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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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schlüpfen, dann wirst du spätestens in Frankreich verhaftet.«
    »Nicht Frankreich«, sagte Daisy, ob seines Pessimismus langsam ungeduldig. »Nicht der Ärmelkanal. Und auch nicht Eu ropa.« Sie unterbrach sich mit einem frustrierten Seufzen, als Drew wieder eintrat.
    »Ich habe einen Diener zu Sir Hugh geschickt, Milord.« Er stellte ein Tablett mit Gläsern, Flaschen und Karaffen auf dem Schreibtisch ab. »Soll ich die Getränke reichen, Mylord?«
    »Nein, danke, Drew.«
    »Benötigen Eure Lordschaft sonst noch etwas?«
    »Nein!« zischte der Graf ungeduldig. Nur mit Mühe fand er zu seiner ruhigen Höflichkeit zurück: »Nein, danke sehr, das ist fürs erste alles.«
    »Sehr wohl, Mylord.« Die Andeutung eines Vorwurfs lag in der Verbeugung des Butlers, ehe er mit seinem gewichtigen Schritt von dannen ging.
    Als sich die Tür hinter ihm schloß, wandten sich drei Gesichter gespannt Daisy zu. »Wohin?« fragten sie unisono.
    »Brasilien.« Daisy genoß ihr Erstaunen. »Zufällig weiß ich, daß die S. S. Orinoco heute nachmittag von Southampton segelt, nach Rio, und derzeit gibt es an Bord mindestens zwei leere Kabinen.«
    »Heute nachmittag?« Lord Wentwater zog aus seiner Westentasche eine goldene Taschenuhr hervor.
    »Um drei Uhr.«
    Annabel und Geoffrey drehten sich zur Uhr auf dem Kaminsims um. Obwohl Daisy das Gefühl hatte, seit dem Morgen wären mindestens hundert Jahre vergangen, war es noch nicht einmal Mittag.
    »Southampton ist nur um die fünfunddreißig Meilen entfernt«, sagte Geoffrey und fügte voller Staunen hinzu. »Brasilien! Aber was soll ich denn da machen?«
    »Das ist doch gerade das Schöne an meinem Plan«, sagte Daisy stolz. »Sir Hugh besitzt riesige Gummi- und Kaffee-Plantagen in Brasilien. Ich bin mir sicher, er wird Ihnen eine Stelle anbieten können.«
    »So, werde ich das?« sagte Sir Hughs trockene Stimme hinter ihr. Er trat in das Arbeitszimmer, und ihm folgte, zu aller Entsetzen, Lady Josephine.
    »Was geht hier vor, Henry?« fragte sie klagend, und auf ihrem runden Gesicht spiegelte sich Schreck.
    »Ist schon in Ordnung, Jo«, sagte ihr Bruder und erhob sich gemeinsam mit Geoffrey. »Nichts, was dich beunruhigen muß. Ich werde dir das alles später genau erzählen.«
    »Glaub bloß nicht, du könntest mich hinters Licht führen.«
    Lady Josephine war nicht abzuwimmeln, und entschlossen ließ sie sich in Lord Wentwaters Sessel nieder und tätschelte Annabel die Hand. »Vielleicht kann ich ja behilflich sein.«
    Während die beiden sich noch kabbelten, flüsterte Daisy Geoffrey zu: »Wir dürfen keine Zeit verschwenden. Sie müssen Ihren Paß suchen und ein paar Sachen einpacken.«
    Er nickte und flüsterte zurück: »Kann ich mich von Marjie und Will verabschieden?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich denke, das geht. Ja, natürlich müssen Sie das, aber erzählen Sie ihnen um Himmels willen nichts. Lassen Sie nicht zu, daß sie Ihnen Fragen stellen.«
    »In Ordnung.« Er schlüpfte hinaus. Es war merkwürdig wie immer war er vollkommen unauffällig, obwohl er selbst der Grund für die ganze Aufregung war.
    Lady Josephine hatte den Streit sieghaft beendet, indem sie sich einfach weigerte, nachzugeben. »Also könnt ihr mir genausogut auch sagen, was hier vor sich geht«, wiederholte sie gerade.
    Lord Wentwater seufzte. »Miss Dalrymple, wären Sie wohl so freundlich?« Er überließ ihr das Wort und ging zum Schreibtisch, um die Getränke einzuschenken.
    Daisy wandte sich Sir Hugh zu. Der Baronet hatte nachsichtig und amüsiert die Auseinandersetzung seiner Frau mit ihrem Bruder beobachtet. »Ja, bitte erklären Sie uns doch bitte diese Angelegenheit, Miss Dalrymple«, forderte er freundlich, aber bestimmt.
    »Zuerst muß ich fragen, Sir Hugh, ob ich in der Annahme recht gehe, daß Sie Geoffrey in einer Ihrer Firmen in Südamerika beschäftigen können. Wenn das nämlich nicht geht, dann muß ich Sie gar nicht weiter damit belästigen.«
    »Das wäre schon möglich«, sagte er vorsichtig.
    »Natürlich kannst du das, Hugh«, beharrte Lady Josephine.
    »Vor ein paar Monaten erst hast du für den Cousin von Mr. Barnstaple eine Stelle gefunden, und Geoffrey ist schließlich dein eigener Neffe. Oder meiner, und das läuft auf dasselbe heraus.«
    »Sehr wahr, mein Liebling, aber der junge Barnstaple befand sich nicht auf der Flucht vor der Justiz, und wenn ich mich nicht sehr täusche, dann hat unser guter Geoffrey genau das vor.«
    Lady Josephines rundes, rosa Gesicht erbleichte.

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