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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Post, und überrascht stellte Kelly fest, daß über die Morde in Somerset County auch hier auf der ersten Seite berichtet wurde.
    »Ja, Sir, das kann man wohl sagen.« Beiden älteren Männern fiel auf, daß das nicht ohne Einschränkung gemeint war. »Warum wollen Sie mich sprechen?«
    »Das habe ich Ihnen bereits im Flugzeug erklärt. Durch Ihre Entscheidung, den Russen mitzunehmen, können unsere Leute womöglich doch noch gerettet werden. Wir brauchen Männer, die selbständig denken. Ich möchte Ihnen einen Platz in einer Abteilung meiner Organisation anbieten.«
    »Und was muß ich dann tun?«
    »Was wir Ihnen sagen«, antwortete Ritter. Er hatte sogar schon etwas im Sinn.
    »Aber ich habe nicht mal einen College-Abschluß.«
    Ritter zog die dicke Akte, die auf seinem Schreibtisch lag, näher zu sich heran. »Ich habe mir das hier aus St. Louis schicken lassen.« Kelly erkannte die Seiten. Es waren die kompletten Unterlagen über seine Zeit bei der Navy. »Sie hätten das College-Stipendium wirklich annehmen sollen. Ihr Intelligenz-Quotient ist sogar noch höher, als ich dachte, und Sie haben ein besseres Sprachtalent als ich. James und ich können das mit dem mangelnden Abschluß schon deichseln.«
    »Ihr Navy Cross macht das wieder wett«, ergänzte Greer. »Und auch alles, was Sie bei der Planung von BOXWOOD GREEN und später bei Ihrem Einsatz geleistet haben.«
    Kellys Gefühle kämpften gegen seinen Verstand. Er konnte nur nicht sagen, welcher Teil die Oberhand hatte. Dann kam er zu dem Ergebnis, daß er irgend jemandem die Wahrheit sagen mußte.
    »Da gibt es ein Problem, meine Herren.«
    »Um was handelt es sich?« fragte Ritter.
    Kelly zeigte mit dem Finger auf den Artikel auf der Titelseite. »Vielleicht sollten Sie das erst lesen.«
    »Das habe ich schon. Na und? Jemand hat der Gesellschaft einen Dienst erwiesen«, sagte der Offizier unbeeindruckt. Dann erkannte er den Ausdruck in Kellys Augen, und seine Stimme wurde augenblicklich besorgt. »Reden Sie weiter, Mr. Clark.«
    »Das war ich, Sir.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Greer.
    »Die Akte ist unterwegs, Sir«, sagte der Archivbeamte am Telefon. »Was heißt das?« fuhr Ryan auf. »Ich habe einen Teil der Unterlagen direkt vor mir.«
    »Bleiben Sie mal einen Augenblick dran? Ich gebe Ihnen meine Vorgesetzte.« Die Leitung war unterbrochen, etwas, was Ryan gewöhnlich nicht ausstehen konnte.
    Ryan blickte aus dem Fenster und zog eine Grimasse. Er hatte sich mit dem Zentralarchiv der Armee in St. Louis verbinden lassen, wo in einem gesicherten und bewachten Gebäudekomplex jedes Fitzelchen Papier, das irgendwie mit einem männlichen oder weiblichen Militärangehörigen in Zusammenhang stand, aufbewahrt wurde. Die Existenz einer solchen Einrichtung war ein Kuriosum, aber ein nützliches, denn Ryan hatte schon mehrfach brauchbare Informationen daraus bezogen.
    »Irma Rohrerbach«, sagte eine Stimme nach kurzem elektronischen Pfeifen. Vor seinem geistigen Auge tauchte augenblicklich das Bild einer übergewichtigen Weißen auf, deren Schreibtisch mit Akten überhäuft war, die eigentlich schon vor einer Woche hätten bearbeitet sein sollen.
    »Hier ist Lieutenant Emmet Ryan von der städtischen Polizei Baltimore. Ich brauche Informationen aus einer Personalakte, die bei Ihnen liegt -«
    »Sir, die Akte ist nicht hier. Mein Mitarbeiter hat mir schon erklärt, worum es sich handelt.«
    »Was soll das heißen? Soweit ich weiß, dürfen Sie keine Unterlagen außer Haus geben.«
    »Das ist nicht ganz richtig. In bestimmten Fällen dürfen wir das durchaus, und dies war ein solcher Fall. Wir bekommen die Akte zurück, aber ich weiß nicht, wann.«
    »Wer hat sie jetzt?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen, Sir.« An ihrem Tonfall erkannte Ryan, wie gleichgültig ihr das Ganze war. Die Akte war fort, und ehe sie nicht zurückkehrte, gehörte sie nicht länger zu dem Universum, das für sie zählte.
    »Sie wissen, ich könnte mir einen Gerichtsbeschluß besorgen.« Normalerweise wirkte das bei Leuten, denen nur höchst selten die Aufmerksamkeit einer höheren Institution zuteil wurde.
    »Ja, das können Sie. Kann ich sonst noch was für Sie tun, Sir?« Sie war also auch daran gewöhnt, daß man sie unter Druck setzte. Schließlich kam der Anruf aus Baltimore, und ein Schreiben von einem Richter mehr als tausend Kilometer entfernt schien eine vage und unwirkliche Drohung. »Haben Sie unsere Postadresse, Sir?«
    Aber eigentlich war er noch nicht soweit.

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