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01 - Nacht der Verzückung

01 - Nacht der Verzückung

Titel: 01 - Nacht der Verzückung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Lily. Arme Lauren.
Und arme Gwen.«
    Sie
legte ihre Arbeit beiseite und begleitete ihn zum Stall, wo sein Pferd stand.
Sie nahm seinen Arm und er verlangsamte seine Schritte, um sich ihrem Hinken
anzupassen.
    »Und
nachdem wir uns alle unsere Zeit genommen haben«, sagte sie, »wirst du
glücklich sein, Nev? Ist Glück für dich jetzt möglich?«
    »Ja«,
sagte er.
    »Dann
solltest du dich lieber um Lilys Ausbildung kümmern«, sagte sie. »Oder besser
noch, du solltest Mama erlauben, sie auszubilden.«
    »Ich
werde nicht zulassen, dass Lily unglücklich ist, Gwen«, sagte er.
    »Ist
sie denn glücklich, so wie es ist?«, rief sie. »Ist ir gendjemand von uns
glücklich? Oh, was soll das Ganze? An unserem Unglück ist nicht Lily schuld.
Nicht einmal du, vermutlich. Warum müssen wir immer jemand anderen für unser
Elend verantwortlich machen? Wie auch immer, ich habe mich entschlossen, Lily
nicht zu mögen.«
    »Gwen«,
sagte er, »sie ist meine Frau. Und ich heiratete sie aus Liebe, verstehst du?«
    »Oh.«
Sie hob die Augenbrauen. »Wirklich? Arme Lauren.«
    Sie
sagte nichts weiter, aber als er aufstieg und zur Auffahrt ritt, hob sie zum
Abschied die Hand.
    Nach
seiner Rückkehr zum Herrenhaus übergab er sein Pferd der Obhut eines
Stallburschen und musste feststellen, dass Lily noch nicht eingetroffen war,
obwohl sie eine gute halbe Stunde vor ihm das Witwenhaus verlassen hatte. Wohin
war sie verschwunden? Es gab zahlreiche Möglichkeiten, doch immerhin wusste er,
dass sie in den Wald gegangen war, nachdem sie das Witwenhaus verlassen hatte. Vielleicht
war sie noch dort. Nicht, dass es einfach sein würde, sie zu finden. Und nicht,
dass er es versuchen sollte.
    Aber
vielleicht hatte sie sich verlaufen. Er schritt am Brunnen vorbei und über die
große Wiese auf die Bäume zu.
    Er
hätte durchaus eine Stunde lang durch den Wald laufen können, ohne sie zu
finden. Es war purer Zufall, dass er sie fast augenblicklich erspähte. Ihm war
ein Flattern des hellblauen Kleides nicht entgangen, dass das erste ihrer neuen
Kleider gewesen war. Sie stand ganz still an einem Baumstamm, die Hände flach
dagegen gedrückt. Er wollte sie nicht erschrecken, also versuchte er nicht,
leise auf sie zuzugehen. Trotzdem konnte er in ihren Augen eindeutig Furcht erkennen.
    »Oh«,
sagte sie und schloss sie kurz, »du bist es nur.«
    »Wer
hätte es denn sein sollen?«, fragte er sie neugierig. Sie trug keine Haube -
seine Mutter wäre schockiert gewesen -, doch ihr Haar war hübsch
frisiert.
    Sie
schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Der Herzog von Portfrey
vielleicht.«
    »Portfrey?«
Er runzelte die Stirn. Sie hatte Angst gehabt.
    »Was
hast du mit deinem Umhang gemacht?«, fragte sie.
    »Ich
habe heute keinen getragen«, sagte er und sah an seinem Reitdress hinunter. »Es
ist zu warm.«
    »Oh«,
sagte sie. »Dann habe ich mich getäuscht.«
    Er
wollte sie nicht berühren, aber er neigte den Kopf etwas näher zu ihr. »Warum
hattest du Angst?«
    Ihr
Lächeln war ein wenig kraftlos. »Ich hatte nicht wirklich Angst. Es war nichts.
Ich sehe Gespenster.«
    Seine
Augen wanderten über ihr Gesicht. Selbst in diesem Moment noch sah sie aus, als
habe sie Angst davor, die Sicherheit des Baumstammes, gegen den sie sich
lehnte, aufzugeben. Ein neuer und schmerzlicher Gedanke erfasste ihn.
    »Ich
habe über deine Gefangenschaft nachgedacht«, sagte er, »und ich habe mir
vorgestellt, wie du in Lissabon warst und versucht hast, jemanden in der Armee
zu finden, der dir deine Geschichte glaubte. Aber es gibt da einen langen
Zeitraum, den ich nicht bedacht habe, nicht wahr? Du warst irgendwo in Spanien
und bist den ganzen Weg nach Lissabon gelaufen. Allein, Lily?«
    Sie
nickte.
    »Und in
beiden Ländern hätte sich auf jedem Hügel und in jedem Tal und jedem Dickicht
eine Gruppe von Partisanen verstecken können«, sagte er, »oder französische
Truppen, die hinter ihren eigenen Linien festsaßen. Oder sogar unsere eigenen
Männer. Du hattest keine Papiere. Ich hätte mich früher schon mit dieser deiner
Reise beschäftigen müssen, oder?« Welchen Ängsten musste sie zusätzlich zu den
körperlichen Qualen einer solchen Reise ausgesetzt gewesen sein?
    »Jedes
Leben beinhaltet Leiden«, sagte sie. »Wir haben jeder genug davon erfahren. Wir
müssen uns nicht auch noch die Lasten der anderen aufhalsen.«
    »Selbst
dann nicht, wenn die andere die eigene Frau ist?«, fragte er. Normalerweise
hätte sie die Partisanen

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