Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
irgendeine Gefahr drohen. Dem geht der Arsch auf Grundeis, dachte Kelly, als er den Fahrer im Rückspiegel beobachtete. Wohl kann der sich hier nicht fühlen, aber hergekommen ist er trotzdem. Ja, da war es. Geld wurde aus dem Auto gereicht, und etwas dafür entgegengenommen, und dann brauste der Wagen so schnell davon, wie die verkehrsbelebte Straße es zuließ. Aus einer Laune heraus folgte Kelly dem Buick ein paar Häuserblocks, bog rechts ab, dann links in eine Hauptstraße, wo das Auto auf die linke Spur zog, dort blieb und so schnell fuhr, wie es gerade eben noch zulässig war, um zwar schnellstmöglich aus diesem trostlosen Stadtteil herauszukommen, aber dennoch nicht die unerwünschte Aufmerksamkeit eines Polizisten mit einem Strafzettelblock auf sich zu ziehen.
    Jaja, die Polizei, dachte Kelly, als er die Verfolgung aufgab. Wo zum Teufel sind die Kerle? Da wurde das Recht gebrochen, so unverhohlen, als würden Würstchen verkauft bei einem Straßenfest, und die Polizei ließ sich einfach nicht blicken. Er schüttelte den Kopf, als er in die Dealerzone zurückfuhr. In seinem eigenen Viertel in Indianapolis, in dem er vor knapp zehn Jahren noch gewohnt hatte, hatte es absolut nichts in dieser Art gegeben. Wie konnten sich die Verhältnisse so rasch geändert haben? Wie konnte er das versäumt haben? Seine Zeit bei der Navy, sein Leben auf der Insel hatten ihn von allem isoliert. Er war in seinem eigenen Land ein Tölpel, ein Unwissender, ein Tourist.
    Er blickte zu Pam hinüber. Sie erschien ihm ganz in Ordnung, wenn auch etwas angespannt. Diese Leute waren gefährlich, aber nicht für sie beide. Er hatte darauf geachtet, nicht aufzufallen, so zu fahren wie alle anderen und nach einem unregelmäßigen Muster um die paar Blocks des »Geschäftsgebiets« zu kurven. Er verschloß nicht die Augen vor den Gefahren, sagte sich Kelly. Auf der Suche nach den Verhaltensmustern hatte er selber keines geschaffen. Wenn jemand ihn und sein Fahrzeug speziell aufs Korn genommen hätte, wäre es ihm aufgefallen. Außerdem hatte er ja immer noch seinen .45er-Revolver zwischen den Beinen. Wie furchteinflößend dieses lichtscheue Gesindel auch sein mochte, mit den Nordvietnamesen und dem Vietcong, mit denen er es zu tun gehabt hatte, konnte es sich nicht vergleichen. Die waren gut gewesen. Er besser. Auf diesen Straßen lauerte Gefahr, aber er hatte schon weit Schlimmeres überlebt.
    Fünfzig Meter vor ihm stand ein Dealer in einem Seidenhemd, das entweder braun oder dunkelrot war. Bei dem schlechten Licht war die Farbe schwer festzustellen, aber es mußte aus Seide sein, so wie es das Licht reflektierte. Wahrscheinlich echte Seide. Darauf hätte Kelly jede Wette abgeschlossen. Dieses Ungeziefer liebte es protzig. Denen genügte es offenbar nicht, einfach nur das Gesetz zu übertreten. O nein, sie mußten den Leuten auch noch vorführen, wie waghalsig und draufgängerisch sie waren.
    Blöd, dachte Kelly. Echt blöd, so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bei gefährlichen Unternehmungen mußt du deine Identität verbergen, deine bloße Gegenwart verheimlichen und dir stets mindestens einen Fluchtweg freihalten.
    »Schon erstaunlich, wie sie damit durchkommen«, flüsterte Kelly bei sich.
    »Hm?« Pam wandte ihm den Kopf zu.
    »Die sind so dumm.« Kelly zeigte auf den Dealer an der Ecke. »Selbst wenn die Bullen nichts unternehmen, was ist, wenn jemand beschließt, ihn - ich meine, er hat doch einen Haufen Geld bei sich, stimmt's?«
    »Wahrscheinlich tausend, vielleicht auch zweitausend«, erwiderte Pam.
    »Also, was ist, wenn jemand ihn auszurauben versucht?«
    »Kommt vor, aber er hat auch eine Knarre bei sich, und Wenn's einer versucht... «
    »Oh - der Kerl im Hauseingang?«
    »Das ist der richtige Dealer, Kelly. Wußtest du das nicht? Der Typ im Hemd ist sein Leutnant. Er ist der, der die eigentliche - wie heißt das?«
    »Transaktion«, erwiderte Kelly trocken, der sich ins Gedächtnis rief, daß er da etwas nicht mitbekommen hatte, und genau wußte, daß er seinen Stolz die Oberhand über seine Vorsicht hatte gewinnen lassen. Keine gute Angewohnheit, sagte er sich.
    Pam nickte. »Ja richtig. Da - sieh dir das an.«
    Und wirklich, nun bekam Kelly erst die volle Transaktion zu sehen. Jemand in einem Auto - ein weiterer Besucher aus den Vorstädten, dachte Kelly - übergab das Geld (eine Annahme, da Kelly es nicht richtig sehen konnte, aber es war gewiß keine Scheckkarte). Der Leutnant griff in sein Hemd und gab etwas

Weitere Kostenlose Bücher