01 - Gott schütze dieses Haus
sie, und sein Körper reagierte mit heißem Begehren.
Heftig zog er sie an sich, fühlte ihr Feuer und ihre Leidenschaft, hörte ihren Aufschrei der Lust, spürte, wie der Wahnsinn dahinschmolz.
»Und was ist mit Bridie?«
»Wie meinst du das?«
»Sie wirkt wie eine verlorene kleine Seele. Nur Bridie und ihre Ente.«
Stepha lachte leise. Sie drehte sich auf die Seite und drückte ihren warmen Rücken an seinen Körper.
»Bridie ist ein besonderes kleines Wesen, nicht?«
»Olivia wirkt merkwürdig distanziert von ihr. Es scheint fast so, als wüchse Bridie ganz ohne Eltern auf.«
»Liv war nicht immer so. Aber Bridie ist wie Paul. Sie ist ihm ungeheuer ähnlich. Ich glaube, es tut Olivia sehr weh, sie nur zu sehen. Sie hat Pauls Tod immer noch nicht überwunden. Wahrscheinlich wird sie ihn nie überwinden.«
»Warum, um Gottes willen, wollte sie dann wieder heiraten?«
»Bridies wegen. Paul war ein sehr starker Vater. Ich glaube, Olivia hielt es für ihre Pflicht, einen Ersatz für ihn zu finden. Und William war wahrscheinlich ganz erpicht darauf, diesen Platz einzunehmen.« Ihre Stimme wurde schläfrig. »Ich weiß nicht, wie sie sich diese Ehe für sich selbst vorstellte. Aber ich glaube, ihr lag in erster Linie daran, Bridie einen Vater zu geben. Und es hätte bestimmt gut geklappt. William war sehr gut zu Bridie. Und Roberta auch.«
»Bridie sagt, daß du auch gut zu ihr bist.«
»Ja?« Sie gähnte. »Ich hab' ihr das verschnittene Haar ein bißchen zurechtgestutzt, dem armen kleinen Schatz. Zu viel bin ich nicht gut, furchte ich.«
»Du kannst Gespenster vertreiben«, sagte er leise. »Das kannst du sehr gut.«
Aber sie war bereits eingeschlafen.
Er erwachte, und diesmal erkannte er die Realität sofort wieder. Sie lag da wie ein Kind, die Knie hochgezogen, beide Fäuste unter dem Kinn. Im Schlaf runzelte sie die Stirn, und zwischen ihren Lippen hatte sich eine Haarsträhne gefangen. Er lächelte bei ihrem Anblick.
Ein Blick auf die Uhr. Es war halb sieben. Er beugte sich über sie und küßte ihre Schultern. Sie erwachte sofort, war augenblicklich hellwach, nicht im mindesten verwirrt, wußte genau, wo sie war. Sie hob die Hand, berührte seine Wange und zog ihn zu sich herunter.
Er küßte ihren Mund, dann ihren Hals und hörte die Veränderung ihrer Atemzüge, die Lust signalisierte. Seine Hand glitt über ihren Körper. Sie seufzte.
»Thomas.« Sie hob den Kopf. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leuchteten. »Ich muß gehen.«
»Noch nicht.«
»Schau doch, wie spät es ist.«
»Gleich.« Er neigte sich zu ihr, fühlte ihre Hände in seinem Haar.
»Du - ich - guter Gott!« Sie lachte, als sie merkte, wie ihr Körper sie verriet.
Er lächelte. »Dann geh, wenn du mußt.«
Sie setzte sich auf, küßte ihn ein letztesmal und ging ins Bad. Er lag da, von einem Glücksgefühl erfüllt, das er für immer verloren geglaubt hatte, und lauschte den vertrauten Geräuschen aus dem Badezimmer. Er fragte sich plötzlich, wie er das letzte Jahr der Einsamkeit überhaupt hatte überleben können.
Dann kam sie lächelnd wieder ins Zimmer und zog seine Bürste durch ihr zerzaustes Haar. Sie griff nach dem grauen Morgenrock und zog ihn an.
Und in diesem Moment, im Licht des frühen Morgens, sah er an ihrem Körper die unverwechselbaren Anzeichen dafür, daß sie ein Kind geboren hatte.
Barbara stand endlich auf, als sie hörte, wie Lynleys Zimmertür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie hatte auf der Seite gelegen, die Augen starr auf einen Punkt an der Wand gerichtet, die Zähne so fest aufeinandergebissen, daß ihr ganzer Unterkiefer schmerzte. Seit jenem ersten Moment vor sechs Stunden, als sie die beiden das erstemal in seinem Zimmer gehört hatte, hatte sie krampfhaft versucht, alle Gefühle in sich abzutöten.
Ihre Beine waren wie taub, als sie zum Fenster ging. Mit steinernem Gesicht starrte sie in den Morgen hinaus. Das Dorf schien ohne Leben, ein Ort ohne Farben und Geräusche. Wie passend, dachte sie.
Das Bett hatte sie fast wahnsinnig gemacht, das unverkennbare rhythmische Quietschen seines Bettes. Es quietschte und quietschte, bis sie am liebsten laut geschrien, mit den Fäusten an die Wand getrommelt hätte, um ihm ein Ende zu machen. Aber die Stille, die ebenso plötzlich eintrat, war noch schlimmer. Sie hämmerte ihr in den Ohren mit zornigen Schlägen, die sie endlich als das Schlagen ihres Herzens erkannte. Und dann wieder das Bett. Endlos. Und der gedämpfte
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