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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Doch Kelly schob die Gashebel ungerührt nach vorn.
    Oreza beobachtete die Springer auf ihrem nördlichen Kurs und fragte sich, was wohl wirklich vorging. ›Außer Landes‹, hatte er gesagt. Sein Boot war garantiert nirgendwo in der Chesapeake gewesen - doch wo dann? Warum hatte die Polizei so ein Interesse an ihm? Kelly, ein Mörder? Nun, für irgend etwas hatte er sein Navy-Kreuz ja bekommen. Oreza wußte nur, daß er beim UDT war. Davon abgesehen war er ein guter Kerl, mit dem man ein Bier trinken konnte, und auf seine Art ein ernsthafter Seemann. Es wurde alles eindeutig schwieriger, wenn man nicht mehr bloß den Such- und Rettungsdienst machte und statt dessen die ganze andere Polizeiarbeit leistete, sagte sich der Quartermaster, während er nach Südwesten in Richtung Thomas Point steuerte. Er mußte einen Anruf machen.
    »Also, was ist passiert?«
    »Roger, sie haben gewußt, daß wir kommen würden«, antwortete Ritter mit festem Blick.
    »Wie, Bob?« fragte MacKenzie.
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Eine undichte Stelle?«
    Ritter langte in seine Tasche und zog die Fotokopie eines Schriftstücks heraus, die er hinüberreichte. Das Original war auf vietnamesisch geschrieben. Unter dem Text der Kopie befand sich die handgeschriebene Übersetzung. Aus dem Gedruckten stachen die englischen Worte »green bush« hervor.
    »Sie kannten den Namen?«
    »Das ist nun ein Loch in ihrem Geheimhaltungssystem, Roger, aber ja, es sieht ganz danach aus. Ich nehme an, sie hatten vor, diese Information bei irgendeinem der Marines einzusetzen, die sie vielleicht gefangengenommen hätten. So etwas eignet sich hervorragend, Leute auf die schnelle zusammenbrechen zu lassen. Aber wir haben noch mal Glück gehabt.«
    »Ich weiß. Es ist niemand verletzt worden.«
    Ritter nickte. »Wir haben einen Kerl am Boden vorausgeschickt, ein SEAL von der Navy, der hervorragende Arbeit geleistet hat. Jedenfalls war er auf dem Beobachtungsposten, als die NVA-Verstärkung gekommen ist. Er hat das Unternehmen abgeblasen. Dann ist er einfach den Hügel runterspaziert.« Es wirkte immer weitaus dramatischer, zu untertreiben, vor allem bei jemandem, dem selbst schon die Kugeln um die Ohren gesaust waren.
    Das war MacKenzie einen Pfiff wert. »Muß ein abgebrühter Bursche sein.«
    »Noch viel besser«, sagte Ritter leise. »Auf dem Rückweg hat er noch den Russen eingesackt, der mit unseren Leuten gesprochen hat, und den Lagerkommandanten. Sie sind bei uns in Winchester. Lebendig«, fügte Ritter mit einem Lächeln hinzu.
    »So haben Sie die Depesche erhalten? Ich habe gedacht das wäre der Abhördienst gewesen«, meinte MacKenzie.
    »Wie hat er das zustande gebracht?«
    »Wie Sie schon sagten, ein abgebrühter Bursche.« Ritter lächelte. »Das ist die gute Nachricht.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich die schlechte hören will.« »Wir verfugen über Angaben, daß die Gegenseite das Lager und alle darin Befindlichen eliminieren möchte.«
    »Mein Gott... Henry ist gerade in Paris«, sagte MacKenzie. »Das ist der falsche Weg. Wenn er das auf den Tisch bringt, selbst in einer der informellen Sitzungen, werden sie es glattweg abstreiten, und es könnte sie so stark verschrecken, daß sie versucht wären, vollendete Tatsachen zu schaffen, damit sie alles garantiert abstreiten können.« Es war gut bekannt, daß die wahre Arbeit bei solchen Konferenzen während der Pausen erledigt wurde, nicht dann, wenn die Leute die Punkte förmlich am Konferenztisch ansprachen, über dessen Form allein schon endlos debattiert worden war.
    »Stimmt! Was dann?«
    »Wir versuchen es über die Russen. Da haben wir einen Zugangsweg. Ich habe den Kontakt selbst aufgenommen.« »Lassen Sie mich wissen, wie es sich entwickelt.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Vielen Dank, daß ich mit Ihnen sprechen kann«, sagte Lieutenant Ryan.
    »Was soll denn nun das Ganze?« fragte Sam Rosen. Sie waren in seinem Büro. In dem kleinen Raum drängten sich vier Menschen, denn Sarah und Sandy waren auch anwesend.
    »Es geht um Ihren früheren Patienten - um John Kelly.« Die Mitteilung kam nicht überraschend, das sah Ryan. »Ich muß mit ihm sprechen.«
    »Was hält Sie davon ab?« fragte Sam.
    »Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe irgendwie gehofft, Sie hier wußten es.«
    »Worum geht's?« fragte Sam.
    »Um eine Mordserie«, antwortete Ryan sofort, weil er hoffte, sie zu schockieren.
    »Wer ist ermordet worden?« Diese Frage stellte die

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