Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; allein um den königlichen Thron will ich höher sein als du. Und weiter sprach der Pharao zu Joseph: Siehe, ich habe dich über ganz Ägyptenland gesetzt. Und er tat seinen Ring von seiner Hand und gab ihn Joseph an seine Hand und kleidete ihn mit kostbarer Leinwand und legte ihm eine goldene Kette um seinen Hals und ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Der ist des Landes Vater! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland.‹
    »Suchen Sie den Rat des Herrn?«
    Lynley blickte auf. Barbara lehnte an der schweren Tür. Ihr formloser Körper war vom Morgenlicht scharf umrissen, ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Sind Sie in der Küche fertig?« fragte er.
    »Ich hatte Lust auf eine Pause.« Sie kam gemächlich ins Zimmer. »Haben Sie 'ne Zigarette da?«
    Zerstreut reichte er ihr das Etui und ging zu den Bücherregalen, suchte, fand einen Band Shakespeare, nahm ihn heraus und blätterte darin herum.
    »Ist Daze rothaarig, Inspector?«
    Es dauerte einen Moment, ehe die Merkwürdigkeit der Frage ihm zu Bewußtsein kam. Als er aufsah, stand Barbara wieder an der Tür und rieb mit den Fingern sinnend über das Holz, allem Anschein nach gar nicht interessiert an seiner Antwort.
    »Wie bitte?«
    Sie klappte das Zigarettenetui auf und las die eingravierten Worte. »›Thomas, Darling, wir werden Paris immer im Herzen tragen, nicht wahr? Daze.‹«
    Kalt begegnete sie seinem Blick. Da erst bemerkte er, wie bleich sie war, wie dunkel die Ringe der Müdigkeit unter ihren Augen waren, wie das Etui in ihrer Hand zitterte.
    »Abgesehen von ihrer ziemlich kitschigen Ausdrucksweise - ist sie rothaarig?« wiederholte Barbara. »Ich frage nur, weil Sie rothaarige Frauen zu bevorzugen scheinen. Oder ist Ihnen in Wahrheit jede recht?«
    Entsetzt erkannte Lynley, was die Veränderung ihres Verhaltens bewirkt hatte und daß er selbst die Schuld daran trug. Er konnte nichts sagen. Es gab keine schnelle Antwort auf ihre Frage. Aber er sah sogleich, daß eine Antwort gar nicht nötig war. Sie hatte gar nicht die Absicht, auf eine zu warten, ehe sie fortfuhr.
    »Havers -«
    Sie hob abwehrend die Hand. Sie war totenbleich. Ihr Gesicht wirkte wie plattgedrückt. Ihre Stimme war schrill.
    »Es ist schlechter Stil, Inspector, zum nächtlichen Stelldichein nicht ins Zimmer der Frau zu gehen. Es wundert mich, daß Sie das nicht wissen. Bei Ihrer Erfahrung hätte ich das nicht vermutet. Aber es ist ja nur ein kleiner Lapsus und macht einer Frau sicher gar nichts aus, wenn sie dafür das ekstatische Vergnügen genießen kann, mit Ihnen zu bumsen.«
    Er fuhr vor dem gemeinen Ton zurück, den sie dem Wort gab.
    »Es tut mir leid, Barbara«, sagte er.
    »Warum tut es Ihnen leid?« Sie stieß ein heiseres Lachen aus. »In der Hitze des Gefechts denkt keiner an mögliche Lauscher. Ich jedenfalls nie, das weiß ich.« Sie verzog den Mund zu einem zitternden Lächeln. »Und hitzig ist es ja wirklich zugegangen gestern nacht, nicht? Ich traute meinen Ohren nicht, als Sie beide ein zweitesmal loslegten. Und so bald schon! Gott, Sie haben sich ja kaum eine Verschnaufpause gegönnt.«
    Er sah ihr nach, wie sie zum Regal ging und mit dem Finger über einen Buchrücken strich.
    »Ich wußte nicht, daß Sie uns hören konnten. Ich bitte um Entschuldigung, Barbara. Es tut mir entsetzlich leid.«
    Sie drehte sich mit einer raschen Bewegung nach ihm um.
    »Warum sollte es Ihnen leid tun?« sagte sie wieder, mit lauterer Stimme diesmal. »Sie sind schließlich nicht vierundzwanzig Stunden im Dienst. Und außerdem war es ja im Grund nicht Ihre Schuld, nicht wahr? Woher hätten Sie wissen sollen, daß Stepha kreischen würde wie eine Verrückte.«
    »Trotzdem - es war nie meine Absicht, Ihre Gefühle zu verletzen -«
    »Sie haben meine Gefühle nicht verletzt!« Sie lachte schrill. »Wie kommen Sie denn auf eine so absurde Idee? Ich würde sagen, Sie haben eher meine Neugier geweckt. Während ich zuhörte, wie Sie es mit Stepha trieben - war es drei- oder viermal? -, hab' ich mich gefragt, ob Deborah auch solche begeisterten Schreie losgelassen hat.«
    Es war ein Schuß ins Dunkle, aber er saß. Er wußte, daß sie es bemerkte, ihr Gesicht glühte vor Triumph.
    »Ich denke, das geht Sie gar nichts an.«
    »Natürlich nicht. Das weiß ich doch. Aber bei Ihrer zweiten Runde mit Stepha - sie dauerte doch mindestens eine Stunde, oder? - mußte ich unwillkürlich an den

Weitere Kostenlose Bücher