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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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gedroht«, sagte Alec halbherzig. Geoffrey erschien tatsächlich viel eher wie einer, der Astwick in aller Öffentlichkeit zusammenschlagen würde, wie er es auch mit seinem Bruder gemacht hatte, als daß er im nachhinein auf Rache sann oder große Drohungen verkündete. Es war an der Zeit, sich den anderen Verdächtigen zuzuwenden. »Weiß Lady Wentwater, daß Sie sie lieben?«
    »Nein!« brach es aus ihm hervor, und sein Gesicht wurde zunächst blaß und dann puterrot.
    Zum ersten Mal war sich Alec sicher, daß er log. Er konnte es dem Jungen nicht übelnehmen. Solange seine Liebe ein Geheimnis blieb, steckte er nur in einer unglücklichen Lage. Wenn jedoch seine Stiefmutter davon erfahren würde, wäre es für sie beide unerträglich. Egal, was für Fehler er haben mochte, er war ein ritterlicher junger Mann. Ohne Zweifel hoffte er, es wäre für sie leichter, wenn er seine Liebe verheimlichte. Nur die Zeit würde sein Herzeleid lindern. Aber jung wie er war, konnte er das wahrscheinlich noch nicht glauben.
    Kein Wunder, daß in seinen Augen Verzweiflung und Trauer lagen. Geoffrey Beddowes Leben war ziemlich durcheinander.
    »Sagen Sie es nicht meinem Vater«, bat er.
    »Das werde ich nicht, sofern es nicht absolut notwendig ist, und das sieht im Moment nicht so aus. Lassen Sie mich Ihnen aber einen Rat geben. Wenn es irgend geht, halten Sie sich von Wentwater Court fern, und wenn Sie hier sein müssen, dann gehen Sie Lady Wentwater aus dem Weg.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und bewahren Sie die Ruhe, sonst landen Sie eines schönen Tages tief im Sumpf.«
    Geoffrey gluckste merkwürdig, eine Mischung aus einem bitteren Lachen und einem erstickten Schluchzer. Er konnte sich offenbar keine schwierigere Lage vorstellen als die, in der er sich gerade befand. Alec ließ ihn gehen.
    »Meine Güte!« stöhnte Piper von seinem Posten auf der Fensterbank. »Die meisten Leute schaffen sich ihr eigenes Unglück, was, Chief?«
    »Sieht ganz danach aus, Ernie«, stimmte Alec zu. »Sieht ganz danach aus.«
    Er hatte eigentlich vorgehabt, als nächstes den Grafen zu befragen, doch dann erinnerte er sich, daß Daisy ihre Arbeit aufgeschoben hatte, um für dessen Gattin zur Verfügung zu stehen. Also rief er Lady Wentwater als nächste herein. Was ihn in beruflicher Hinsicht erleichterte, enttäuschte ihn privat: Sie kam allein. In ein schlichtes, gerade geschnittenes türkisfarbenes Wollkleid mit einer Reihe von Elfenbeinknöpfen gekleidet, das von einem elfenbeinfarbenen Schal um die Hüften gegürtet war, wirkte ihre Figur heute nicht weniger reif und einladend als gestern Abend im Seidenkleid. Heute jedoch hatte sie das Madonnengesicht hinter einer Maske an Schminke verborgen, wie es heutzutage modern war.
    Das stand in genauem Gegensatz zu Lady Marjories Verwandlung. Was hatte das zu bedeuten? Alecs suchender Blick entdeckte Anzeichen einer rosigen Schwellung um ihre dunklen, seelenvollen Augen. Lady Wentwater hatte geweint. Wegen eines verlorenen Liebhabers? Wegen eines sie hoffnungslos anbetenden Jungen? Oder hatte ihr Mann, der in der Öffentlichkeit so ritterlich zu ihr gestanden hatte, sie zur Rede gestellt? Lord Wentwater mußte doch gelegentlich an ihr gezweifelt haben. Geoffreys uneingeschränkter Glaube an ihre Unschuld war verständlich - er hatte sie auf ein Podest gestellt, wie die jungen Leute das eben taten.
    »Warum hat Geoffrey gestern Abend seinen Bruder angegriffen?«
    »Um mich vor James' Verleumdungen zu beschützen«, sagte sie still. »Er ist ein galanter, selbstloser und mutiger junger Mann.«
    »Er ist in sie verliebt.«
    Sie errötete. »Warum sagen Sie das?«
    »Ich habe mich mit ihm unterhalten.«
    »Das hat er Ihnen gesagt ...?« Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht, es blieben nur zwei Rouge-Flecken auf ihren Wangen.
    Sie preßte ihre schlanken Hände an die Brust. »Sie dürfen das Henry nicht sagen. Oh, bitte, das werden Sie ihm doch nicht sagen?«
    »Nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt, was ich aber nicht glaube.« Er bemerkte interessiert, daß Lady Wentwater und Geoffrey gleichermaßen die Reaktion des Grafen fürchteten.
    Lord Wentwater mußte wahrhaftig ein Schrecken sein, wenn man ihn verärgert hatte. Alec hoffte, daß er selbst nie diesen Zorn erregen würde.
    Aber vielleicht könnte er wenigstens ihre Ladyschaft von der Verdächtigenliste streichen. Er fuhr also fort: »Und im übrigen habe ich auch keine Veranlassung, ihrem Ehemann irgendwelche Eröffnungen weiterzuleiten, die Sie mir

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