Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

01 - Neptun kann warten

Titel: 01 - Neptun kann warten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. C arver
Vom Netzwerk:
auszumerzen, solange er noch auf der Mondoberfläche war. Leider schien ihm die Umstellung jedoch immer schwerer zu fallen, anstatt leichter.
     
    ***
     
    In niedriger Höhe flog er mit dem leichten Prospektionsschiff in hohem Tempo über die Mondoberfläche; auf der einen Seite füllte der ockergelbe Körper Tritons das Sichtfenster aus, vor ihm befanden sich die Steuerinstrumente und auf der anderen Seite die Anzeigen der Abtastungssysteme. Neptun stand hinter ihm, ein blauer Bezugspunkt auf fünf Uhr. Bandicut verminderte rasch die Flughöhe und musste seine Kurskorrekturen mit äußerster Präzision vornehmen … doch jedes seiner eingeleiteten Manöver schien die bezweckte Absicht um einen Tick zu verfehlen, immer einen Sekundenbruchteil zu spät zu erfolgen; schon musste er wieder eiligst auf mondauswärtigen Kurs gehen, um mit dem Schiff keine Furche in die Oberfläche zu pflügen, und das machte ihn langsam, aber sicher wahnsinnig.
    /Krackey, ist die Bilddarstellung immer einen Tick langsamer als meine Bewegungen?/
    /Wie meinst du das, Bandie?/ Die Stimme seines Mitarbeiters und Simulationsleiters schien in seinem Kopf zu vibrieren wie ein schlechter akustischer Lautsprecher – nein, dieser Vergleich hinkte ein wenig; es fühlte sich an, wie eine schlechte Verbindung im NeuroLink.
    /Ich habe gesagt, der Bildprozessor scheint zu verzögern. Muss ich bei den echten Prospektionsflügen auch mit solchen Verzögerungen rechnen oder gibt nur der verdammte Simulator den Geist auf?/
    Krackeys Stimme klang krächzend. /Verzögerungen, sagst du? Nö, sollten eigentlich nicht auftreten. Warte mal ’ne Sekunde, ich überprüfe das. Die hatten hier gestern eine Fehlfunktion im System, und vielleicht haben sie die Ursachen nicht vollständig behoben./
    /Na toll./ Bandicut zögerte, halb in Versuchung, das Schiff einfach auf den Mond stürzen zu lassen. Immerhin war das hier nur eine Simulation. Trotzdem …
    /Hab noch ’ne Sekunde Geduld, Bandie … /
    Er geduldete sich und blieb in sicherer Entfernung in der Umlaufbahn. Vielleicht sollte ich mich einfach aus dem Ding ausstöpseln, bis die Sache behoben ist, dachte er. Schließlich führten sie die Simulation nur im Neuro durch, um sie absolut realistisch zu machen – als würde er den großen Fels in Echtzeit umfliegen. Das Letzte, was er tun wollte, war unter irreführenden Umständen zu üben und sich dabei falsche Manöver einzuprägen. Wären diese Simulationen bereits im Shuttle anberaumt worden, müsste er jetzt hier auf Triton niemandes Zeit damit vergeuden.
    Er spürte ein statisches Knistern im Kopf. Er wollte schon den Arm zum Abbruchschalter ausstrecken, als er Krackeys Stimme durch das statische Rauschen hörte: /Bandie, der Sim-Operator arbeitet schon daran. Er sagt, du sollst einfach noch ’ne Minute oder zwei aushalten. Willst du ein wenig Hintergrundmusik oder so?/
    /Scheiße, nein, ich will keine Hintergrundmusik. So was kann ich nicht ausstehen … /
    Und dann überkam ihn der Schmerz, als lodere blitzartig ein Feuer auf seiner Schädeldecke auf, ein glühender Schürhaken, der -
    /Bandie … ist mit dir alles in Ordnung?/
    - und er wollte aufschreien, konnte aber noch nicht einmal atmen -
    /Rattendaaaachs, was ist looooss?/
    - und dann entfloh die Stimme, und Triton und alle Anzeigen gleich mit, und es gab nur eine Möglichkeit, dem Schmerz zu entkommen: indem er in die Stille und die Schwärze der Besinnungslosigkeit abtauchte
    ›
    ›
    ›
    ›
    ››
    ›
    ››››»››››–‹ Signalabriss ›– »»»»»
    ›
    ›
    ›
    ›››››››››-‹alpha-Verbindung-wird-getrennt›-›››››››››
    ›
    ›
    –‹mode shift›-
    -‹mode shift›-
    -‹mode shift›-
    – ‹mode shift»–
    -‹mode shift ›-
     
    ***
     
    Zum zweiten Mal an diesem Tag erwachte Bandicut aus der Ohnmacht. Es dauerte einen Moment, bis er den eisigen Boden scharf sah und erkannte, wo er sich befand: auf Triton, auf der Oberfläche. Nicht in einer Neurosimulation.
    Natürlich war es keine Neurosim. Es gab keine Neurosims. Und auch kein Neuro. Er hatte einen schrecklichen Albtraum gehabt, eine Traumerinnerung an etwas, das er verzweifelt vergessen wollte: Der Unfall, die System-Fehlfunktion, die seine Neuronalanschlüsse irreparabel beschädigt hatte, hatte dazu geführt, dass er in die Hände inkompetenter Firmenärzte geriet und seine Pilotenkarriere an den Nagel hängen musste – und überdies litt er seitdem unter der

Weitere Kostenlose Bücher