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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Aufschrei der Frau.
    Sie drückte ihre Hand, die heiß und trocken war, auf die Fensterscheibe und fühlte mit gleichgültiger Überraschung das feuchte, kühle Glas. Ihre Finger rutschten ab und hinterließen Streifen. Sie betrachtete sie zerstreut.
    So war das also mit seiner unglücklichen Liebe zu Deborah. Lieber Gott, dachte Barbara, ich muß ja nicht bei Trost gewesen sein. Wann war der denn je was anderes als das, was er heute nacht war: ein Gockel, ein Macho, der sich seine Männlichkeit zwischen den Beinen jeder Frau beweisen muß, die ihm über den Weg läuft.
    Gestern nacht haben Sie sie gründlich bewiesen, Inspector. Gleich drei- oder viermal, daß es eine wahre Wonne war. Sie sind wirklich ein hochbegabter Bursche.
    Sie lachte lautlos und ohne Erheiterung. Im Grunde war es eine Genugtuung zu entdecken, daß er genau das war, wofür sie ihn immer gehalten hatte: ein streunender Kater auf der Pirsch nach der rolligen Katze. Die Fassade aristokratischer Kultiviertheit war dünn. Man brauchte nur ein bißchen daran zu kratzen, und schon kam die Wahrheit durch.
    Im Nebenzimmer begann geräuschvoll das Badewasser zu laufen. Für Barbara hörte es sich an wie brandender Applaus. Sie wandte sich vom Fenster ab. Sie fragte sich, wie sie den kommenden Tag hinter sich bringen sollte.
    »Wir müssen das ganze Haus auseinandernehmen«, sagte Lynley. »Ein Zimmer nach dem anderen.«
    Sie waren gerade im Arbeitszimmer. Barbara stand am Bücherregal und blätterte mit mürrischem Gesicht in einem eselsohrigen Brontë-Roman. Er beobachtete sie. Abgesehen von einsilbigen, völlig ausdruckslosen Antworten auf seine Bemerkungen beim Frühstück hatte sie kein Wort gesprochen. Der dünne Faden der Kommunikation, der sich zwischen ihnen angesponnen hatte, schien zerrissen zu sein. Um alles noch schlimmer zu machen, trug sie auch wieder das entsetzliche blaue Kostüm und die albernen farbigen Strümpfe dazu.
    »Havers!« sagte er scharf. »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    Sie drehte mit aufreizender Langsamkeit den Kopf.
    »Ich bin ganz Ohr - Inspector.«
    »Dann fangen Sie in der Küche an.«
    »Einer der beiden Orte, wo das kleine Frauchen hingehört.«
    »Was soll das heißen?«
    »Gar nichts.« Sie ging aus dem Zimmer.
    Er sah ihr perplex nach. Was, zum Teufel, war in die Frau gefahren? Sie hatten so gut zusammengearbeitet, aber jetzt benahm sie sich, als könnte sie es nicht erwarten, den ganzen Erfolg zunichte zu machen und wieder ihre Uniform anzuziehen. Es war völlig unsinnig. Webberly bot ihr eine Chance, sich zu bewähren, und sie legte es förmlich darauf an, jedes Vorurteil, das die anderen Kriminalbeamten im Yard gegen sie hatten, zu bestätigen. Er seufzte und versuchte, sich die Gedanken über sie aus dem Kopf zu schlagen.
    St. James mußte jetzt schon auf der Fahrt nach Newby Wiske sein, die Hundeleiche im Plastiksack im Kofferraum des Escort, Robertas Kleidung in dem braunen Karton auf dem Rücksitz. Er würde die Autopsie durchführen, die Tests überwachen und ihm dann seinen Befund bekanntgeben. Ein Glück, daß St. James zur Stelle war. Seine Mitarbeit würde gewährleisten, daß wenigstens in diesem Fall korrekt gehandelt wurde.
    Chief Constable Kerridge hatte erfreut zur Kenntnis genommen, daß Allcourt-St.-James kommen würde, um sich der Einrichtungen des gutausgestatteten Labors im Präsidium zu bedienen. Dem ist alles recht, dachte Lynley, wenn er damit nur Nies eins auswischen kann. Er schüttelte angewidert den Kopf, ging zu William Teys' Schreibtisch und zog die oberste Schublade auf.
    Sie barg jedoch keine Geheimnisse. Eine Schere, Bleistifte, eine zerknitterte Karte des Landkreises, ein Farbband und eine Rolle Klebeband. Die Karte erregte sein Interesse, und er entfaltete sie begierig: vielleicht waren hier die Stationen einer sorgfältigen Fahndung nach Gillian eingezeichnet. Aber die Karte enthielt keinerlei Markierungen.
    Die übrigen Schubladen enthielten sowenig Bedeutungsvolles wie die erste. Ein Töpfchen Leim, zwei Kartons unbenutzter Weihnachtskarten, drei kleine Stapel Fotografien vom Hof, Rechnungsbücher, eine angebrochene Rolle Pfefferminzdrops. Nichts über Gillian.
    Er setzte sich wieder in den Sessel. Sein Blick fiel auf das Lesepult und die Bibel, die darauf lag. Einem Einfall folgend, stand er auf und schlug die Bibel an der eingemerkten Stelle auf.
    ›Und der Pharao sprach zu Joseph: Weil dir Gott dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du. Du

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