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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Neigungswinkel ein, der schon eine Generation vorher von unzähligen jungen Frauen - mittlerweile Großmütter - auf mechanischen Rechenmaschinen bestimmt worden war. Im Rechner waren Kurs und Geschwindigkeit des Kreuzers schon eingegeben, und da sie auf ein feststehendes Ziel feuerten, wurde ein identischer, aber umgekehrter Geschwindigkeitsvektor ausgewiesen. Auf diese Art blieben die Geschütze automatisch konstant auf ihr Ziel ausgerichtet.
    »Feuer frei«, befahl der Artillerieoffizier. Ein junger Matrose betätigte die Auslösung, und die USS Newport News wurde von der ersten Salve an diesem Tag erschüttert.
    »Okay, auf Azimut, wir sind etwa - dreihundert zu kurz«, sagte der Master Chief leise, die Dreckfontänen im Visier seines Entfernungsmessers.
    »Um dreihundert hoch«, übermittelte der Sprecher, und die nächste Salve donnerte fünfzehn Sekunden später los. Er wußte nicht, daß die erste Salve unabsichtlich den Kommandobunker der Radaranlage zerstört hatte. Die zweite Salve sauste durch die Luft. »Die schlägt ein«, flüsterte der Master Chief.
    So war es auch. Drei der acht Ladungen landeten im Umkreis von fünfzig Metern der Radarantenne und zerfetzten sie.
    »Treffer«, sprach er in sein Mikrofon, während er darauf wartete, daß sich der Staub legte. »Ziel zerstört.«
    »Schlägt jederzeit ein Flugzeug«, sagte der Kapitän, der alles von der Brücke aus beobachtete. Vor fünfundzwanzig Jahren war er ein junger Artillerieoffizier auf der USS Mississippi gewesen und hatte das Bombardieren von Zielen an der Küste des westlichen Pazifiks gelernt, genauso wie sein geschätzter Master Chief an Punkt 1. Das war sicherlich das letzte Hurra für die echten Kreuzer mit Langrohrkanonen, und der Kapitän war entschlossen, daß es ein lautes werden würde.
    Einen Augenblick später spritzte tausend Meter weiter Wasser auf. Das kam wahrscheinlich von den 130-mm-Geschützen, die die NVA einsetzte, um die Navy zu ärgern. Er würde sich um sie kümmern, noch bevor er die Flakstellungen in Angriff nahm.
    »Abwehrbatterie!« meldete der Skipper der Gefechtszentrale.
    »Aye, Sir, wir peilen sie schon an.« Eine Minute später verlegte die Newport News ihr Feuer. Die Schnellfeuergeschütze suchten und fanden die sechs 13oer, die es wirklich besser hätten wissen sollen.
    Sie sollten nur ablenken, wie der Kapitän wußte. Es konnte gar nicht anders sein. Irgendwo war etwas anderes im Gange. Er wußte nicht, was, aber es mußte schon was Gutes sein, wenn es ihm und seinem Kreuzer gestattete, in die Gefechtslinie nördlich der entmilitarisierten Zone vorzudringen. Er würde sich bestimmt nicht darüber beklagen, sagte sich der befehlshabende Offizier, während das Schiff unter ihm wieder erbebte. Dreißig Sekunden später verkündete eine sich rasch ausdehnende orangefarbene Wolke das Ende jener Geschützbatterie.
    »Wir haben Folgeexplosionen«, verkündete der Befehlshaber. Die Besatzung der Brücke jubelte kurz und machte sich dann wieder an die Arbeit.
    »Da sind wir.« Captain Mason trat vom Periskop zurück. »Ganz schön nah.« Kelly stellte mit einem Blick fest, daß Esteves gerne was riskierte. Der Skate schürfte es praktisch schon die Muscheln vom Kiel. Das Periskop befand sich knapp über Wasser, denn die See umspülte die untere Hälfte der Linse. »Ich nehme an, das reicht aus.«
    »Ein guter Regenguß kommt auf uns zu«, sagte Esteves. »›Gut‹ ist richtig.« Kelly trank seinen Kaffee aus, den echten Navy-Kaffee mit einer Prise Salz. »Den werde ich ausnutzen.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja, Sir.« Kelly nickte knapp. »Außer Sie haben vor, noch näher heranzurücken«, fügte er mit einem herausfordernden Grinsen hinzu.
    »Dummerweise haben wir unten keine Räder, sonst würde ich es versuchen.« Esteves deutete nach vorn. »Worum geht´s denn hier? Sonst weiß ich das immer.«
    »Sir, ich kann es Ihnen nicht sagen. Nur eins: wenn es klappt, dann erfahren Sie es.« Das mußte genügen. Esteves zeigte auch Verständnis.
    »Dann machen Sie sich bereit.«
    Auch bei dem warmen Wasser mußte Kelly sich vor einer Erkältung vorsehen. Acht Stunden im Wasser, auch wenn es nur ein paar Grad kälter als sein Körper war, konnten einem die Energie aussaugen wie bei einer kurzgeschlossenen Batterie. Er zwängte sich in einen grünschwarzen Neopren-Taucheranzug, brachte die doppelte Zahl von Bleigewichten an.
    Allein in der Privatkabine des Seeoffiziers, hatte er seine letzte Bedenkzeit. Er bat

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