01 - Gnadenlos
Ladefläche, der sowohl eine Flucht verhindern als auch Einblick verwehren sollte. Sie wurden also woanders hingebracht. Robin hatte keine genaue Vorstellung, wo sie sich befanden; deshalb konnte er sich kaum denken, wo es hingehen sollte. Nichts konnte schlimmer sein als dieses Lager und trotzdem hatte er es irgendwie überlebt, wunderte sich Robin, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Die Umrisse des Lagers verschwammen in der Dunkelheit und mit ihnen die schwerste Prüfung, die das Leben für ihn bereitgehalten hatte. Der Colonel senkte den Kopf und flüsterte ein Dankesgebet. Und dann, zum erstenmal seit Monaten, betete er um Erlösung, wie immer sie auch aussehen mochte.
»Das ist Ihr Verdienst, Mr. Clark«, sagte Ritter mit einem bedeutungsvollen Blick auf das Telefon, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
»Aber ich habe dabei keinen Plan gehabt, Sir.« »Nein, sicher nicht. Doch anstatt den Russen zu töten, haben Sie ihn mitgenommen.« Ritter blickte fragend Admiral Greer an. Kelly konnte nicht sehen, daß dieser mit einem Nicken seinem Leben eine neue Wendung gab.
»Ich wünschte, Cas hätte das noch miterleben können.«
»Also, was wissen sie?«
»Sie haben Xantha lebend in die Finger gekriegt, und jetzt sitzt sie im Gefängnis des County. Was kann sie denen erzählen?« fragte Charon. Tony Piaggi war auch gekommen.
Die beiden sahen sich zum erstenmal. Für ihr Treffen benutzten sie das zukünftige Labor im Osten Baltimores. Wenn er sich ein einziges Mal hier blicken ließ, ging er ja wohl noch kein Risiko ein, meinte der Drogenfahnder.
»Ein großes Problem«, stellte Piaggi fest. Für die anderen war das eine überflüssige Bemerkung, bis er fortfuhr. »Aber das kriegen wir schon in den Griff. Oberstes Gebot ist allerdings, daß wir die Lieferung für meine Freunde fertigmachen.«
»Mensch, die haben uns zwanzig Kilo abgenommen!« wandte Tucker ein. Er wußte jetzt, was Angst war. Allem Anschein nach gab es da draußen etwas, was seine Angst rechtfertigte.
»Hast du noch anderen Stoff?«
»Ja, in meiner Wohnung sind zehn Kilo.«
»Bewahrst du das Zeug etwa zu Hause auf?« entrüstete sich Piaggi. »Mensch, Henry!«
»Das Flittchen weiß doch nicht, wo ich wohne.«
»Aber sie kennt deinen Namen, Henry. Und mit einem Namen können wir schon eine ganze Menge anfangen«, klärte ihn Charon auf. »Oder was denkst du, warum meine Leute euch bisher nicht auf den Pelz gerückt sind?«
»Wir müssen die ganze Organisation neu aufbauen«, erklärte Piaggi besonnen. »Das ist kein Problem. Außerdem müssen wir umziehen, aber auch das ist nicht weiter schwer. Henry, du kriegst deinen Stoff über andere Kanäle, nicht wahr? Du bringst ihn rein, und wir bringen ihn raus. Und so haben wir im Handumdrehen eine neue Organisation.«
»Aber dann verliere ich meine Leute hier!«
»Deine Leute kannst du vergessen, Henry. Ich übernehme die Belieferung der gesamten Ostküste. Denk doch endlich einmal nach, um Himmels willen! Du verlierst dabei vielleicht ein Viertel deiner erwarteten Einnahmen. Aber das haben wir in zwei Wochen wieder drin. Denk nicht immer in so kleinen Dimensionen!«
»Dann kommt es jetzt darauf an, alle Spuren zu verwischen.« Charon fand allmählich Interesse an Piaggis Zukunftsvorstellungen. »Xantha steht bis jetzt ganz allein da, und noch dazu ist sie drogensüchtig. Sie war auf Pillen, als man sie aufgegriffen hat. Wenn sie nicht noch was anderes haben, können sie mit einer solchen Zeugin nicht viel anfangen. Verlegt also die Firma in eine andere Gegend; und dann dürfte eigentlich nichts mehr passieren.«
»Die anderen müssen so schnell wie möglich abtauchen«, drängte Piaggi.
»Ohne Burt fehlt mir der Rückhalt. Ich kann mir ein paar Leute besorgen, die ich kenne... «
»Unmöglich, Henry. Du kannst zu diesem Zeitpunkt keine neuen Leute dazuholen. Ich werde Philadelphia anrufen.
Du weißt, wir haben noch zwei Männer in Reserve.« Mit einem Nicken war diese Sache besiegelt. »Als nächstes müssen wir meine Freunde zufriedenstellen. Wir brauchen also zwanzig Kilo Stoff, verschnitten und abgepackt, und das verdammt schnell.«
»Ich habe nur zehn«, gab Henry zu bedenken.
»Aber wir beide wissen, wo noch mehr zu holen ist, nicht wahr, Lieutenant Charon?« Diese Frage versetzte dem Drogenfahnder einen solchen Schock, daß er vergaß, ihnen von der anderen Sache zu erzählen, die ihm Sorge bereitete.
36 Gefährliche Drogen
Es war Zeit, daß
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