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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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war. Die andere ging auf die Hintertreppe. Jederzeit könnte ein Zimmermädchen oder ein Diener daraus hervortreten.
    Rasch trat Daisy in Astwicks Schlafzimmer und schloß leise hinter sich die Tür. Das Zimmer sah genauso aus, wie sie es zuletzt gesehen hatte: Das Bett war von einer Überdecke mit schokoladenbraunem und sahnefarbenem Muster bedeckt, das Nécessaire eines Gentlemans lag auf einer Kommode, ein paar Stühle standen da, wie auch der Schrank, in dem Piper die Pässe und Fahrkarten gefunden hatte. Er und Sergeant Tring hatten ordentlich und effizient gearbeitet, oder ein Hausmädchen hatte nach der Durchsuchung aufgeräumt.
    Da war die Tür zum Badezimmer. Auf Zehenspitzen, mit angehaltenem Atem ging Daisy darauf zu. Gleich darauf stand sie einer riesigen viktorianischen Badewanne gegenüber, deren Messing-Wasserhähne die Form von Löwenköpfen hatten, eine Löwin und ein Löwe. War dies Astwicks letzter Anblick gewesen, während sich seine Lunge mit Wasser füllte?
    Daisy riß sich von dem schauerlichen und gleichzeitig faszinierenden Anblick los. Sie bemerkte das Glas mit Badesalz, das auf einem niedrigen Regal über der Wanne stand. Die Körnchen darin waren grün - ein Kiefern- oder Kräuterduft für den Herrn, keine Blumendüfte. Gerade in Reichweite des Badenden bot eine beheizte Handtuchstange eine Auswahl an dicken, weißen Handtüchern, die zu der Badematte auf dem grünen Linolboden paßten. In einer Ecke stand ein Tritt mit Gummifüßen und Gummibelag, und in der anderen ein Holzstuhl mit einer Sitzfläche aus Kork.
    Es war genau wie das Badezimmer, das sie sich mit Fenella teilte - der unschuldige Schauplatz eines schrecklichen Verbrechens. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit den Türen zu.
    In keinem der Schlüssellöcher der drei Türen steckte ein Schlüssel. Die Tür zum Korridor war zwar mit einem Riegel versperrt, aber keine der Verbindungstüren zu den Schlafzimmer hatte so einen Riegel. Geoffrey hatte also jederzeit Zugang zum Bad. Für den ritterlichen jungen Mann sah es schlecht aus.
    Daisy runzelte die Stirn, denn eines fiel ihr noch auf, was sie bislang übersehen hatte. An Astwicks Stirn war eine unregelmäßige Wunde gewesen, und dem Gerichtsmediziner zufolge hatte er außerdem einen Bluterguß am Kinn. Dieser hatte sie sofort an den blauen Fleck an James' Kinn erinnert, der bei dem Faustschlag seines Bruders entstanden war. Aber ein Schlag, mit dem man einen stehenden Gegner hinstreckte, ergab gegen einen Mann in der Badewanne keinen Sinn.
    Sie wandte sich wieder der Wanne zu, blickte in sie hinab und versuchte, sich die Szene vorzustellen. Auch wenn Astwick aufrecht darin gesessen hätte, anstatt sich in das heiße, duftende Wasser zurückzulehnen, hätten seine Schultern wohl kaum über den Rand der tiefen Wanne geragt. Ihm eins aufs Kinn zu geben, erschien etwas seltsam, vor allem für einen großgewachsenen Mann wie Geoffrey. Die Nase wäre da wohl ein naheliegenderes Ziel gewesen.
    Allerdings verstand Daisy nichts vom Boxsport. Was war eigentlich mit der Schnittwunde? Sie verstand nicht, wie Geoffreys Faust oder die glatte, emaillierte Badewanne eine derartig unregelmäßige Wunde hätte verursachen können. Wahrscheinlich war es das Eis gewesen, als Astwicks Leichnam in das Loch versenkt wurde. Dr. Renfrew hatte zwar angedeutet, daß die Wunde vor dem Tod entstanden war, aber es würde sie nicht wundern, wenn Piper mal wieder ...
    Klick. Das war der Riegel an der Tür hinter ihr. Die Angeln quietschten leise, während sich die Tür öffnete. Daisy blieb stocksteif stehen.
    »Miss Dalrymple!« Das war Geoffreys Stimme, erstaunt, nicht drohend. Noch nicht.
    Daisy wandte sich um und rief rasch ein fröhliches Lächeln auf ihr Gesicht. »Hallo! Das ist also auch Ihr Badezimmer? Ich wollte nur in das Bad, das Astwick auch benutzt hat. Mr. Fletcher wollte, daß ich ... daß ich schaue, ob ... ob sich die fehlenden Stiefel nicht irgendwie hier versteckt haben könnten.«
    Was für eine unglaublich lahme Ausrede! »Vermutlich wird sie das Zimmermädchen mittlerweile weggeräumt haben. Ich kann sie nicht finden, oder sehen Sie die irgendwo?«
    »Nein.« Abwesend schaute Geoffrey sich um, und sein normalerweise rosiges Gesicht wurde blaß. »Seine Stiefel! Ich hab vergessen ...«
    Sie ging einen Schritt zurück.
    Seine Stimme zitterte: »Sie halten mich für den Mörder, nicht wahr?«
    Gegen ihren Willen entschlüpften ihr schon die gefährlichen Worte: »Sind Sie es denn?«
    »Ich

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