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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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abnahm.
    »Ja, Mann, wir essen spät zu Mittag. Willst du rüberkommen und mitessen?«
    »Kürzlich hatte ich mir in eurem Lokal Calamares bestellt. Nicht schlecht. Hat deine Mutter das gekocht?« wollte Kelly wissen, während er sich fragte, wie wohl die Antwort lauten würde.
    »Ganz recht«, erwiderte Tony freundlich. »Altes Familienrezept, hat meine Großmutter aus der Heimat mitgebracht, weißt du.«
    »Also du überraschst mich.«
    »Wie das, Mr. Kelly?« fragte der Mann höflich, mit jetzt entspannterer Stimme. Er wollte wissen, wie sich das auf den am anderen Ende der Leitung auswirken würde.
    »Ich hatte erwartet, du würdest mir ein Geschäft vorschlagen. Eure Leute haben das versucht, aber ich bin nicht darauf eingegangen«, sagte ihm Kelly und ließ etwas Unsicherheit in seiner Stimme erkennen.
    »Wie ich schon angeboten habe, komm doch rüber, dann können wir beim Essen reden.« Die Leitung war wieder tot.
    Ausgezeichnet.
    »Hah, das dürfte dem Mistkerl zu denken geben.« Piaggi goß sich noch eine Tasse Kaffee ein. Der war mittlerweile abgestanden und bitter, aber so stark mit Koffein angereichert, daß Piaggi die Hände nur mit größter Konzentration ruhig halten konnte. Dafür war er immerhin hellwach, sagte er sich. Er sah die beiden anderen an, lächelte und nickte zuversichtlich.
    »Das mit Cas tut mir leid«, bemerkte der Direktor zu seinem Freund.
    Maxwell nickte. »Was soll ich sagen. Will? Er war eigentlich noch nicht reif für die Pensionierung. Keine Angehörigen mehr, hüben wie drüben. Sein Leben spielte sich hier bei uns ab, und auf die eine oder andere Weise näherte es sich seinem Ende.« Keiner der beiden ging darauf ein, was Casimirs Frau getan hatte. Vielleicht würden sie in ein oder zwei Jahren begreifen, daß der Tod zweier Freunde auch eine poetische Harmonie an sich hatte, aber noch waren sie nicht soweit.
    »Ich habe gehört, Sie haben um Ihre Papiere gebeten, Dutch.« Der Direktor der US-Marineakademie konnte das nicht verstehen. Es war doch gemunkelt worden, daß Dutch im Frühjahr höchstwahrscheinlich ein Flottenkommando erhalten würde. Erst vor ein paar Tagen war dieses Gerede verstummt, und er wußte nicht, warum.
    »Das stimmt.« Was dahinter steckte, konnte Maxwell nicht sagen. Die Befehle - in Form eines »Vorschlags« gekleidet - waren über den Leiter der Marineoperationen vom Weißen Haus gekommen. »Ich habe es lange genug gemacht, Will. Zeit, daß frisches Blut reinkommt. Wir Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg... nun ja, ich schätze, wir sollten langsam unsere Posten räumen.«
    »Geht es Ihrem Sohn gut?«
    »Ich bin schon Großvater.«
    »Das freut mich!« Zumindest stand eine gute Nachricht im Raum, als Admiral Greer eintrat. Diesmal trug er sogar Uniform.
    »James!«
    »Ein schönes Chefzimmer«, bemerkte Greer. »Hallo, Dutch.«
    »Oh, wem oder was verdanke ich diesen hochrangigen Besuch?«
    »Will, ich möchte eines Ihrer Segelboote entführen. Haben Sie etwas Hübsches und Bequemes, mit dem zwei Admiräle zurechtkommen? «
    »Große Auswahl. Wollen Sie ein Sechsundzwanziger?« 
    »Das dürfte genügen.«
    »Also dann rufe ich bei der Seefahrtsabteilung an, damit eines für Sie losgeeist wird.« Das klingt vernünftig, dachte der Admiral. Beide hatten Cas sehr nahe gestanden, und wenn man sich von einem Seemann verabschiedete, tat man das auf See. Greer erledigte den Anruf, und die anderen beiden verließen ihn.
    »Sind dir die Ideen ausgegangen?« fragte Piaggi. Seine Stimme zeigte nun trotzige Zuversicht. Dem auf der anderen Straßenseite blies jetzt der Wind ins Gesicht, dachte der Mann. Warum das nicht noch etwas verstärken?
    »Ich sehe nicht, daß du irgendwelche Einfälle hast. Ihr Ratten wagt euch ja nicht mal ans Tageslicht. Ich zeig euch mal was!« schnarrte Kelly. »Paßt auf!«
    Er legte den Hörer auf und hob das Gewehr, zielte auf das Fenster.
    Plop.
    Klirr.
    »Du dämliches Arschloch!« brüllte Tony ins Telefon, obwohl er wußte, daß die Leitung unterbrochen war. »Siehst du's? Er weiß, daß er uns nicht kriegen kann. Er weiß, daß die Zeit für uns arbeitet.«
    Zwei Scheiben waren zerschmettert, dann hörte der Beschuß gleich wieder auf. Statt dessen klingelte das Telefon. Tony ließ es eine Weile läuten, bevor er ranging.
    »Daneben, du Blödmann!«
    »Ich sehe nicht, daß ihr euch vom Fleck bewegt!« Das Gebrüll war laut genug, daß Tucker und Charon das Krächzen aus dem Hörer noch in fünf Meter Entfernung

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