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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Boden neben dem Sessel, seine Krücken lehnten neben dem Bett an der Wand. Das Zimmer war dunkel. Aber im verglühenden Feuerschein sah sie, daß er noch wach war, daß er mit den Kissen im Rücken aufsaß und ins Feuer blickte.
    Sie ging zum Bett und setzte sich.
    »Ich bin völlig durcheinander«, sagte sie.
    Er suchte ihre Hand. »Ich weiß. Ich sitze schon die ganze Zeit hier und überlege, wie ich dir helfen kann. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Ich habe ihn verletzt, Simon. Das war nie meine Absicht, aber es ist trotzdem geschehen, und ich kann es einfach nicht vergessen. Wenn ich ihn sehe, fühle ich mich verantwortlich für seinen Schmerz. Ich möchte ihn ihm abnehmen. Ich - wahrscheinlich würde ich mich dann besser fühlen. Weniger schuldig.«
    Er berührte ihre Wange.
    »Wenn es so einfach wäre, Liebes. Du kannst ihm seinen Schmerz nicht abnehmen. Du kannst ihm nicht helfen. Er muß ganz allein damit fertig werden, aber es ist schwer für ihn, weil er dich liebt. Und die Tatsache, daß du verheiratet bist, ändert daran nichts, Deborah.« »Si -«
    Er ließ sie nicht ausreden.
    »Mich beunruhigt vor allem die Wirkung, die er auf dich hat. Ich sehe deine Schuldgefühle. Ich möchte sie dir abnehmen, wie du ihm den Schmerz abnehmen willst, und weiß nicht, wie. Es bedrückt mich, dich so unglücklich zu sehen.«
    Sie sah ihm ins Gesicht und fand Ruhe und Trost in den vertrauten Konturen. Ein Gesicht, das von durchlebter und überwundener Qual gezeichnet war. Sie spürte ihre Liebe zu ihm so stark, daß es ihr fast das Herz zerriß.
    »Du hast wirklich die ganze Zeit hier in der Dunkelheit gesessen und dir meinetwegen Kopfzerbrechen gemacht? Ach, Simon, wie typisch für dich.«
    »Warum sagst du das? Was dachtest du denn, daß ich tue?«
    »Ich dachte, du quälst dich mit - mit Dingen, die der Vergangenheit gehören.«
    »Ach.« Er zog sie in seine Arme und legte seine Wange auf ihr Haar. »Ich will dich nicht belügen, Deborah. Leicht ist es für mich nicht zu wissen, daß Tommy dein Geliebter war. Wäre es ein anderer Mann gewesen, so hätte ich ihn mit allen möglichen Schwächen und Fehlern belegen können, um mich selbst davon zu überzeugen, daß er deiner nicht wert war. Aber das ist ja nicht der Fall, nicht wahr? Er ist ein feiner Mensch. Er hätte dich verdient. Keiner weiß das besser als ich.«
    »Und das quält dich. Ich dachte es mir.«
    »Nein, es quält mich nicht. Gar nicht.« Seine Finger glitten leicht durch ihr Haar. Er streichelte ihren Hals und streifte ihr das Nachthemd von den Schultern. »Anfangs ja, da quälte es mich. Das gebe ich zu. Aber nachdem wir das erstemal miteinander geschlafen hatten, erkannte ich, daß ich nie wieder an dich und Tommy zu denken brauche. Wenn ich es nicht will. Und wenn ich dich jetzt ansehe -, « sie ahnte sein Lächeln - »denke ich ganz entschieden an die Gegenwart und nicht an die Vergangenheit. Dann spüre ich, daß ich dich bei mir haben möchte, daß ich den Duft deiner Haut riechen und deinen ganzen schönen Körper küssen möchte. Um ehrlich zu sein, dieses Begehren wächst sich allmählich zu einem richtigen Problem in meinem Leben aus.«
    »In meinem auch.«
    »Dann sollten wir vielleicht alle unsere Energien darauf konzentrieren, eine Lösung dafür zu finden«, sagte er mit einem leisen Lachen. Ihre Hand schlüpfte unter die Decke. Er seufzte auf bei ihrer Berührung. »Das ist ein guter Anfang«, flüsterte er und küßte sie.

10
    Der Besuch war Superintendent Nies. Er wartete im Aufenthaltsraum, drei leere Biergläser auf dem Tisch, einen Karton zu seinen Füßen. Er stand auf, als sie hereinkamen, ein mißtrauischer und wachsamer Mensch, der niemals ganz entspannt wirkte. Seine Lippen wurden schmal, als er Lynley sah, und seine Nasenlöcher zogen sich zusammen, als hätte er einen üblen Geruch wahrgenommen. Seine ganze Erscheinung drückte Verachtung aus.
    »Sie wollten alles haben, Inspector«, sagte er kurz. »Bitte sehr.«
    Er trat mit dem Fuß gegen den Karton, weniger, um ihn wegzuschieben, als um Lynley s Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.
    Sie standen immer noch, so als hätte sie Nies' Anwesenheit gelähmt. Barbara spürte fast körperlich Lynleys Spannung. Dennoch war sein Gesicht völlig ausdruckslos, während er den anderen ansah.
    »Das ist es doch, was Sie wollten, nicht wahr?« sagte Nies hämisch, packte den Karton und schüttete seinen Inhalt auf den Teppich. »Ich nehme an, wenn Sie alles verlangen, dann

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