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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Pater hastig den Lichtschalter und lenkte ihre Aufmerksamkeit mit einer ausholenden Geste auf die Kirche. »Nun, wie gefällt sie Ihnen?«
    Das Schiff wirkte keineswegs wie das einer Dorfkirche. Dorfkirchen sind meistens kleine, schmucklose Bauten, denen Farbe, Stil und Schönheit fehlen. Hier war das ganz anders. Der Erbauer dieser Kirche hatte offenbar von einer Kathedrale geträumt; die beiden gewaltigen Säulen am Westende hatten zweifellos ein weit gewichtigeres Dach tragen sollen.
    »Aha, Sie haben es also bemerkt«, murmelte Pater Hart, als er Lynleys Blick von den Säulen zur Apsis wandern sah. »Hier hätte eigentlich die Abtei stehen sollen. St. Catherine's hatte eine monumentale Abteikirche werden sollen. Aber infolge eines Streits unter den Mönchen wurde die Abtei dann drüben bei Keldale Hall gebaut. Es war ein Wunder.«
    »Ein Wunder?« fragte Deborah.
    »Ja, ein echtes Wunder. Wenn sie die Abtei hier gebaut hätten, wo die sterblichen Überreste des heiligen Cedd ruhen, wäre zur Zeit Heinrichs VIII. alles zerstört worden. Das Grab des heiligen Cedd wäre zerstört worden, können Sie sich das vorstellen?« Das ganze Entsetzen über eine solche Möglichkeit lag in der Stimme des Paters. »Nein, es war ein Akt Gottes, der die Meinungsverschiedenheit unter den Mönchen herbeiführte. Und da der Grundstein für diese Kirche schon gelegt und die Krypta fertig war, gab es keinen Grund, die Überreste des Heiligen zu exhumieren. Sie ließen ihn hier, wo damals nur eine kleine Kapelle stand.«
    Er ging ihnen langsam und mit schweren Schritten zu einer steinernen Treppe voraus, die vom Hauptgang in Dunkelheit hinunterführte.
    »Kommen Sie, es ist gleich hier unten.« Er winkte ihnen.
    Die Krypta war eine zweite kleine Kirche tief im Inneren der Hauptkirche, ein normannisches Gewölbe mit beinahe völlig schmucklosen Säulen. An ihrem hinteren Ende brannten auf einem schlichten Steinaltar zwei Kerzen unter einem Kruzifix. Das Gewölbe war feucht und muffig, spärlich erleuchtet, von Lehmgeruch erfüllt. An den Mauern hatte sich grünlicher Schwamm eingenistet.
    Deborah fröstelte. »Der arme Mann. Es ist so kalt hier. Ich könnte mir denken, daß er viel lieber irgendwo in der Sonne begraben wäre.«
    »Hier ist er sicherer«, antwortete der Priester.
    Er trat in ehrerbietiger Haltung zum Altar, kniete nieder und versenkte sich in ein stilles Gebet.
    Sie betrachteten ihn. Seine Lippen bewegten sich lautlos, dann hielt er einen Moment inne, als befände er sich im Gespräch mit einem unbekannten Gott. Als er sein Gebet beschlossen hatte, stand er mit einem seligen Lächeln auf.
    »Ich spreche täglich mit ihm«, flüsterte er, »denn wir verdanken ihm alles.«
    »Inwiefern?« fragte Lynley.
    »Er hat uns gerettet. Das Dorf, die Kirche, den Fortbestand des Katholizismus hier in Keldale.«
    Das Gesicht des Priesters leuchtete, während er sprach.
    »Der Mensch oder die Reliquien?« fragte Lynley.
    »Der Mensch, seine Gegenwart, seine Reliquien, alles zusammen«, antwortete der Priester. Er breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Krypta umfassen, und erhob seine Stimme. »Er gab ihnen den Mut, an ihrem Glauben festzuhalten, Inspector, Rom treu zu bleiben in den schrecklichen Zeiten der Reformation. Die Priester versteckten sich hier. Über der Treppe lag ein falscher Boden, wo die Dorfpriester jahrelang versteckt blieben. Doch der Heilige war zu allen Zeiten bei ihnen, und die Gemeinde St. Catherine's ist nie zu den Protestanten übergegangen.« In seinen Augen standen Tränen. Er suchte nach seinem Taschentuch. »Sie - ich bin - bitte entschuldigen Sie. Wenn ich vom heiligen Cedd spreche ... das Privileg zu genießen, seine Gebeine in dieser Kirche zu haben. Mit ihm in heiliger Verbindung zu stehen. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können.«
    Der alte Mann schien überwältigt. Lynley suchte nach einer Ablenkung.
    »Die Beichtstühle oben sahen aus wie elisabethanische Schnitzereien«, bemerkte er sanft. »Sind sie das?«
    Der Priester wischte sich die Augen, räusperte sich und sah ihn mit einem schwachen Lächeln an.
    »Ja, sie waren ursprünglich nicht für Beichtstühle gedacht. Daher die profane Thematik. Man erwartet im allgemeinen nicht, in einer Kirche Schnitzereien von tanzenden jungen Männern und Frauen zu sehen. Aber sie sind sehr schön, nicht wahr? Ich glaube, das Licht ist da hinten in der Kirche so schwach, daß die Beichtenden die Türen nicht richtig sehen können.

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