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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Gesetz auch immer der Gerechtigkeit dient?« Ihre blauen Augen verlangten absolute Ehrlichkeit.
    »Vielleicht nicht immer«, sagte Alec vorsichtig, »aber ohne Gesetze gäbe es keine Gerechtigkeit, sondern nur Starke, die die Schwachen ausbeuten. Und ich diene dem Gesetz.«
    »Machen Sie nie mal eine Ausnahme? Als Sie Ihre Runde als Wachpolizist gedreht haben - hatten Sie überhaupt mal ein Revier?«
    »Ja, alle Detectives müssen einige Zeit als Wachleute im Bezirk verbringen. Ohne Ausnahme.«
    »Haben Sie noch nie jemanden laufenlassen oder ihn nur verwarnt? Unter mildernden Umständen? Oder wenn Sie sich ziemlich sicher waren, daß er das niemals wieder tun würde?«
    »Gelegentlich«, gab er mit einer selbstironischen Grimasse zu. Sie schaffte es tatsächlich, ihn in eine Ecke zu drängen.
    »Aber ein Jugendlicher, der eine Tafel Schokolade stibitzt hat, ist wohl kaum mit jemandem zu vergleichen, der einen anderen Menschen umgebracht hat.«
    »Unabsichtlich. Um Annabel vor einem Schicksal zu bewahren, das schlimmer wäre als der Tod. Hat sie nicht schon genug gelitten?«
    »Haben Sie herausgefunden, mit welchem dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit Astwick sie erpreßt hat?«
    »Ja, obwohl ich überhaupt keinen Grund sehe, Ihnen das zu erzählen. Es war nichts besonders Schreckliches. Tatsächlich wußte Lord Wentwater schon die ganze Zeit davon und hat sie trotzdem geheiratet, so daß sie umsonst gelitten hat.«
    Alec erinnerte sich an das trauernde Madonnengesicht, an den blassen Mond. Ja, Lady Wentwater hatte gelitten. Und Geoffrey war ins Exil gegangen, als ein ehrenhafter Ritter, der seine edle Dame schützte.
    Und sein Opfer war ein durch und durch übler Knilch gewesen.
    »Ich kann die ganze Sache doch nicht einfach ignorieren«, sagte er verdrießlich. Sein Kopf schmerzte gewaltig.
    »Können Sie nicht einfach sagen, er wäre nach neuesten Erkenntnissen doch durch einen Unfall umgekommen? Geoffrey, Annabel und Lord Wentwater sind die einzigen, die von den Scharten im Eis wissen, und davon, daß Astwick nicht im See ertrunken ist. Außer Sergeant Tring und Constable Piper und dem Gerichtsmediziner, natürlich, es sei denn, Sie haben es noch irgend jemandem erzählt.«
    »Nein, niemandem. Tring und Piper machen, was ich ihnen sage. Dr. Renfrew hat nie weiteres Interesse an einem Fall, nachdem er die Leiche einmal aufgeschnitten hat.«
    Daisy rümpfte angeekelt die Nase, sagte aber fröhlich: »Dann können Sie doch mit Leichtigkeit sagen, es wäre doch ein Unfall beim Schlittschuhlaufen gewesen.«
    »Mit Leichtigkeit!« explodierte er. Er sprang wütend auf, zuckte aber heftig zusammen, als die Beule auf seiner Stirn einen Schmerzpfeil durch seinen Schädel sausen ließ. »Ich bin Polizist. Als Hüter des Gesetzes habe ich meine Pflichten. Ich werde sofort ein Telegramm schicken und den Kapitän der Orinoco wieder in den Hafen zurückbeordern.«
    »Alec, warten Sie!« Sie blickte ihn besorgt an. »Schmerzt Ihnen der Kopf? Jetzt setzen Sie sich doch bitte noch eine Minute hin. Es gibt da etwas, das Sie nicht bedacht haben. Wenn die Orinoco umdrehen muß. damit Sie Geoffrey festnehmen können. dann haben Sie die Schiffahrtsgesellschaft und alle Passagiere auf dem Schiff gegen sich aufgebracht, ganz zu schweigen von Lord Wentwater, Sir Hugh und sehr wahrscheinlich auch Ihrem eigenen Commissioner. Und der ist, wie Sie sich vielleicht erinnern können, ein Freund. Er stöhnte auf, während ihre Stimme leiser wurde.
    »Stimmt, aber an erster Stelle steht doch meine Pflicht.«
    »Dann rufen Sie Ihren Commissioner an, erzählen Sie ihm das alles und fragen Sie ihn, was Sie tun sollen. Er ist Ihr Vorgesetzter. Wenn er Ihnen sagt, Sie sollen den Fall einfach ruhen lassen. dann haben Sie doch Ihre Pflicht erfüllt. oder?«
    »Und wenn nicht?«
    »Na, ich glaube, ich muß aufhören, Sie zu überzeugen versuchen« sagte sie. »Wenigstens können Sie ihn dann bitten, dem Schiff zu telegraphieren, damit niemand Sie beschuldigt.«
    Alec blickte hinunter auf ihr Gesicht, auf die Sommersprossen und den winzigen, bezaubernden Leberfleck. Er hatte keinen Zweifel. daß sie wirklich seinetwegen in Sorge war. All ihre Bemühungen, ihm die Verfolgung von Geoffrey auszureden, beruhten auf der Sorge um ihre Freunde, an sich selber dachte sie überhaupt nicht. Sie hatte schon längst wieder vergessen, daß sie Beihilfe zu einem Verbrechen geleistet hatte.
    Er würde sie aus dieser Sache heraushalten, das schwor er sich, was auch immer

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