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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gegangen. Auf dem Rückweg, während sie schweigend nebeneinander hergingen, wünschte Lynley, er hätte den Wagen genommen. Die hereinbrechende Dunkelheit störte ihn nicht, aber er sehnte sich nach der Ablenkung durch die Musik. So ertappte er sich immer wieder dabei, daß er neugierige Blicke auf die Frau warf, die an seiner Seite ging, und widerstrebend erinnerte er sich an das, was er über sie gehört hatte.
    »Eine verbiesterte alte Jungfer«, hatte MacPherson behauptet. »Was die braucht, ist ein Mann.« Darauf hatte er dröhnend gelacht und sein Bierglas gehoben. »Aber nicht mich! In diese tiefen Wasser begeb' ich mich lieber nicht hinein. Das überlass' ich einem Jüngeren.«
    Aber MacPherson irrte sich, dachte Lynley. Hier ging es nicht um verschmähte Weiblichkeit. Hier ging es um etwas anderes.
    Dies war nicht der erste Mordfall, an dem Havers mitarbeitete; gerade darum blieb ihm ihre Reaktion auf dem Hof unverständlich: ihr anfängliches Widerstreben, den Stall zu betreten, ihr seltsames Verhalten im Wohnzimmer, ihr unerklärlicher Ausbruch oben im Gästezimmer.
    Zum zweitenmal fragte er sich, was sich Webberly dabei gedacht hatte, als er diese merkwürdige Partnerschaft angeregt hatte, aber er war zu müde, um ernsthaft nach einer Erklärung zu suchen.
    Die Lichter des Dove and Whistle tauchten auf, als sie die letzte Straßenbiegung erreichten.
    »Gehen wir etwas essen«, sagte er.

    »Brathuhn«, erklärte der Wirt. »Wie immer am Sonntag. Wenn Sie sich ins Restaurant setzen wollen, lass' ich Ihnen gleich was bringen.«
    Im Dove and Whistle ging es lebhaft zu. Im Schankraum, wo es bei ihrem Eintritt schlagartig still geworden war, war die Luft zum Schneiden. In einer Ecke saßen mehrere Bauern im Gespräch, die dreckverkrusteten Stiefel auf den Leisten der geradlehnigen Stühle; hinten, bei der Tür zur Toilette, spielten zwei junge Männer mit viel Hallo eine Partie Darts; eine Gruppe Frauen mittleren Alters unterhielt sich angeregt und mit viel Gelächter. Am alten Tresen standen die Gäste dicht nebeneinander und scherzten mit dem Mädchen, das dahinter die Zapfhähne bediente.
    Sie war eindeutig die Exotin des Dorfes. Das pechschwarze Haar stand ihr in steifen Stacheln rund um den Kopf, die Augen blitzten unter tieflila Lidschatten, und sie war angezogen wie für einen Abend in Soho: kurzer schwarzer Lederrock, weiße, tief ausgeschnittene Bluse, schwarze Spitzenstrümpfe mit Löchern, die durch Sicherheitsnadeln zusammengehalten wurden, schwarze Schnürstiefelchen aus Omas Zeiten. Beide Ohren - jedes viermal durchstochen - waren mit blitzenden Steckern geschmückt, nur am linken Ohr hing vom untersten Loch eine bunte Feder bis zu ihrer Schulter herab.
    »Bildet sich ein, sie wär' eine Rocksängerin«, sagte der Wirt, der ihre Blicke bemerkte. »Sie ist meine Tochter, aber ich versuch's nicht an die große Glocke zu hängen.« Er stellte Lynley ein Bier auf den wackligen Tisch, reichte Barbara ein Tonic und grinste. »Hannah!« schrie er in den Schankraum hinüber. »Zieh nicht so eine Schau ab, Mädchen. Du treibst ja sämtliche Männer zum Wahnsinn.« Er zwinkerte ihnen verschmitzt zu.
    »Ach, Dad!« rief sie lachend zurück, und die anderen stimmten in ihr Lachen ein.
    »Gib's ihm, Hannah!« rief jemand. Und ein anderer: »Der arme Kerl hat doch keine Ahnung, was Stil ist.«
    »Ach so, Stil nennt man das?« brüllte der Wirt vergnügt zurück. »Für ihre Kleider braucht sie nicht viel, aber das Zeug, das sie sich in die Haare schmiert, kostet mich ein Vermögen!«
    »Wie machst du's, daß die Haare so abstehen, Hannah?« »Wahrscheinlich haben sie sich ihr in der Abtei vor Schreck aufgestellt.«
    »Hast wohl das Baby heulen hören, was, Han?«
    Gelächter. Ein spielerischer Faustschlag nach dem Sprecher. Die Botschaft war klar: Schaut, wir sind hier alle gute Freunde. Barbara fragte sich, ob sie das alles einstudiert hatten.
    Sie und Lynley waren die einzigen Gäste im Restaurant, und als sich die Tür hinter dem Wirt geschlossen hatte, sehnte sie sich nach dem Lärm des Schankraums, doch da begann Lynley zu sprechen.
    »Sie muß zwanghaft gegessen haben.«
    »Und brachte ihren Vater um, weil er sie auf Diät setzte?« Es fuhr ihr heraus, ehe sie überlegen konnte, und ihre Stimme klang sarkastisch.
    »Und hat offensichtlich vor allem heimlich gegessen«, fuhr Lynley ruhig fort.
    »Also, so seh' ich das nicht«, widersprach sie. Sie wollte ihn reizen und wußte es. Es war aggressiv und

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