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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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musterte Jonah Clarence. Ein Funke sprang zwischen ihnen auf, Argwohn und Abneigung.
    »Mrs. Clarence«, korrigierte sich Samuels, den Blick unverwandt auf Jonah geheftet. »Wie ich schon sagte, Mrs. Clarence, wir befinden uns in den Anfangsstadien der Therapie. Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, daß Ihre Schwester eines Tages wieder ganz gesund wird.«
    »Eines Tages?« wiederholte Gillian, der die Unbestimmtheit der Aussage nicht entgangen war. Sie legte wie schützend einen Arm um ihre Körpermitte, eine Geste, die sehr an ihre Mutter erinnerte.
    Samuels schien ihre Reaktion zu taxieren. Er antwortete in einer Weise, die darauf schließen ließ, daß ihre kurze Erwiderung ihm weit mehr mitgeteilt hatte, als ihr klar war.
    »Ja, Roberta ist sehr krank.«
    Er legte die Hand an ihren Ellbogen und führte sie durch die Tür in der Täfelung. Stille begleitete sie durch die geschlossene Anstalt, die nur vom gedämpften Geräusch ihrer Schritte auf dem Teppich gebrochen wurde. Nicht weit vom Ende des Korridors war eine schmale Tür in die Wand eingelassen. Vor ihr blieb Samuels stehen, öffnete sie und schaltete das Licht an. Ein enger kleiner Raum zeigte sich ihnen. Er winkte sie hinein.
    »Es wird hier ziemlich eng werden für Sie«, sagte er, und sein Ton verriet, daß er das keineswegs bedauerte.
    Es war ein schmales Rechteck, nicht größer als eine Abstellkammer, und das war der Raum in der Tat einmal gewesen. Die eine Wand wurde von einem großen Spiegel eingenommen, an jedem Ende war ein Lautsprecher angebracht, in der Mitte standen ein Tisch und mehrere Stühle. Es war bedrückend, und der durchdringende Geruch nach Bohnerwachs und Desinfektionsmittel trug nicht dazu bei, das Gefühl des Eingesperrtseins zu mildern.
    »Das macht nichts«, sagte Lynley.
    Samuels nickte. »Wenn ich Roberta hole, schalte ich die Lichter hier aus. Dann können Sie durch diesen Spiegel ins Nebenzimmer sehen. Über die Lautsprecher können Sie alles hören, was gesprochen wird. Roberta wird nur den Spiegel sehen, aber ich habe ihr gesagt, daß Sie sich dahinter befinden. Sonst dürften wir sie gar nicht in das Zimmer führen. Sie verstehen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut.« Er lächelte in sich hinein, als spürte er ihre Beklemmung und wäre froh zu sehen, daß sie nicht glaubten, die bevorstehende Sitzung würde ein interessanter Spaß werden. »Ich bin mit Gillian und Roberta im Nebenzimmer.«
    »Ist das notwendig?« fragte Gillian zaghaft.
    »Unter den vorliegenden Umständen leider, ja.«
    »Was für Umstände?«
    »Der Mord, Mrs. Clarence.« Samuels musterte sie alle noch ein letztesmal, dann schob er die Hände tief in die Hosentaschen. Sein Blick ruhte auf Lynley. »Wollen wir die rechtlichen Aspekte besprechen?«
    »Das ist nicht nötig«, antwortete Lynley. »Ich bin mir ihrer voll bewußt.«
    »Sie wissen, daß nichts, was sie eventuell sagt -«
    »Ich weiß«, sagte Lynley.
    Samuels nickte kurz. »Dann hole ich sie jetzt.« Er drehte sich auf dem Absatz um, schaltete das Licht aus und ging aus dem Zimmer.
    Das Licht aus dem Raum hinter dem Spiegel drang nur gedämpft zu ihnen herüber. Die kleine Kammer war voller Schatten. Sie setzten sich auf die harten Holzstühle und warteten: Gillian, die Beine vor sich ausgestreckt, den Blick starr auf ihre Fingerspitzen gerichtet; Jonah neben ihr, den Arm schützend auf ihrer Stuhllehne; Barbara tief in sich zusammengesunken, mit gesenktem Kopf in der dunkelsten Ecke der Kammer; Helen neben Lynley, aufmerksam die stillschweigende Kommunikation zwischen Mann und Frau beobachtend; Lynley selbst tief in Gedanken verloren, aus denen er erst zurückfand, als Helen ihm die Hand drückte.
    Er erwiderte dankbar den Druck. Sie wußte, wie es um ihn stand. Sie wußte es immer. Er sah sie an und lächelte, froh, sie an seiner Seite zu wissen.

    Roberta war unverändert. Zwischen zwei weißgekleideten Pflegerinnen betrat sie das Zimmer, gekleidet wie zuvor in den zu kurzen Rock und die enge Bluse, an den Füßen die offenen Pantoffeln, die ihr zu klein waren. Doch sie war frisch gewaschen, ihr dickes Haar war sauber und noch ein wenig feucht, straff zurückgekämmt und im Nacken mit einem roten Band gebunden, das wie ein Farbklecks in dem eintönigen Zimmer wirkte. Das Zimmer selbst war nüchtern und schmucklos. Drei Stühle standen bereit und an der Wand ein hüfthoher Metallschrank. An den Wänden hing nichts. Es gab keine Ablenkung, keine Fluchtmöglichkeit.
    »Ach Bobby«,

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