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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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erst mit Ihnen sprechen.«
    »Das habe ich also Ihnen zu verdanken? Hätte ich mir ja denken können. Vielen Dank.«
    »Werden Sie Annabel noch einmal befragen? Ich werde mich mal erkundigen, ob Sie mich heute wieder dabei haben will, ehe ich diese ganzen Stufen hochmarschiere und an meine Schreibmaschine gehe.«
    »Ja, ich werde sie sprechen wollen, und auch alle anderen. Ich hab es gestern tatsächlich geschafft, alle nötigen Fragen zu stellen, obwohl ich halb geschlafen hab. Heute bin ich hellwach, und ich will sie beobachten, während sie mir ihre Geschichten erzählen. Vielleicht wird mir das ein paar neue Ansätze bieten, die ich vorher nicht gesehen habe, und die im schriftlichen Bericht nicht ins Augen fallen. Große Hoffnungen auf neue Erkenntnisse habe ich allerdings nicht, außer bei Lady Marjorie und Geoffrey, natürlich, und vielleicht Lord Wentwater.«
    »Marjorie ist nur ...«
    »Später, bitte.« Er lächelte, als er ihres empörten Blicks gewahr wurde. »Es tut mir leid, aber ich bin mir sicher, daß ich heute Abend noch mehr mit Ihnen zu besprechen haben werde, und wenn wir es alles an einem Stück machen, dann erkennen wir die Zusammenhänge bestimmt besser.«
    »Na, meinetwegen. Jedenfalls muß ich heute an meinem Artikel weiterschreiben.«
    Als sie hinausgegangen war, trat Geoffrey ein. Sein regloses Gesicht verriet nichts von den stürmischen Gefühlen, die ihn zum Kampf mit seinem Bruder im väterlichen Wohnzimmer hingerissen hatten. Doch sprach alles dafür, daß unter dieser ruhigen Fassade Liebe und Wut köchelten.
    »Erzählen Sie mir doch von gestern Abend«, forderte Alec ihn auf.
    Die Gesichtsmuskeln des jungen Mannes spannten sich, und seine Hände ballten sich auf den Oberschenkeln zu Fäusten, als müsse er sich zur Ruhe zwingen. »Gestern Abend? Mittlerweile dürften Sie doch schon jedes kleinste Detail gehört haben«, sagte er ausdruckslos.
    »Ich hätte aber gerne auch Ihre Version der Geschichte gehört.«
    »James hat angefangen, widerliche Lügen über An ... über meine Stiefmutter zu verbreiten. Das mußte ich verhindern.«
    »Verlieren Sie oft die Contenance und werden gewalttätig?«
    »Nein! Großer Gott, nein. Ich bin in der Boxmannschaft der Universität, aber man kann nicht regelgerecht boxen, wenn man dauernd in Rage gerät. Gestern Abend hab ich ... Ich hab plötzlich einfach nur Rot gesehen.«
    »Was genau hat Sie denn so wütend gemacht?«
    Geoffreys Mund verzog sich zu einer trotzigen schmalen Linie. »Ich werde die widerlichen Dinge nicht wiederholen, die James gesagt hat.«
    »Nein, nein, das ist auch nicht notwendig. Ich meine nur: Haben Sie geglaubt, daß er lügt, und haben ihn deswegen verprügelt?«
    »Ich weiß, daß er gelogen hat. Annabel ist ein Engel. Niemals würde sie etwas Gemeines oder Unehrliches tun. Mich hat aufgeregt, daß James absichtlich versucht hat, sie zu verletzen. So was vor allen anderen zu sagen, und auch noch vor meinem Vater!«
    »Sie hatten Sorge, daß Lord Wentwater eventuell seinen Lügen Glauben schenken würde?«
    »Ja. Das tut er aber nicht. Er hat es mir gesagt.«
    »Mir ist von verschiedenen Seiten zugetragen worden, daß Lady Wentwater sehr häufig in Gesellschaft von Astwick gesehen worden ist. Wie erklären Sie sich diese offensichtliche Vertrautheit?«
    Geoffreys eben noch belebtes Gesicht verschloß sich wieder. »Da war nichts dran. Die beiden kannten sich schon seit Jahren, und er hat diese alte Bekanntschaft ausgenutzt. Sie war zu gutmütig, ihn herauszuwerfen, obwohl er sie dauernd belästigt hat.«
    »Also haben Sie versucht, ihr zu helfen.«
    »Ich hab ihre Tête-à-têtes unterbrochen, sooft ich es konnte, aber schließlich war er hier zu Gast. Mein Vater hätte ihn des Hauses verweisen müssen.«
    »Und weil er das nicht tat, haben Sie beschlossen, die Dinge in die Hand zu nehmen und ihm einen Denkzettel zu verpassen, indem Sie ihm ein kühles Bad im See bereiten.«
    Geoffreys Gesichtsausdruck veränderte sich nicht das geringste bißchen. »Das hätte ich wohl tun können, vielleicht an einem Sommertag, wenn er sie am Ufer belästigt hätte. Aber nie ist es mir in den Sinn gekommen, das Eis aufzuschlagen und darauf zu warten, daß er hindurchfällt. Und in jedem Fall hätte er das für einen Unfall gehalten, und damit hätte es als Warnschuß nicht funktioniert. Und meiner Stiefmutter hätte es auch nicht weitergeholfen.«
    »Es sei denn, Sie hätten es ihm hinterher gesagt und mit weiteren Denkzetteln

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