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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wäre, wenn am Morgen zwei ertrunkene Leichen gefunden würden. Ich hab mich nicht getraut, direkt an die Kante vom Loch zu gehen. Deswegen hab ich mich niedergekniet und hab ihn darauf zugerollt. Ich konnte es gar nicht fassen, daß man es nicht meilenweit im Umkreis platschen gehört hat, als er hineingefallen ist.« Geoffrey zögerte. »Er ist runtergesunken, und ich dachte, er würde unten bleiben, aber seine Lederjacke sie hatte einen Gürtel und feste Manschetten und war bis oben zum Kinn zugemacht - hat die Luft wie ein Ballon eingeschlossen. Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als er wieder an die Oberfläche kam. Gott sei Dank lag er mit dem Gesicht nach unten. Gott sei Dank! Irgendwie hab ich es wieder zum Haus geschafft, durch die Seitentür rein und die Hintertreppe hinauf. Da war die Tür zu ihrem Badezimmer schon wieder abgeschlossen. Ich bin ins Bett gegangen und hab mich stundenlang herumgewälzt, ehe ich eingeschlafen bin. Aber als ich am Morgen aufgewacht bin, hab ich mich an nichts von dieser schrecklichen Geschichte erinnert, bis ich in mein Badezimmer kam und Astwicks roten Bademantel gesehen hab. Ich wollte nur noch weg, da habe ich mir das Pferd geholt und bin ausgeritten. Und als wieder zurückgekommen bin, war die Polizei schon da.«
    »Wir haben nicht mehr darüber gesprochen«, sagte Annabel.
    »Kein einziges Mal. Das wäre zu riskant gewesen, und vermutlich wollte ich auch so tun, als sei es gar nicht passiert. Und außerdem - was hätte man denn noch sagen können? Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um diesen Skandal von deiner Familie abzuwenden, Henry. Und nun ist doch alles ans Licht gekommen.« Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Jetzt werden wir alle vor Gericht geschleift. Die ganze Welt wird überzeugt sein, daß deine Frau ...«
    »Nein!« rief Geoffrey aus. »Du hast doch mit der Sache im Grunde gar nichts zu tun. Wir erfinden irgendwas. Wir behaupten, ich hätte mich wegen Geld oder ähnlichem mit Astwick gestritten, und daß er in seiner eigenen Badewanne ertrunken ist, nicht in deiner.«
    »Die Polizei weiß, daß Astwick hinter Annabel her war«, sagte Lord Wentwater und rieb sich erschöpft das Gesicht.
    »Sie weiß auch, daß du James geschlagen hast, um sie zu verteidigen, Geoffrey.«
    »Und außerdem wissen alle, daß er in mich verliebt ist«, flüsterte Annabel.
    Der Graf stöhnte auf. »Ich kann es immer noch nicht fassen, daß mein eigener Sohn in seine Stiefmutter verliebt ist. Worüber soll ich denn jetzt mehr entsetzt sein, über diese Liebe oder darüber, daß er einen Mord begangen hat, an einem Gast in meinem Hause?«
    Geoffrey hatte sich im Ohrensessel zusammengekauert und schien immer kleiner zu werden.
    »Vergiß bitte nicht, Henry, er hat es um meinetwillen getan!«, ermahnte Annabel ihren Ehemann.
    »Und es war keine Absicht«, erinnerte ihn Daisy, »und Astwick war ein übler Kerl.«
    »Ja. Ja, selbstverständlich. Entschuldige bitte, mein Junge. Es fällt mir nur schwer, das alles zu begreifen. Natürlich war es kein vorsätzlicher Mord, und Astwick hat wirklich eine Strafe verdient, wenn es auch nicht gleich die Todesstrafe sein mußte.«
    »Muß ich jetzt ins Gefängnis, Vater?« fragte Geoffrey ängstlich.
    »Ich weiß es nicht. Mord kann man das bestimmt nicht nennen, aber Totschlag ...? Ich kenne die üblichen Strafen nicht. Strafrecht hat mich noch nie interessiert. Aber du kannst sicher sein, daß ich dir Beistand leisten werde. Ich werde dir die besten Rechtsanwälte des Landes besorgen. Wir werden Hugh um Rat bitten. Er wird wissen, wer der beste ist, was wir als erstes tun sollten, wen wir ansprechen müssen.« Lord Wentwater stand auf und ging zum Klingelzug, offensichtlich von der Aussicht auf die zu unternehmenden praktischen Schritte aufgemuntert.
    Kein Mord, dachte Daisy, aber würde die Polizei das glauben?
    Würden die Geschworenen das glauben?
    Selbst wenn Geoffrey für unschuldig befunden würde, und auch, wenn man ihn wegen Totschlags verurteilte - würden sensationshungrige Journalisten dem Urteil Glauben schenken, würden sie es ihren Leser als angemessen vermitteln? Immer gäbe es doch Leute, die überzeugt wären, der Graf hätte seinen Einfluß geltend gemacht, um seinen Sohn zu retten. Es blieb immer etwas hängen.
    Und nicht nur an Geoffrey. Man stelle sich vor, irgendeinem Reporter würde dieser Skandal nicht reichen und er würde das Geheimnis aus Annabels Vergangenheit ausgraben, mit dem Astwick sie

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