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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Puzzlestückchen in ihrem Gehirn zusammen ...
    Stephen Astwick war kurz nach dem Abendessen in seiner Badewanne ertränkt worden. Warum hatte er Abends gebadet, entgegen seiner Gewohnheit, morgens zwei Bäder zu nehmen, ein kaltes und ein heißes? Wollte er sich für ein Rendezvous frischmachen?
    Er hatte sich mit Geoffrey ein Badezimmer geteilt. Mal angenommen, er hätte die Tür vom Bad zu Geoffreys Schlafzimmer nicht abgeschlossen. Geoffrey war kurz nach Astwick aus dem Salon gegangen und war vielleicht aus Versehen dort hineinmarschiert, während Astwick in der Wanne lag. Aber Daisy konnte sich einfach nicht vorstellen, daß Geoffrey ihn kaltblütig unter die Wasseroberfläche drückte, ihn festhielt, während er heftig kämpfte, und zusah, wie die Blasen von ihm aufstiegen, bis Astwick schließlich in sich zusammensackte.
    Dann aus Wut? Hatte Astwick etwa damit geprahlt, daß er gleich Annabel verführen würde, hatte er den Jungen vielleicht herausgefordert, bis Geoffrey ihn in einem Anfall von Rage attackiert hatte?
    Das war eine wahrscheinlichere Vorstellung. Sie war sogar sehr wahrscheinlich, doch suchte Daisy nach weiteren Erklärungsmöglichkeiten. Sie mochte Geoffrey und wollte nicht glauben, daß er ein Mörder war.
    Vielleicht hatte sich Astwick gar nicht die Mühe gemacht, die anderen Türen zu verschließen. Vielleicht war jemand anderes in das Badezimmer eingedrungen, durch die Tür zum Korridor oder durch sein Schlafzimmer. Einer, der wußte, daß er dort war und der mit der Absicht dorthin gegangen war, ihn zur Rede zu stellen, wenn nicht gar umzubringen.
    James zum Beispiel, der hätte Astwick vielleicht bedrängen wollen, Annabels Geheimnis zu verraten, und wäre wohlmöglich wütend gewesen, als Astwick es nicht erzählen wollte.
    Das war allerdings kein ausreichendes Motiv für einen Mord, selbst für den widerlichen James. Schlimmer noch, Daisy mußte zugeben, daß er es nicht getan haben konnte. Er war den ganzen Abend über im Salon gewesen und hatte mit seiner Tante Bridge gespielt.
    Phillip und Wilfred waren losgezogen, um Billard zu spielen.
    Wieviel Zeit hatte zwischen Astwicks Weggang aus dem Salon und deren Rückkehr gelegen? Hätte Astwick in dieser Zeit eine Badewanne einlassen und in sie hineinsteigen können?
    Und hätte dann einer von den beiden ihn ertränken können?
    Wie lange dauerte es, einen Mann zu ertränken? Daisy wußte es nicht.
    Sowohl Wilfred als auch Phillip hätten sich von ihrem Spiel für ein paar Minuten entschuldigen können, ohne daß der andere das der Erwähnung wert gefunden hätte. Solange man dachte, Astwick wäre am Morgen gestorben, war es ja auch nicht wichtig gewesen. Möglicherweise waren die beiden sogar Komplizen, Phillip als Betrogener und Wilfred als Erpressungsopfer, die einen gemeinsamen Groll entdeckt hatten.
    Aber keiner von beiden war im Salon gewesen, als Astwick sich zur Nacht zurückgezogen hatte. Sie hatten gar nicht gewußt, daß er nach oben gegangen war.
    Denkbar war natürlich auch, daß beide oder daß einer von ihnen mit irgendeinem Streich im Sinn in Astwicks Schlafzimmer gegangen war, in der Erwartung, es leer vorzufinden, und daß dann der Betreffende die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen hatte, sich Lord Stephens zu entledigen. Daisy glaubte natürlich nicht eine Sekunde, daß Phillip der Schuldige war.
    Und war Wilfred stark genug, einen so durchtrainierten Mann unter Wasser zu drücken und dann die Leiche bis hinunter zum See zu tragen?
    Dasselbe galt auch für Annabel. Sie hatte ein Motiv für die Tat und hatte auch die Gelegenheit gehabt. Obwohl Daisy sicher war, daß sie niemals freiwillig in Astwicks Schlafzimmer gegangen wäre, hätte er sie doch zwingen können; aber keinesfalls hätte sie die Kraft, diese ganze Strecke eine Leiche zu tragen!
    Damit blieb Lord Wentwater: War er allein in seinem Arbeitszimmer gewesen oder oben, um seinen Rivalen zu ertränken?
    Wie von selbst trugen Daisys Füße sie an dem Korridor vorbei, der zu ihrem Zimmer führte. Gedankenverloren ging sie an der Suite der Wentwaters vorbei, bog um die Ecke und stellte fest, daß sie vor der Tür zum Todes-Badezimmer stand.
    Sie drückte auf die Klinke.
    Verschlossen. Sie hatte nicht hierher kommen wollen. Aber wenn sie schon einmal da war ...
    Sie blickte sich rasch um. Niemand zu sehen. In der Wand hinter ihr waren zwei Türen. Die eine, so nahm sie an, führte zu Annabels Badezimmer, und war für die Zeiten gedacht, wenn das Haus voller Gäste

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