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01 Jesses Maria: Kulturschock

01 Jesses Maria: Kulturschock

Titel: 01 Jesses Maria: Kulturschock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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zugetraut hat, dass ihn noch mal eine Frau gut findet. Der muss sich sexuell anderweitig geholfen haben. Ob er in den Puff ging? Eigentlich hatte dafür er kein Geld, denn die Gaby hat bei denen die Finanzen verwaltet.
    Was kostet das eigentlich? Im Puff? Geht das nach Anzahl oder nach Zeit? Wenn das nach Zeit ginge, wär das ja für die Männer besser.
    Sagen wir mal, zehn Minuten kosten um die zehn Euro, wenn einer lange nicht hat und ruckzuck fertig ist, und ich bin sicher, dass Dirki so einer ist, dann ist Puff wirklich für jeden Mann erschwinglich.
    In welches Etablissement ist der Dirki wohl gegangen? So viele haben wir ja nicht. Da gibt’s diesen Club 69 am Autobahnzubringer und im Gewerbegebiet dieses Lokal mit dem ekligen Namen. Top Sekret. Man liest das ja nicht sofort englisch. Top secret. Das klingt nach James Bond und nicht nach Bordell. Ob Dirki da immer hinging? Oder er ist nach Niedersachsen gefahren. Aber wie hat er Gaby dann die Kilometer auf dem Tacho erklärt? Die passt ja bei allem auf. Und jetzt hat sie einen Anderen. Diese alte Schlampe.
    Wen hat sie sich bloß geschnappt? Frau Schweiger sagt, Gabys Lover ist auch verheiratet und hat zwei Kinder. Die arme Frau. Die arme arme Frau. Wenn die wüsste. Aber so was erzählt einem ja keiner. Die Ehefrau ist immer die letzte, die davon erfährt und alle anderen wissen schon lange vorher Bescheid.
    Weiß der Teufel, wie lange Manni seine Ische schon kennt. Wer weiß, ob das stimmt, dass er sie erst nach unserer Scheidung kennen gelernt hat.
    Wann hab ich Gaby Schickentanz denn das letzte Mal gesehen? Ich glaube, das war im Sommer, im Biergarten. Ich saß mit den Frauen vom Minigolf am Tisch und wir feierten irgendwas, als Gaby und Dirki ankamen. Mit dem Fahrrad. Sie stand unglaublich zu: pinkfarbene Radlerhosen aus Satin und passendes Bustier. Jawohl, die kam bauchfrei, das muss man sich mal vorstellen! In dem Alter. Irgendeine der Minigolf-Frauen sagte so was wie „… sie hat ja ’n Figürchen!“
    Nee. Ich finde sie zu dürre. Das ist doch nicht weiblich, wenn vorne und hinten nix rund ist an einer Frau. Schön braun war sie schon, aber bloß vom Solarium, die hat doch bei ihrem Job gar keine Zeit, in die Sonne zu gehen. Oder ist sie nicht mehr als Sprechstundenhilfe bei Dr. Kutscher? Ach Gottchen, wenn sie kein eigenes Einkommen mehr hat, dann muss der arme Dirki auch noch Unterhalt an sie zahlen. Quasi als Belohnung fürs Fremdgehen. Oder lassen die sich gar nicht scheiden? Womöglich endet das in einer offenen Ehe? Jedenfalls: Der Hit waren die rosa Plastik-Ohrringe. Beim Fahrradfahren. Alle, wirklich alle haben geguckt. Besonders, als es sich bewölkte und ein bisschen kühler wurde. Da hat Gaby gefroren. Das sah man. So ein Bustier taugt eben nicht zum verstecken, sondern zum zeigen.
    Mich hat sie an dem Tag sehr sparsam gegrüßt. Ein Lächeln, ein Winken. Man muss nicht meinen, dass sie an unseren Tisch kam, nein, nein, die blieb bei ihrem Dirki sitzen und passte auf, dass er bloß nicht zu oft zu uns rüberguckte. Wir waren schließlich zehn Frauen am Tisch. Lächerlich ist das, so eine Eifersucht. Als ob eine von uns Dirki Dickmops in die Büsche gezerrt hätte, während sie auf dem Klo die Ohrringe ausrichtet. So ein Quatsch. Wenn Dirki aussähe wie Harald Schmidt, dann wäre Gefahr in Verzug gewesen, aber Dirki sieht ganz und gar nicht aus wie Harald Schmidt.
    So. Und heute stellt sich raus, es war alles nur Tarnung. Gaby hat nur immer so eifersüchtig
getan
, um von ihren eigenen Machenschaften abzulenken. Sie hat ein Verhältnis. Und das soll schon eine Zeitlang gehen, sagte Ina. Ein Jahr oder so.
    Dann hatte sie den anderen ja schon, als ich sie im Biergarten gesehen habe! Wenn ich das gewusst hätte! Womöglich saß ihr Lover mit seiner Frau und den Kindern am Nebentisch. Halleluja. Das sind Zustände.
    Wenn ich bloß wüsste, wer an diesem Sonntag an den anderen Tischen gesessen hat. Man geht mit geschlossenen Augen durch die Welt, ich denke das immer wieder. Dirki nicht. Der hat offene Augen gehabt. Er hatte auf Gabys Handy ganz zufällig eine SMS gelesen. Und so kam alles raus, sagt Frau Schweiger.
Mein süßer Blasehase. Wir sehen uns im Kaiserforst. Dein Bärchen.
    Ich fasse es nicht. Ausgerechnet im Kaiserforst!
    Da gingen wir als Teenager hin, das macht man dochnicht mehr in unserem Alter. Schade, dass er nicht mit seinem Namen unterschrieben hat, dann wüsste man jetzt, wer…
    Und schade, dass Dirki das Handy an die Wand

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