01 - Neptun kann warten
.///
Bandicuts Herz pochte wild.
///Du begreifst noch immer nicht …?///
/Nein. Ich begreife es nicht. Oder vielleicht doch./ Ihn überkam das überdeudiche Gefühl, dass in seinem Verstand all die kleinen Räder rollten und rotierten.
///Charlie ist gestorben …?///,
flüsterte das Quarx. /Ja./
///Ich bin aus seiner … Asche entstanden?///
Bandicut starrte in die Dunkelheit.
///Verstehst du es jetzt …?///
/Ja/, wisperte er. /Ich glaube, jetzt begreife ich es./
12 CHARLIE ZWEI
Als der Wecker zu summen begann, stöhnte Bandicut auf und rollte sich aus der Koje. Obwohl er letztlich doch noch in einen verworrenen Halbschlaf gesunken war, fühlte er sich nicht im Mindesten ausgeruht. Er erwog, sich krank zu melden, hatte aber keine Lust, sich die nötigen Krankheitssymptome aus den Fingern zu saugen. Vage Klagen über Schlaflosigkeit aber halfen ihm bei Dr. Switzer nicht viel.
In der Cafeteria holte er sich etwas zu essen und machte sich dann auf den Weg in den Vorbereitungsraum.
///Was steht heute auf dem Plan?///,
erkundigte sich das Quarx. Charlie – der neue Charlie – war nach dem Aufwachen ein wenig »klarer im Kopf« gewesen, zumindest hatte er sich besser ausdrücken können als noch mitten in der Nacht.
/Ich muss zur Arbeit/, erwiderte Bandicut knapp, in dem Versuch, die Frage abzublocken. Er zog den Anzug aus dem Spind. Sie mussten über vieles reden, jetzt aber war dazu kaum der rechte Zeitpunkt – und wenn er ehrlich war, fehlte ihm dazu auch der Mut. Er wollte so tun, als wäre Charlie-Eins noch immer bei ihm, wollte vorgeben, dass letzte Nacht nichts vorgefallen war.
///Er … wir wollten nicht, dass es eine so durchschlagende Wirkung auf dich hat.
Weißt du, es ist kaum wahrscheinlich, dass er sterben wollte.///
Ächzend hievte Bandicut den sperrigen Schürfanzug hoch und stieg hinein. Von den anderen Arbeitern war soeben der letzte durch die Luftschleuse verschwunden. /Ja, kann schon sein./ Und wie soll ich nun diesen Tag überstehen?, dachte er. Indem ich so tue, als sei alles in Ordnung? Indem ich nichts unternehme, das mich auch nur ein Stückchen näher an die Antwort auf die Frage bringt, wie Charlies und mein Auftrag aussieht – von seiner Erfüllung ganz zu schweigen? /Verfugst du/, flüsterte er, /über dasselbe Wissen wie Charlie? Erinnerst du dich daran, worüber wir gesprochen haben? An unser … Vorhaben?/
Die Stimme, die ihm antwortete, klang entschuldigend.
///Ich bin mir nicht … ganz sicher. Ich erinnere mich teilweise. Nicht an alles.///
/Dann ist er wirklich fort? Charlie? Jedenfalls ein Teil von ihm?/
///Es tut mir Leid. Wart ihr … gut befreundet?///
Bandicut seufzte und schwieg, während er mit den letzten Komponenten seines Anzugs kämpfte. /Nein/, wisperte er schließlich. /Hätte ein guter Freund mir so was angetan?/ Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er den Verschluss des Helmvisiers zuschnappen und begab sich eilig in die Luftschleuse.
///Es ist nicht so, als würde ich mich an gar nichts erinnern///,
sagte das Quarx in recht scharf klingendem Ton, als die Luft flüsternd aus der Schleuse entwich.
///Vielmehr muss ich die Fragmente meiner Erinnerung erst wieder zusammenfügen.///
Bandicut hatte bemerkt, dass diese Version von Charlie eine steifere Wesensart besaß als die vorangegangene. /Fragmente deiner Erinnerung? Wird das lange dauern? Ich wünschte, du würdest mir erklären, wie du aus den kleinen Fragmenten entstehen konntest, die Charlie zurückgelassen hat./
Das Quarx schien nach den rechten Worten zu suchen.
///Wie? Das weiß ich nicht. Es stimmt nicht ganz, dass ich … aus seinen Fragmenten entstanden bin. Ich bin er -und doch nicht ganz derselbe. Es gibt eine Art indirekter Wiederkehr in unserem … Lebenszyklus.///
Bandicut beobachtete verärgert die Schleusendruckanzeige. /Soll das heißen, dass ihr nicht wirklich sterben könnt?/ Das Quarx klang beleidigt.
///Natürlich sterben wir.
Aber vielleicht ist der Begriff »Tod«,
so wie er in eurer Sprache belegt ist,
irreführend.
Es gibt eine Weiterführung und eine Veränderung in unserem … ///
Seine Stimme verklang zu einem wortlosen, rauen Stöhnen, das auf- und abtanzte wie die Wellen eines Ozeans. Er schwieg – offenbar gelangte er zu dem Schluss, dass er keine treffende Formulierung finden würde.
///Ich fürchte, in deiner Sprache lässt es sich nicht adäquat ausdrücken.///
/He!/, bellte Bandicut. /Es tut mir ja so mokin Leid, dass unsere Sprache nicht den
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