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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Sie kehrte mit Captain und Mrs. Harris nach England
zurück und kam, ganz auf sich allein gestellt, nach Newbury Abbey, um wieder an
meiner Seite zu sein.«
    Nicht
einer, so schien es Neville, hatte auch nur einen einzigen Muskel bewegt, seit
er angefangen hatte zu sprechen. Er fragte sich, ob einer der Anwesenden Lily
letzte Nacht gesehen hatte oder wusste, dass sie mit dem Angebot eines Six-Pence-Stückes
vom Herrenhaus vertrieben worden war, weil man sie irrtümlich für eine
Bettlerin gehalten hatte. Er fragte sich, wie vielen klar war, dass sie in Wahrheit
die Gräfin von Kilborough war. Es musste ausgesprochen werden.
    »Es
wird mir eine Ehre sein, euch allen später meine Gattin, meine Gräfin, vorzustellen«,
sagte er. »Aber verständlicherweise wäre das momentan einfach zu viel für sie.
Viele von euch kennen ... Lauten als Freundin oder Verwandte. Die
meisten von euch - ihr alle - werdet ihren heutigen Schmerz
nachempfinden können. Ich trage mich mit der Hoffnung, dass ihr den Grund für
ihr Leid nicht ... nicht bei meiner Gattin sucht. Sie ist frei von jeder
Absicht, Anlass für Trennung oder Schmerz zu bieten. Ich ... nun ja.« Es gab
nichts mehr zu sagen.
    »Aber
das tut sie ohne Frage, Nev«, sagte der Marquis von Attingsborough energisch,
doch er war der Einzige, der das Schweigen brach.
    »Ich
bitte, mich jetzt zu entschuldigen«, sagte Neville. »Bitte genießt das Essen.
Weiß jemand, wo Lauren ist?« Er schloss kurz die Augen.
    »Sie
ist mit Gwendoline im Witwenhaus, Neville«, ließ Lady Elizabeth ihn wissen. Das
Witwenhaus war der Ort, wo sie seit ihrer Verlobung letztes Weihnachten
zusammen mit der Gräfin lebte. »Keine von beiden wollte mich empfangen, als ich
auf dem Rückweg von der Kirche dort Halt machte. Vielleicht ...«
    Aber
Neville verbeugte sich wortlos vor ihr und verließ den Raum. Dies war nicht der
Zeitpunkt, um nachzudenken oder zu beratschlagen, nicht der Zeitpunkt für
gesunden Menschenverstand. Er musste dem Impuls des Augenblicks folgen oder er
würde zusammenbrechen.
    ***
    Neville war auf dem
Weg nach unten, als die Stimme seines Onkels vom Treppenabsatz über ihm nach
ihm rief. Er blickte nach oben und sah dort nicht nur den Herzog, sondern auch
seine Mutter und Elizabeth.
    »Auf
ein Wort, Kilbourne«, sagte sein Onkel mit steifer Förmlichkeit. »Das bist du
deiner Mutter schuldig.«
    Ja, das
war er wohl, dachte Neville erschöpft. Vielleicht hätte er mit ihr sprechen
sollen, bevor er im Ballsaal vor die Anwesenden trat und eine öffentliche
Erklärung abgab. Doch die korrekte Etikette für eine solche Situation war ihm
einfach nicht bekannt. Der Galgenhumor dieses Gedankens amüsierte ihn
keineswegs. Mit einem kurzen Kopfnicken wandte er sich um und ging voraus in
die Bibliothek. Er durchschritt den Raum und starrte auf die kalten Kohlen im
Kamin, bis er hörte, dass die Tür geschlossen wurde. Dann drehte er sich um und
sah ihnen ins Gesicht.
    »Ich
vermute, es kam dir nicht in den Sinn, deine Mutter von deiner früheren Heirat
in Kenntnis zu setzen?«, sagte seine Mutter, deren Haltung etwas von ihrer
erhabenen Würde verloren hatte und nun Verbitterung zeigte. »Oder vielleicht
Lauren? Die unsägliche Erniedrigung des heutigen Tages hätte vermieden werden
können.«
    »Beruhige
dich, Clara«, sagte der Herzog von Anburey und tätschelte ihr die Schulter.
»Das bezweifle ich, obwohl die ganze Geschichte für dich weniger schockierend
gewesen wäre, hätte sich Neville ehrlicher zu seiner Vergangenheit geäußert.«
    »Die
Hochzeit wurde sehr kurzfristig geschlossen und die Ehe war sehr kurz«, sagte
Neville. »Ich hielt sie für tot und ... nun, ich entschloss mich, diese kurze
Episode meines Lebens für mich zu behalten.«
    Weil er
sich geschämt hatte zuzugeben, dass er die ungebildete Tochter eines Sergeants
geheiratet hatte, selbst noch nach ihrem Tod? Eine unangenehme Vorstellung, die
hoffentlich nicht der Wahrheit entsprach. Aber wie sollte er den Impuls
erklären, der ihn dazu getrieben hatte? Wie hätte er ihnen Lily beschreiben
sollen? Wie hätte er ihnen erklären sollen, dass eine Frau manchmal so
einzigartig sein konnte, dass es schlichtweg keine Rolle spielte, wer sie war oder
- wichtiger noch - wer sie nicht war. Er hätte ihnen die schlichten
Fakten mitteilen können und sie wären insgeheim froh, sogar erleichtert
gewesen, dass sie gestorben war, bevor sie für sie zu einer Belastung hatte
werden können.
    »Ich
war ganz damit beschäftigt, das

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