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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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man behaupten, dass sie Lily unter ihre Fittiche genommen hatte.
Manchmal las sie ihr sogar vor und spielte für sie Klavier. Obwohl man dies als
glückliche Fügung betrachten könnte, beunruhigte es Neville.
    Gwendoline
saß allein im Frühstückszimmer. Als Neville eingelassen wurde, legte sie ihr
Buch nieder und hob den Kopf, um sich auf die Wange küssen zu lassen. Sie
lächelte ihn nicht an. Gwen hatte in letzter Zeit nicht viel gelächelt.
    »Du
hast Lily nur um eine Viertelstunde verpasst«, ließ sie ihn wissen. »Sie kam
nach einem Strandspaziergang vorbei. Sie ging durch den Wald zurück zum
Haupthaus statt über die Auffahrt. Sie ist sehr unkonventionell.«
    »Wenn
das als Kritik gemeint ist«, sagte er, »hör damit auf, Gwen. Lily hat meine
ausdrückliche Erlaubnis, so unkonventionell zu sein, wie sie möchte.«
    Sie sah
ihn abschätzend an. »Dann wird sie nie lernen, sich anzupassen«, sagte sie.
»Das ist nicht klug von dir, Nev. Aber ich werde dir etwas sagen, das mich mehr
ärgert, als mir lieb ist. Ich beneide sie in vielerlei Hinsicht. Ich bin
niemals durchs Meer gewatet - jedenfalls nicht seit unserer Kindheit. Ich
bin nie auf diesen Felsen geklettert und habe meine Haube hingeschmissen und
meine Schuhe weggeschleudert. Ich bin nie einfach ... in den Wald gegangen,
ohne auf dem Pfad zu bleiben.«
    Sie
sahen sich für einige Augenblicke ernst an und schenkten sich dann ein
wehmütiges Lächeln.
    »Du
darfst sie nicht hassen, Gwen«, sagte er. »Sie hatte nicht im Geringsten vor,
irgendjemandem wehzutun. Und sie ist furchtbar einsam. Ich bin mir nicht
sicher, ob meine Unterstützung ausreichend ist. Ich brauche Hilfe.«
    Sie
griff nach einer Schiffchenarbeit auf dem Tisch neben sich und beugte sich
darüber. »Es war ein so schöner Traum«, sagte sie. »Du heiratest Lauren und
lebst mit ihr im Herrenhaus. Ich hier mit Mama. Wir alle zusammen, wie es immer
war, bevor ich ... bevor ich Vernon heiratete. Und jetzt ist alles vorbei. Und
Lauren leidet so sehr, dass sie sich nicht einmal mir anvertraut. Nev, wir
haben immer über alles gesprochen.«
    »Wo ist
sie?«, fragte er.
    »Sie
ging hinaus, einige Minuten nachdem Lily gegangen war«, sagte sie. »Sie sagte,
sie bräuchte Luft und Bewegung, aber sie wollte nicht, dass ich sie begleite.
Ich wünschte, sie würde nicht darauf bestehen, Lily zu ... zu ihrer Aufgabe zu
machen. Sie muss sich etwas beweisen dass sie Feindseligkeit überwinden kann,
dass sie sich einfach weigern kann, Groll zu hegen, dass sie weiterhin eine
perfekte Dame sein kann, wie sie es immer gewesen ist. Wenn sie nur ...«
    »Mir
Dinge an den Kopf werfen und Lily hassen würde?«, schlug er vor, als sie
zögerte.
    »Zumindest
wäre es heilsam, Nev«, meinte sie. »Oder wenn sie ein paar Tücher mit bitteren
Tränen tränken würde. Sie hat sogar davon gesprochen, ins Herrenhaus
zurückzuziehen, um Lily immer zur Verfügung zu stehen und ihr zu helfen, mit
ihrem neuen Leben zurechtzukommen.«
    »Nein«,
sagte er steif.
    »Nein«,
stimmte sie zu. »Ich werde Lepra oder etwas ähnlich Tödliches bekommen, damit
sie hierbleiben muss, um mich zu pflegen.«
    Sie
lächelten sich erneut flüchtig an, dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit.
    »Vielleicht«,
sagte er, »sollte ich vorschlagen, dass Lauren zumindest für einen Teil der
Saison nach London geht. Elizabeth wird in wenigen Tagen dorthin zurückkehren.
Ich bin sicher, sie wäre entzückt über Laurens Gesellschaft. Auch über deine.«
    »London?«
Sie blickte verwundert auf. »0 nein, Neville. Nein, ich habe nicht den Wunsch,
nach London zu gehen. Und Lauten bestimmt auch nicht. Um einen Ehemann zu
finden, meinst du? Das wäre zu früh. Davon abgesehen ist sie ... ist unsere
gesamte Familie wohl gerade zurzeit in aller Munde.«
    Er fuhr
zusammen. ja, das hatte er nicht bedacht. Die Ereignisse der letzten Woche
mussten genau das richtige Futter für den unstillbaren Hunger der vornehmen
Gesellschaft Londons nach Sensationen und Skandalen sein. Viele Mitglieder der
Londoner Gesellschaft waren zur Hochzeit nach Newbury gekommen. Und diejenigen,
die nicht dabei gewesen waren, waren sicherlich darauf erpicht, jede Einzelheit
zu erfahren. Es wäre erniedrigend für Lauren, dieses Jahr in London zu
erscheinen.
    Er
seufzte und erhob sich. »Ich denke«, sagte er, »wir alle brauchen Zeit. Ich
wünschte nur, ich könnte die ganze Last dessen, was geschehen ist, auf meine
Schultern nehmen und wäre der Einzige, der leiden muss. Arme

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