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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Lord Stephens Kleider zu holen, die er zum Schlittschuhlaufen immer getragen hat. Die hab ich der Leiche angezogen.« Annabel schauderte. »Es war schrecklich. Mir drehte sich die ganze Zeit der Magen um.«
    »Und in der Zwischenzeit«, erklärte Geoffrey, »bin ich die Hintertreppe hinuntergeschlichen und hinaus in den Holzschuppen. Da hab ich mir eine Axt genommen. Der Mond ging gerade auf, so daß man draußen wunderbar gehen konnte, ohne vom ausgetretenen Pfad abweichen zu müssen. Eine wunderschöne Nacht! Wenn ich jemanden getroffen hätte, dann hätte ich die Axt einfach versteckt und gesagt, ich würde einen Spaziergang machen. Als ich dann endlich unten war, war ich im Schatten von der Brücke ziemlich sicher. Ich hab ein Loch ins Eis geschlagen, habe die Axt wieder zurück an ihren Platz gebracht und bin zurück zum Badezimmer gegangen. Annabel kämpfte gerade damit, Astwicks schlappe Füße in die Schlittschuhe zu zwängen. Ich hab ihr dabei geholfen, und wir haben sie schön fest zugeschnürt.« Geoffrey blickte zu Daisy hinüber. »Mir ist einfach nie in den Sinn gekommen, daß er ja richtige Stiefel getragen hätte, um erst einmal hinunter zum See zu kommen. Das war es doch, was den Verdacht der Detectives erregt hat, nicht wahr? Dieser eine dumme Fehler hat sie darauf gebracht, daß es kein Unfall war.«
    »Ehrlich gesagt, nein. Später haben sie sich alle wegen der fehlenden Stiefel gewundert, aber niemand konnte sich daran erinnern, ob sie nun unter der Bank gestanden hatten oder nicht, als wir unten waren. Die Gärtner haben hinterher alles aufgeräumt, so daß alles mögliche mit ihnen passiert sein könnte.«
    »Was war es denn dann?«
    Daisy sagte: »Eigentlich war es ein Zufall. Am Rand des Lochs im Eis waren Kerben. Wenn ich diese Photographien nicht gemacht hätte, dann wären sie wahrscheinlich als Schlittschuhrillen durchgegangen. Aber auf meinen Bildern sahen sie eindeutig anders aus. Ich hab dann Mr. Fletcher darauf hingewiesen. Wie sehr ich doch wünschte, ich hätte das nicht getan!«
    Die drei anderen eilten alle, sie zu beruhigen.
    »Es war schließlich Ihre Bürgerpflicht«, erinnerte sie der Graf mit strenger Freundlichkeit.
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, Daisy«, rief Annabel aus. »Sie konnten ja nicht wissen, wohin das führen würde.«
    »Es ist doch alles meine Schuld«, sagte Geoffrey voller Verzweiflung. »Wenn ich nur nicht so in Rage gewesen wäre, dann hätte ich ihn auch davon abhalten können, ohne ihn gleich zu schlagen. Dann wäre das alles nicht passiert. Das Ganze ist wie ein schlechter Traum. Am schlimmsten war es, ihn die Hintertreppe runter zu tragen und dann den Abhang hinunter. Ein Alptraum! Dauernd sind seine Füße gegen die Wand geschlagen.«
    »Ich bin zuerst die Treppe hinuntergegangen«, sagte Annabel, »um mich zu vergewissern, daß die Luft rein war, aber hinausgegangen bin ich nicht. Statt dessen bin ich wieder hochgegangen, um im Badezimmer aufzuräumen. Den nassen Bademantel hab ich ausgewrungen und ihn über die Handtuchstange gelegt, damit er trocknet. Dann hab ich den blutbeschmierten Wasserhahn geputzt und den Fußboden aufgewischt. Das zerbrochene Glas mit dem Badesalz hab ich in der Wanne gelassen. Am Morgen hab ich dann Barstow erzählt, ich hätte es vom Regal hinuntergeworfen, als ich noch mehr ins Bad tun wollte. Sie war natürlich erleichtert, daß ich mich nicht geschnitten hatte! In der Zwischenzeit kämpfte sich Geoffrey mit dieser schrecklichen Last auf dem Rücken den Abhang hinunter.«
    »Er war sehr schwer, und ich konnte kaum das Gleichgewicht halten. Dauernd bin ich ausgeglitten und auf dem festen Schnee herumgerutscht, und ich hatte fürchterliche Angst, daß er hinfallen würde. Schließlich würde das einen ganz rätselhaften Abdruck im jungfräulichen Schnee am Rand des Pfades machen. Ich bekam ihn aber hinunter ans Ufer, obwohl er immer schwerer zu werden schien. Einmal mußte ich ihn ablegen, um Atem zu holen. Ich dachte, ich würde ihn nie wieder hochheben können. Mittlerweile stand der Mond hoch am Himmel und wurde ganz hell vom Schnee reflektiert. Wie ein Käfer auf einem weißen Blatt Papier kam ich mir vor. Wenn da jemand aus dem Fenster geschaut hätte ... Dann hab ich die Leiche hochgehievt, habe mich mühsam hochgerappelt und bin über den gefrorenen See gegangen. Unter unserem doppelten Gewicht hat das Eis gewaltig geknarrt und gekracht, und ich dachte die ganze Zeit, welch Ironie des Schicksals es doch

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