01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis
hab.«
»Und?«
»Und« - Piper machte eine dramatische Pause - »er hat so ein Zeug in Astwicks Lunge gefunden, das ihm nach Seife und Badesalz aussieht.«
»Seife und Badesalz!« Daisy sank auf den nächstgelegenen Stuhl. »Also ist er gar nicht im See ertrunken, nicht wahr?«
»So sieht es aus, Miss.«
»Er ist im Bad ertrunken, und dann hat man seine Leiche hinunter zum See getragen.«
»So seh ich das auch, Miss.«
»Damit es aussieht wie ein Unfall.« Daisy schauderte. Widerwillig gab sie dann zu: »Und er kann nicht bei einem Unfall in seiner Badewanne ertrunken sein, denn dann hätte ihn ja jemand gefunden und das gemeldet. Man hätte ihn nicht fortgetragen. Es muß ein Mord gewesen sein.«
13
»Ich wünschte, der Chief wäre da«, stöhnte Piper.
»Oh ja!« Daisy zwang sich, nicht mehr an diesen entsetzlichen Mord zu denken. »Hat Dr. Renfrew schon in Winchester angerufen?«
»Nein. Er hat gesagt, er hat zuviel zu tun, um ihm überall hinterherzutelephonieren und Nachrichten bei Vollidioten zu hinterlassen.«
»Was für eine Unverschämtheit!« Sie mochte Ernie Piper zunehmend gerne und sah es nicht gern, wenn er beleidigt wurde.
Außerdem war sie froh, damit von ihren eigenen Gedanken abgelenkt zu werden.
»Mich hat er damit nicht gemeint, Miss. Das hat er dann doch gesagt. Nur der Kerl, mit dem er gestern Abend in Winchester gesprochen hat, war« - stirnrunzelnd konsultierte Piper sein Notizbuch - »ein richtiger Trottel.« Jedenfalls wär mir lieber, er hätte mir das gleich gestern schon gesagt. Was meinen Sie, ob der Chief diese Neuigkeit schon gehört hat?«
»Ich hab mich schon gefragt, warum er noch nicht zurück ist.«
»Ich auch, Miss. Ich hätt selber gleich da anrufen müssen, das hätte ich gleich tun sollen.« Der junge Detective sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
»Jetzt ist es zu spät, sich darüber noch den Kopf zu zerbrechen, aber am besten rufen Sie sofort das Polizeirevier an und geben diese neueste Nachricht durch.«
Eifrig wandte sich Piper wieder dem Telephon zu. Ohne in seinem Notizbuch nachschauen zu müssen, nannte er der Telephonistin die Nummer der Polizei von Winchester. Konzentriert hörte Daisy dem rätselhaften Teil der Unterhaltung zu, den sie mitbekam, und versuchte zu erraten, was am anderen Ende der Leitung gesagt wurde.
»Hallo? Hallo, verbinden Sie mich bitte mit Chief Inspector Fletcher. Es ist dringend ... Hier spricht Detective Constable Piper ... Wo ist er denn? ... Tatsächlich? ... Sie wissen nicht ... Können Sie nicht einen Boten hinterher . .. Ich kann Ihnen nicht sagen, was so ... Nein, das hab ich nicht, aber ... Ja, die Nummer hab ich ... Ja, das werd ich, aber wenn die beiden zurückkommen, oder wenn sie anrufen, dann sehen Sie verdammt noch mal zu, daß der Chief mich zurückruft! Fräulein? Fräulein!«
Er nannte der Telephonistin eine weitere Nummer, und dann eine dritte, und bat dann jedes Mal um den Chief Inspector. Schließlich legte er den Hörer auf und schaute mit verzweifelter Miene Daisy an.
»Die können ihn nicht finden?«
»Ich hab's auch bei ihm im Hotel versucht, Miss, und bei Lord Flatford auf dem Schloß, falls er zufällig gerade da ist. Der Polizist auf dem Revier meinte, Payne hat gesungen, und der Chief und Sergeant Tring sind jetzt hinter dem Schmuck her und Inspector Gillett auch - aber er weiß nicht genau, wo sie hin sind. Und er will niemanden hinterherschicken, sie zu suchen, weil ich ihm nicht sagen will, warum's so dringend ist.«
»Ganz recht«, lobte ihn Daisy. »Schließlich soll die ganze Angelegenheit so lang wie möglich vor der örtlichen Polizei geheim gehalten werden.«
»Ich werd wohl selbst hinter denen hermüssen. Der Chief will das ganz bestimmt sofort wissen. Sagen Sie ihm das alles auch, wenn er anruft?«
»Selbstverständlich.«
»Aber verraten Sie das bloß keinem andern hier. Wir wollen doch nicht den Kerl warnen, der es getan hat, nur damit der sich schön aus dem Staub machen kann. Außerdem kann's gefährlich sein - wenn der weiß, daß Sie wissen, daß ein Mörder im Haus umgeht.«
Daisy stellte fest, daß ihr damit der Appetit vergangen war.
Während der Constable von dannen zog, um den Polizeiwagen aus der Garage zu holen, ging sie die Treppe hinauf. Sie würde Mabel bitten, ihr Tee und etwas Toast mit Butter aufs Zimmer zu bringen, und würde versuchen, dort etwas zu arbeiten.
Ein Mörder im Haus! Aber wer war es? Langsam fügten sich die
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