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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wir bringen dich jetzt ganz schnell ins Krankenhaus«, sagte Phil dem Bewußtlosen, der vielleicht noch so weit am Leben war, daß er die Worte verstehen konnte. »Dann wollen wir mal, Mike.«
    Sie schoben den Verwundeten hinten in den Krankenwagen. Mike Eaton, der verantwortliche Sanitäter, befestigte bereits eine Infusionsflasche mit Plasmaexpander. An die Vene zu kommen war nicht gerade einfach, da der Mann auf dem Bauch lag, aber es gelang ihm gerade noch, bevor der Krankenwagen sich in Bewegung setzte. Die sechzehnminütige Fahrt ins Johns-Hopkins-Krankenhaus war damit ausgefüllt, die Vitalwerte zu messen - der Blutdruck war gefährlich niedrig - und vorbereitend einige Formulare auszufüllen.
    Wer bist du? fragte Eaton stumm. Gute körperliche Verfassung, stellte er fest, etwa sechs- oder siebenundzwanzig. Sonderbar für jemanden, der wahrscheinlich Drogen nahm. In aufrechter Haltung hatte dieser Kerl recht imposant ausgesehen, jetzt aber nicht. Jetzt war er eher ein großes, schlafendes Kind mit offenem Mund, der Sauerstoff aus einer durchsichtigen Plastikmaske einsog. Der Atem ging flach und viel zu langsam, wenn man Eaton fragte.
    »Mach schneller«, rief er dem Fahrer, Phil Marconi, zu.
    »Die Straßen sind ziemlich naß, Mike, ich tu mein Bestes.«
    »Komm schon, Phil, ihr Spaghettifresser fahrt doch angeblich wie die Verrückten!«
    »Aber wir saufen nicht soviel wie ihr«, kam lachend die Antwort. »Ich hab sie schon benachrichtigt, es wartet bereits ein Knochenklempner auf uns. Ruhige Nacht im Hopkins, sie sind für uns bereit.«
    »Gut«, erwiderte Eaton leise. Er besah sich seinen angeschossenen Patienten. Manchmal wurde es ihm hinten im Krankenwagen einsam und etwas unheimlich, und deshalb war er über das ansonsten nervenaufreibende Heulen der elektronischen Sirene froh. Blut tropfte von der Bahre auf den Boden des Fahrzeugs; die Tropfen rollten auf dem Metallboden herum, als führten sie ein Eigenleben. An so etwas würde er sich wohl nie gewöhnen.
    »Zwei Minuten«, sagte Marconi über die Schulter. Eaton rückte an die hintere Tür vor, bereit, sie sofort zu öffnen. Kurz darauf spürte er, wie der Krankenwagen abbog, anhielt und dann rasch rückwärts fuhr, bevor er wieder zum Stehen kam. Die Türflügel wurden aufgerissen, bevor Eaton noch seine Hand ausstrecken konnte.
    »Herr im Himmel!« entfuhr es dem Arzt von der Notaufnahme. »Okay, Leute, wir bringen ihn nach Drei.« Zwei stämmige Krankenpfleger zogen die Bahre heraus, während Eaton die Infusionsflasche vom Haken nahm und sie neben dem rollenden Gefährt hertrug.
    »Schwierigkeiten bei der Universität?« fragte der Stationsarzt.
    »Busunfall«, berichtete Marconi, der jetzt neben ihm ging.
    »Ist hier sowieso besser aufgehoben. Mein Gott, in was ist der denn geraten?« Der Arzt beugte sich herunter, um im Gehen die Wunde zu inspizieren. »Müssen etwa hundert Schrotkugeln drinstecken!«
    »Warten Sie, bis Sie den Nacken sehen«, sagte ihm Eaton.
    »Scheiße... « zischte der Arzt.
    Sie schoben den Patienten in die geräumige Notaufnahme in ein Abteil in der Ecke. Zu fünft wuchteten sie das Opfer von der Bahre auf einen Behandlungstisch, und das Medizinerteam machte sich an die Arbeit. Ein weiterer Arzt stand mit zwei Schwestern in Bereitschaft.
    Nachdem er den Kopf auf Sandsäckchen gebettet hatte, entfernte der wachhabende Arzt Cliff Severn behutsam die Halskrause. Ein Blick genügte.
    »Möglicherweise das Rückgrat«, verkündete er auf der Stelle, »Aber erst brauchen wir eine Bluttransfusion.« Er schnarrte eine Reihe von Befehlen herunter. Während die Schwestern zwei weitere Infusionen anbrachten, zog Severn dem Patienten die Schuhe aus, fuhr mit einem scharfen Metallinstrument über die linke Fußsohle. Der Fuß zuckte. Die Nerven waren also nicht unmittelbar geschädigt. Eine gute Nachricht. Ein paar weitere leichte Schläge auf die Beine riefen ebenfalls Reaktionen hervor. Bemerkenswert. Währenddessen entnahm die Schwester Blut für die übliche Testreihe. Severn mußte sein gut eingespieltes Team kaum im Auge behalten, als jeder seine verschiedenen Aufgaben erfüllte. Was wie ein hektisches Wirrwarr aussah, glich eher den Spielzügen im hinteren Feld beim Football, es war das Endergebnis von Monaten intensiven Trainings.
    »Wo zum Teufel steckt der Neuro?« Severn richtete die Frage an die Decke.
    »Hier bin ich«, antwortete eine Stimme.
    Severn blickte auf. »Oh - Professor Rosen.«
    Die Begrüßung wurde nicht

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