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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wieder in der Gewalt hatte, obwohl immer noch ein langer Weg vor ihnen lag.
    »Wo werden wir übernachten?«
    »An Bord«, antwortete Kelly. »Hier sind wir sicher.« Pam nickte nur, aber er erklärte es ihr trotzdem.
    »Du siehst jetzt anders aus, und mich kennen sie überhaupt nicht. Sie kennen weder meinen Wagen noch mein Boot. Frank Allen kennt deinen Namen nicht, er weiß nicht einmal, daß du ein Mädchen bist. So was nennt man operative Sicherheit. Da dürfte keine Gefahr drohen.«
    »Ich bin sicher, du hast recht«, sagte Pam und wandte sich lächelnd zu ihm um. Das Vertrauen in ihrem Gesicht tat ihm im Herzen wohl und fütterte sein ohnehin kräftiges Ego.
    »Wird heute nacht regnen«, bemerkte Kelly und wies auf ferne Wolken. »Das ist auch gut. Verringert die Sicht. Wir haben früher vieles im Regen unternommen. Die Leute sind einfach nicht so wachsam, wenn sie naß sind.«
    »Du kennst dich damit wirklich aus, nicht?«
    Ein männliches Lächeln. »Ich bin durch eine echt harte Schule gegangen, Schätzchen.«
    Drei Stunden später legten sie im Hafen an. Kelly stellte ostentativ seine Wachsamkeit zur Schau, überprüfte den Parkplatz, wobei er feststellte, daß sein Scout an der gewohnten Stelle stand. Er schickte sie unter Deck, während er das Boot vertäute, dann ließ er sie kurz allein, um den Wagen bis ans Dock heranzufahren. Wie er ihr aufgetragen hatte, ging Pam geradewegs vom Boot zum Scout, ohne sich nach rechts oder links umzusehen, danach steuerte er den Wagen sofort vom Gelände herunter. Es war noch früh am Tag, und sie fuhren gleich aus der Stadt heraus, bis sie zu einem Vorstadteinkaufszentrum in Timonium kamen, wo Pam sich zwei - für Kelly unendliche - Stunden lang damit beschäftigte, drei hübsche Kostüme auszusuchen, die er bar bezahlte. Eines davon, das ihm am besten gefiel, zog sie gleich an; ein unauffälliger Rock und eine Bluse, die gut zu seinem Jackett ohne Krawatte paßten. Kellys Kleidung entsprach ausnahmsweise genau seiner Selbsteinschätzung, was ihm ein Gefühl der Sicherheit gab.
    In der gleichen Gegend aßen sie auch zu Abend; ein feines Restaurant mit einer dunklen Ecknische. Kelly hatte es nicht ausgesprochen, aber er hatte eine anständige Mahlzeit mal dringend nötig gehabt, denn obwohl Pams Hühnchen durchaus eßbar war, mußte sie beim Kochen schon noch eine ganze Menge lernen.
    »Du siehst ziemlich gut aus - entspannt, meine ich«, sagte er beim Kaffee nach dem Essen.
    »Ich hab nicht gedacht, daß ich mich so fühlen könnte. Ich meine, es ist ja erst... nicht mal drei Wochen her?«
    »Stimmt.« Kelly stellte den Kaffee hin. »Morgen besuchen wir Sarah und ihre Freunde. In ein paar Monaten sieht die Welt ganz anders aus, Pam.« Er ergriff ihre linke Hand und hoffte, daß sie eines späteren Tages einen goldenen Ring am dritten Finger tragen würde.
    »Ich glaube dir sogar. Wirklich.«
    »Gut.«
    »Was machen wir jetzt?« fragte sie. Das Essen war vorüber, und es blieben noch einige Stunden bis zu dem klammheimlichen Treffen mit Lieutenant Allen.
    »Fahren wir einfach ein bißchen durch die Gegend?« Kelly legte das Geld auf den Tisch und führte sie zum Wagen.
    Es dunkelte bereits. Die Sonne war fast untergegangen, und gerade fing es an zu regnen. Kelly fuhr auf der York Road nach Süden zur Innenstadt. Satt und entspannt nach dem guten Essen, sah er zuversichtlich den nächtlichen Unternehmungen entgegen. Als er nach Towson hineinfuhr, fiel ihm die kürzlich aufgelassene Straßenbahnstrecke ins Auge, die schon die Nähe der Innenstadt und ihrer vermeintlichen Gefahren ankündigte. Das schärfte augenblicklich seine Sinne. Kellys Augen schweiften nach links und rechts, überflogen die Straßen und Gehsteige und blickten alle fünf Sekunden in seine drei Rückspiegel. Beim Einsteigen hatte er seine .45er Automatik an dem gewohnten Platz verstaut einem Halfter genau unter dem Vordersitz, wo er schneller hinlangen konnte als in seinen Gürtel - und außerdem war es so viel bequemer.
    »Pam?« fragte er, während er den Verkehr beobachtete und sich vergewisserte, daß die Türen verriegelt waren - eine Sicherheitsvorkehrung, die bei all seiner Wachsamkeit geradezu paranoid wirkte.
    »Ja?«
    »Wie stark vertraust du mir?«
    »Ich vertraue dir ganz, John.«
    »Wo hast du - äh, gearbeitet?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, es ist dunkel und regnerisch, und ich würde gerne sehen, wie es dort ausschaut.« Ohne hinzusehen spürte er, wie ihr Körper sich

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