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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wohl möglich«, gab Alec zu, aber gleichzeitig stellte er sich die unglückliche junge Ehefrau vor, hilflos den skrupellosen Fallen eines rachsüchtigen Erpressers ausgeliefert. Wenn sie tatsächlich unschuldig war, dann tat sie ihm von Herzen leid. Gleichzeitig merkte er, daß ihm auch der Graf leid tat, trotz all seines Reichtums und seiner Stellung. »Sie haben nichts unternommen, aber Sie müssen doch aufgewühlt und wütend gewesen sein.«
    Lord Wentwaters Augen blitzten wütend - ob in Erinnerung an einen früheren Zorn oder aus Ärger über Alecs Verdacht.
    »Nicht wütend genug, um mich dazu herabzulassen, Astwick einen kindischen Streich zu spielen, das versichere ich Ihnen«, sagte er trocken.
    »Sie kannten doch seine Angewohnheit, im Morgengrauen Schlittschuhlaufen zu gehen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ihr Bursche erinnert sich, das Ihnen gegenüber erwähnt zu haben.«
    »Chief Inspector, ich höre dem Unsinn nicht zu, den mein Bursche plappert, während er mich rasiert, und an ihn erinnern tue ich mich schon gar nicht.«
    »Ein Jammer. Sie hätten sonst vielleicht von Lord Beddowes erbarmungsloser Gehässigkeit gegenüber Lady Wentwater erfahren.«
    Und jetzt brach die Fassade kurz zusammen. Für nur einen winzigen Augenblick jagten Wut, Verletztheit und Verzweiflung über die Miene des Grafen. Dann erlangte er wieder die Kontrolle über seine Gesichtszüge und sagte mit eisiger Ruhe: »Das Benehmen meines Sohnes war unverzeihlich. Sie können sicher sein, daß ich zutiefst bedaure, nichts davon gewußt zu haben.«
    »Sie schenken seinen Vorwürfen keinen Glauben, verstehe ich das richtig?«
    »Annabel soll dafür verantwortlich sein, daß Astwick ertrunken ist? Wenn Sie sie kennen würden, Mr. Fletcher, dann würden Sie dergleichen nicht vermuten können. Meine Frau ist einer der sanftmütigsten Menschen dieser Welt. Sie hat ihn noch nicht einmal mit Worten zurückweisen können, wie können Sie da annehmen, daß sie sich der Gewalt bedienen würde, um ihn zu entmutigen?«
    »Es hat schon merkwürdigere Dinge gegeben. Ist es Ihnen zum Beispiel schon in den Sinn gekommen, daß Lord Beddowe den Unfall vielleicht inszeniert hat, um dann seine Stiefmutter beschuldigen zu können?«
    Lord Wentwater explodierte: »Nein! Oh Gott, nein!« Er ließ den Kopf in die Hände fallen. »Wenn ich jemals auch nur den geringsten Hinweis darauf erhalte, dann werde ich es Ihnen augenblicklich sagen.«
    Und genau das hatte Alec gewollt. Obwohl er die Wirkung seiner Frage bedauerte, war ihm mit ihrer Antwort eine Menge klargeworden. Seiner Erfahrung nach waren Männer, die erfolgreich ihre Gefühle verleugneten, nur selten in der Lage, sie weiter zu verschleiern, wenn man sie einmal zur Offenheit gezwungen hatte. Lord Wentwater liebte seine Frau; und er hätte nicht solches Entsetzen gezeigt über den Gedanken, sein Sohn könnte der Schuldige sein, wenn er selbst für Astwicks Tod die Verantwortung trug.
    Doch konnte Alec ihn noch nicht ganz von der Liste streichen. »Wir sind natürlich für jeden Hinweis dankbar«, sagte er, »aber ich muß zugeben, daß mich Ihr Angebot, mir zu helfen, eher überrascht. Sie haben doch heftig dagegen protestiert, die Polizei zu rufen, war das nicht so?«
    »Das stimmt.« Wieder fand der Graf rasch zu seiner Würde zurück. »Ich war davon überzeugt, daß es ein Unfall gewesen ist. Und bislang habe ich ja auch noch von keinem Beweis dafür gehört, daß die Dinge anders liegen. Aber ich nehme an, Sie gehen von einer festen Absicht aus, Schaden zuzufügen, wenn nicht gar von einer Tötungsabsicht.«
    »Das tun wir.«
    »Da ich jedoch an einen Unfall glaubte, sah ich keine Notwendigkeit, die hiesige Polizei ihre Nasen in Astwicks Angelegenheiten auf Wentwater Court stecken zu lassen. Die Wahrheit mochte sein, wie sie wollte, es würde unvermeidlich Gerede geben. Ohne Zweifel haben Sie gehört, daß Chief Constable Wetherby und ich nicht besondere Freunde sind.«
    »Wie Katz und Maus«, zitierte Alec Daisy.
    »So ungefähr«, sagte seine Lordschaft mit einem ironischen Lächeln. »Also, wenn man Wetherby tot in der Halle gefunden hätte, den Dolch von Königin Elisabeth im Rücken ... Aber natürlich war ich damit einverstanden, daß Scotland Yard sich einschaltet, als Menton mich von der Notwendigkeit einer polizeilichen Untersuchung überzeugt hatte.«
    Alec konnte nicht glauben, daß man die Polizei der Hauptstadt für unfähiger halten könnte als eine schlichte County-Nebenstelle, und so

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