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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Antwort vom Sekretär des
Viscount erhalten, die besagte, dass es Seiner Lordschaft nicht beliebte, ihre
Bekanntschaft zu machen. Lauten selbst, so vermutete Neville, hatte sich selbst
nie wirklich für liebenswert gehalten. Und nun dieses Desaster, das sie in
ihrer geringen Meinung von sich noch bestätigen musste.
    »Ich
will es nicht verstehen«, sagte Gwendoline zornig. »Und wie kannst du dasitzen,
Lauren, und so ruhig und nachsichtig und versöhnlich daherreden? Du solltest
ihm die Augen auskratzen.« Wieder begann sie zu schluchzen.
    »Neville?«,
sagte Lauren, noch immer regungslos. »Ich muss es verstehen. Erzähle mir von
... von Lily.«
    »Lily!«,
zischte Gwendoline verächtlich. »Ich hasse diesen Namen. Er klingt erbärmlich.«
    »Sie
ist die Tochter eines Sergeants«, erklärte Neville. »Sie wuchs mit dem Regiment
auf, lebte mit ihm und zog mit ihm übers Land. Sie hat sich nie vor Arbeit
gedrückt und war jedermanns Freundin. Die härtesten Männer und die rüdesten
Frauen liebten sie. Sie hatte eine ganz eigene Persönlichkeit. Etwas
Traumartiges, Feenhaftes umgab sie - ich weiß nicht, wie ich diesen
Wesenszug beschreiben soll. Die Hässlichkeit des Lebens, das sie umgab, hat sie
nicht berührt. Sie war achtzehn, als ... als ich sie heiratete.« In kurzen
Worten berichtete er von den Umständen, die zu ihrer Heirat geführt hatten.
    »Und du
liebtest sie«, fügte Lauten hinzu, nachdem er geendet hatte.
    Um
ihretwillen wünschte er, diese Frage verneinen zu können. Nicht, dass es
wirklich etwas geändert hätte. Er schwieg.
    »Das
ist keine Entschuldigung«, sagte Gwendoline. »Du warst keine achtzehn
mehr, Neville. Du warst ein Mann. Du hättest es besser wissen müssen. Du
hättest deiner Familie und deiner Stellung gegenüber mehr Pflichtbewusstsein
haben müssen, als aus einem so törichten Beweggrund heraus die Tochter eines
Sergeants zu heiraten. Eine Ehe ist etwas fürs Leben.«
    »Auch
ich werde lernen müssen, sie zu lieben«, sagte Lauren und ignorierte
Gwendolines Worte. »Ich bin sicher, dass es möglich sein wird. Wenn du sie
liebst, Neville, dann werde auch ich ...« Aber sie führte den Satz nicht zu
Ende. Mit dem Fuß setzte sie die Schaukel in Bewegung.
    Neville
fragte sich, ob es ihr helfen würde, wenn er zur Schaukel ginge, sie an beiden
Schultern packte, herunterzöge und kräftig schüttelte. Aber er erinnerte sich
an seinen eigenen Schockzustand vor wenigen Stunden. Er war den ganzen Weg von
der Kirche bis zum Strand marschiert, ohne zu wissen, dass er sich überhaupt
vom Altar entfernt hatte. Die andere Möglichkeit, sie nicht zu schütteln,
sondern von der Schaukel zu heben und in den schützenden Trost seiner Arme zu
schließen, wählte er nicht.
    »Lauren«,
sagte er, »es tut mir so unendlich Leid, mein Liebes. Ich wünschte, es gäbe
mehr zu sagen, etwas, das dich trösten könnte, irgendetwas, damit du dich nicht
so ... verlassen fühlst. Ich könnte jetzt viele bedeutungslose Dinge sagen, um
dir zu versichern, dass dies alles eines Tages Vergangenheit sein wird und ...
Aber diese Worte würden dich jetzt nicht trösten und wären eine Anmaßung
meinerseits. Wisse jedoch, dass du von dieser Familie geliebt wirst, die
genauso deine Familie ist wie meine oder Gwens.« Pompöse, leere Worte, und
dennoch entsprachen sie der Wahrheit. Er konnte sich nicht erinnern, sich
jemals in seinem Leben so hilflos gefühlt zu haben.
    »Aber
nichts wird jemals wieder so sein, wie es war«, schrie Gwendoline. »Als Vernon
starb und ich als Witwe nach Hause kam und als dann Papa starb, dachte ich, die
Weit würde untergehen. Doch dann kamst du zurück und wir drei waren wieder
zusammen und ich habe erfahren, dass du Lauten heiraten würdest und ... Aber
jetzt ist alles vorbei, unwiederbringlich zerstört.«
    Neville
fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Lauren schaukelte sanft vor und zurück.
    Gwendoline
hatte aus Liebe geheiratet, während er sich auf der Iberischen Halbinsel
befand. Er war Viscount Muir niemals begegnet. Aber es war eine kurze,
tragische Ehe gewesen, die nur zwei Jahre dauerte. Zuerst hatte Gwen einen
furchtbaren Reitunfall erlitten, der eine Fehlgeburt verursacht hatte und von
dem sie, nachdem ihr gebrochenes Bein verheilt war, ein bleibendes Hinken
zurückbehielt; und dann, nur ein Jahr später, war Muir durch einen Sturz ums
Leben gekommen, als er in seinem eigenen Haus wegen eines gebrochenen
Treppengeländers von der Empore in die darunter liegende Marmorhalle

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