einem so an die Nerven oder raubt einem die Orientierung, wie nachts unter Wasser zu schwimmen. Glücklicherweise hatten die Konstrukteure des Schlittens, die selbst Taucher gewesen waren, das gewußt. Das Unterwassergefährt war ein wenig länger als Kelly. Es war eigentlich ein modifizierter Torpedo, dessen Fahrtrichtung und Geschwindigkeit von einem Menschen gesteuert werden konnte. Im Grunde war es damit ein Miniatur-Unterseeboot, obwohl es eher der Kinderzeichnung eines Flugzeugs ähnelte. Die »Flügel« - die eigentlich Flossen genannt wurden - waren handgesteuert. Es gab einen Tiefenmesser und eine Anzeige über den Neigungswinkel und die Leistungskraft der Batterie sowie den lebensnotwendigen Magnetkompaß. Ursprünglich waren der Elektromotor und die Batterien dafür konstruiert worden, um das Gefährt mit hoher Geschwindigkeit mehr als zehntausend Meter durchs Wasser zu schicken. Bei geringerer Geschwindigkeit kam es viel weiter und hielt bei fünf Knoten fünf bis sechs Stunden durch, in Kellys Fall sogar noch länger, wenn es stimmte, was die Mechaniker der Ogden gesagt hatten.
    Es war merkwürdigerweise ähnlich wie beim Herflug in der C-141. Das Surren der Zwillingspropeller war nicht weit zu hören, aber Kelly befand sich keine zwei Meter von ihnen entfernt, und das ständige hochtourige Wimmern ließ ihn in seiner Tauchermaske das Gesicht verziehen. Zum Teil kam das aber auch von dem vielen Kaffee, den er getrunken hatte. Er mußte hellwach sein und war deshalb mit so viel Koffein vollgepumpt, daß es selbst einen Toten wieder zum Leben erweckt hätte. Auf so vieles galt es zu achten. Auf dem Fluß verkehrten

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