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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Tiere, die sich ungefähr ebenso schnell fortbewegten wie ein Gletscher.
    »Hallo, Bob.« »Charles« war nun ein überflüssiges Täuschungsmanöver, obwohl Woloschin den Anruf angeregt hatte - direkt bis zu Ritters Schreibtisch, um zu zeigen, wie clever er war. So lief es beim Geheimdienst in beide Richtungen. Wenn die Russen einen Anruf anregten, gebrauchte man den Codenamen »Bill«.
    »Hallo, Sergej.« Ritter zeigte auf die Reptilien. »Erinnert das nicht daran, wie unsere Regierungen arbeiten?«
    »Nicht mein Teil davon.« Der Russe nippte an seiner Limonade. »Und Ihrer auch nicht.«
    »Nun gut. Was sagt Moskau?«
    »Sie haben bei Ihrer Erzählung was ausgelassen.«
    »Und was war das?«
    »Daß Sie außerdem noch einen vietnamesischen Offizier haben.«
    »Was geht das Sie an?« fragte Ritter leichthin. Anscheinend wollte er damit überspielen, wie sehr es ihn ärgerte, daß Woloschin informiert war. Seinem Gesprächspartner blieb das nicht verborgen.
    »Das verkompliziert die Sache. Moskau weiß nämlich noch nicht Bescheid.«
    »Dann behalten Sie es doch einfach für sich«, schlug Ritter vor. »Denn, wie Sie gesagt haben, es verkompliziert die Sache. Ich versichere Ihnen, daß Ihre Alliierten nichts wissen.«
    »Wie ist das möglich?« fragte der Russe.
    »Sergej, würden Sie mir erzählen, welche Tricks Sie anwenden?« entgegnete Ritter und beendete damit diesen Teil der Unterhaltung. Ein Teil, der äußerste Vorsicht verlangte, und das nicht nur aus einem Grund.
    »Unsere sozialistischen Brüder sind unsere Verbündeten.«
    »Ja, und wir haben in ganz Lateinamerika Bollwerke der Demokratie. Wollen Sie mit mir einen Schnellkurs in politischer Philosophie abhalten?«
    »Das Gute an Feinden ist, daß man weiß, wo sie stehen. Bei Freunden ist das anders«, gab Woloschin zu. Damit erklärte er zugleich, warum die sowjetische Regierung mit dem gegenwärtigen Präsidenten Amerikas so gut zurechtkam. Ein Schlitzohr, gewiß, aber ein durchschaubares. Und außerdem, gestand Woloschin sich insgeheim ein, hatten sie nur wenig Verwendung für den Vietnamesen. Die eigentliche Auseinandersetzung spielte sich in Europa ab. Das war immer so gewesen, und so würde es auch bleiben. Dort wurde seit Jahrhunderten der Lauf der Geschichte entschieden, und daran ließ sich nicht rütteln.
    »Nennen Sie es doch eine unbestätigte Meldung, die erst noch überprüft werden muß. Zögern Sie es hinaus. Bitte, General, es steht einfach zuviel auf dem Spiel. Wenn unseren Männern etwas zustößt, dann werden wir mit Ihrem Offizier an die Öffentlichkeit treten; das verspreche ich Ihnen. Das Pentagon ist informiert, Sergej. Dort will man unsere Männer zurückhaben und schert sich einen Dreck um den Friedensvertrag.« Die Unverhülltheit, mit der er sprach, zeigte, was Ritter wirklich dachte.
    »Stimmt das? Gilt das auch für Ihre Direktoren?«
    »Natürlich würde uns ein Vertrag das Leben erleichtern. Wo waren Sie 1962, Sergej?« fragte Ritter, der es zwar wußte, es aber gern noch einmal von ihm selbst hören wollte.
    »In Bonn, das wissen Sie doch. Ich habe zugesehen, als Ihre Truppen in Alarmbereitschaft versetzt wurden, weil Nikita Sergejewitsch sein dummes Spielchen durchziehen wollte.« Gegen den Rat des KGB und des Außenministeriums, wie beide Männer wußten.
    »Freunde werden wir wohl nie werden, aber selbst Feinde können sich auf bestimmte Regeln einigen. Ist das nicht alles, was zählt?«
    Der Mann handelt überlegt, dachte Woloschin erfreut. Das machte sein Verhalten vorhersehbar, und mehr als an allem anderen war den Russen daran gelegen. »Sie haben mich überzeugt, Bob. Können Sie mir versprechen, daß unsere Alliierten nichts davon wissen?«
    »Ganz bestimmt nicht. Und mein Angebot, Ihren Mann zu treffen, gilt nach wie vor«, fügte er hinzu.
    »Ohne daß Sie das gleiche verlangen?« hakte Woloschin nach.
    »Dafür brauche ich die Genehmigung von oben. Wenn Sie mich darum bitten, kann ich es versuchen, aber in gewisser Weise würde das die Sache ebenfalls verkomplizieren.«
    »Aber ich bitte Sie darum«, stellte Woloschin klar.
    »Gut. Ich rufe Sie an. Und als Gegenleistung?«
    »Als Gegenleistung werde ich Ihr Anliegen überdenken.« Ohne ein weiteres Wort brach Woloschin auf.
    Hab ich dich! dachte Ritter, als er zu seinem Auto ging. Er hatte ein vorsichtiges, aber raffiniertes Spiel gespielt. Es gab drei Stellen, an denen BOXWOOD GREEN durchgesickert sein konnte. Er hatte alle betreffenden Personen aufgesucht.

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