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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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machen.
    »Okay, aber nachdem wir mit Frank gesprochen haben, machen wir, daß wir dich schleunigst aus Dodge City rausbringen.«
    »Ich bin okay«, sagte Pam und log, in dem vollen Bewußtsein, daß er die Lüge erkannte, und sie schämte sich dafür, weil ihr nicht klar war, wie gut er ihre augenblicklichen Gefühle verstand.
    Das bist du wirklich, wollte er ihr sagen, aber von diesen Dingen hatte sie noch nichts gelernt. Und so fragte er etwas anderes: »Wie viele andere Mädchen?«
    »Doris, Xantha, Paula, Maria und Roberta... sie sind alle wie ich, John. Und Helen... als sie sie umgebracht haben, mußten wir zusehen.«
    »Na schön, mit etwas Glück kannst du dagegen was tun, Schätzchen.« Er legte den Arm um sie, und nach einer Weile hörte das Zittern auf.
    »Ich hab Durst«, sagte sie.
    »Auf dem Rücksitz ist eine Kühltasche.«
    Pam lächelte. »Das ist fein.« Sie drehte sich nach hinten, um sich eine Cola zu holen - und erstarrte plötzlich am ganzen Körper. Sie japste auf, und Kelly spürte das allzu vertraute unangenehme Gefühl auf der Haut, als würde Strom über sie hinweg kriechen. Das Gefühl von Gefahr.
    »Kelly!« kreischte Pam auf. Sie schaute auf das linke Heck des Wagens.
    Kelly langte bereits nach seinem Revolver, drehte dabei den Körper, aber es war zu spät, und ein Teil von ihm hatte das auch schon gewußt. Der grauenvolle Gedanke fuhr ihm in den Sinn, daß er einen gewaltigen, tödlichen Irrtum begangen hatte, aber er wußte nicht, wie, und es blieb keine Zeit mehr, das herauszufinden, denn noch bevor er seinen Revolver erreichen konnte, gab es einen Lichtblitz und einen Schlag an seinem Kopf, dann nur noch Dunkelheit.

7 Genesung
    Eine Polizeistreife entdeckte den Scout. Officer Chuck Monroe, seit sechzehn Monaten im Dienst gerade lange genug dabei, um seinen eigenen Funkwagen zu haben, hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, seinen Teil des Reviers regelmäßig zu überwachen, nachdem er dem Straßeneinsatz zugeteilt worden war. Gegen die Dealer konnte er nicht viel ausrichten - das war Aufgabe des Rauschgiftdezernats -, aber er konnte Flagge zeigen, ein Ausdruck, den er bei der Marine gelernt hatte. Dem fünfundzwanzigjährigen, frisch verheirateten Polizeibeamten, der noch jung genug war, um seinen Beruf ernst zu nehmen und über die Vorgänge in dieser Stadt und seinem alten Viertel wütend zu sein, fiel auf, daß der Scout ein Fahrzeug war, das nicht in diese Gegend paßte. Er entschied, ihn zu überprüfen und sich die Nummer zu notieren. Sein Herz setzte fast aus, als er erkannte, daß auf die linke Wagenseite mindestens zwei Schrotladungen abgeschossen worden waren. Monroe bremste, stellte sein Blaulicht an und gab über Funk die erste vorläufige Meldung durch, daß es womöglich Schwierigkeiten gab, sie sollten in der Leitung bleiben. Er stieg aus dem Wagen, wechselte den Schlagstock in die linke Hand, während er mit der rechten seinen Dienstrevolver gepackt hielt. Erst dann näherte er sich dem Auto. Als gut ausgebildeter Beamter bewegte sich Chuck Monroe langsam und behutsam, während seine Augen alles in seinem Gesichtskreis genau beobachteten.
    »Oh, Scheiße!« Blitzschnell kehrte er ans Funkgerät zurück. Zuerst bat Monroe um Verstärkung und dann um einen Krankenwagen, und schließlich gab er seinem Revier das Autokennzeichen durch. Dann schnappte er sich seinen Verbandskasten und ging wieder zum Scout. Die Tür war abgesperrt, aber das Fenster war zerschossen, und er langte nach innen, um sie zu entriegeln. Was er nun zu sehen bekam, ließ ihn wie angewurzelt stehenbleiben.
    Der Kopf ruhte auf dem Lenkrad, die linke Hand ebenfalls, während die rechte im Schoß lag. Der gesamte Innenraum war von Blut bespritzt. Der Mann atmete noch, was den Polizeibeamten überraschte. Es war eindeutig eine Schrotladung gewesen, die durch das Metall und das Fiberglas der Karosserie des Scout gedrungen und das Opfer an Kopf, Hals und am oberen Rücken getroffen hatte. Die bloßliegende Haut zeigte zahlreiche kleine Löcher, aus denen Blut rann. Die Wunde sah schrecklicher aus als alles, was er im Streifendienst oder beim Marinekorps gesehen hatte, und doch lebte der Mann. Das allein war so verblüffend, daß Monroe beschloß, seinen Verbandskasten geschlossen zu lassen. In wenigen Minuten würde ein Krankenwagen hier sein, und er kam zu dem Schluß, daß jede Maßnahme, die er ergriff, wahrscheinlich alles eher schlimmer als besser machen würde. Monroe hielt den Kasten wie ein Buch

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