01 - Neptun kann warten
Kugeln beobachtete, sondern sich darüber hinaus regelrecht unmögliche Bahnen für sie vorstellte, mit einem außerordentlich scharfsichtigen inneren Auge. Plötzlich begriff er, was da in ihm vorging, und war ganz und gar nicht erbaut darüber.
Er wandte sich ab, leerte sein Glas und trat dann an den Tresen, um es sich erneut zu füllen. /Charlie, hör auf, mit meinem Gehirn herumzumoken! Wenn ich mir Frauen anschauen will, schaue ich mir Frauen an! Hast du eine Ahnung, wie lange es her ist, seit ich mit einer Frau zusammen war?/ Er kehrte zu seinem Barhocker zurück und beobachtete weiter das Spielgeschehen.
Georgia gelang ein fast unmöglicher Drei-Kugel-Schuss, und Bandicut wurde schlagartig klar, dass er sich nun nicht mehr so sehr für ihre Spielkunst interessierte.
///Entschuldige.
Ich habe mich wohl mitreißen lassen.
Was sie da machen, ist sehr …
interessant.///
Bandicut grunzte zur Antwort. Was ihn bisher belastet hatte, fiel ein wenig von ihm ab, und er fand neuen Gefallen daran, mit welcher Eleganz Georgia sich um den Tisch bewegte. Sie war natürlich verheiratet, daher war seine Anerkennung harmloser Natur; Julie hingegen war ledig, und sie bewegte sich mit einer Geschwindigkeit und Intensität, die er sogar noch anziehender fand. Er beobachtete sie dabei, wie sie zu einem Schuss ansetzte … und ihn spektakulär vermasselte: Der Ball flog in einer Spiralbahn über den Rand am anderen Ende des Tisches, wo er mitten in der Luft verschwand, in einer großen Explosion aus Sternen. Julie lachte gutmütig. Eigentlich war es ein leichter Schuss gewesen. Ihr Lachen gefiel ihm.
Plötzlich fühlte er sich befangen und räusperte sich. /Du musst jetzt nicht gleich ins andere Extrem fallen/, murrte er. /Ich kann selber Interesse für etwas oder jemanden aufbringen, ohne dass du dich einmischst. Klar?/
///Ich hob überhaupt nichts gemacht.///
/Oh./ Er nippte an seinem Glas und blickte geflissentlich durch die Lounge, damit die Frauen bloß nicht bemerkten, wie er zu ihnen hinüberstarrte.
Als er das nächste Mal zum EiniSteini-Tisch schaute, sah er, dass Georgia mit ihrem Holo-Queue in seine Richtung zeigte und etwas zu Julie sagte. Julie grinste und wandte den Blick ab, als sie erkannte, dass Bandicut sie ansah. Georgia näherte sich der Bar und winkte ihm mit ihrem Queue zu. Was hat sie vor?, fragte er sich schwach. Will sie mich damit verhauen?
Kurz verspürte er einen Anflug von Begierde und dann Verlegenheit. Ruhig, Junge. Julie war unterdessen hinter Georgia hergegangen, und er empfand bunt gesprenkelte Funken der Lust. Jetzt?, dachte er und entsann sich wieder an den Grund, aus dem er eigentlich an die Bar geflüchtet war.
»He, Bandie – ich muss los«, sagte Georgia und bot ihm ihr Holo-Queue an. »Willst du für mich einspringen? Julie ist eine gute Spielerin.«
Bandicut schluckte; seine Augen huschten von Georgia zu Julie und wieder zurück. Sag was, Idiot.
///Willst du denn gar nichts sagen?///
Er räusperte sich. »Ah, klar! Hab ich gesehen! Sah von weitem ganz ordentlich aus!«
Julie verdrehte die Augen, als sie einen letzten Satz in der niedrigen Schwerkraft machte und sich an der Bar abfing. »Danke, dass du mich daran erinnerst. Der letzte Schuss war nicht mein bester.«
Bandicut errötete. Auf ihren letzten Patzer hatte er gar nicht anspielen wollen, nicht im Mindesten! Vielmehr hatte er daran gedacht, wie sie ausgesehen hatte! Er kam sich vor wie ein Blödmann, der nicht mit Frauen reden konnte, ohne über die eigenen Worte zu stolpern. Bandicut zwang sich dazu, sich zu entspannen; dann fiel ihm ein, dass er womöglich sein dümmliches Lächeln zur Schau stellte. »Oh, ich wollte damit gar nicht sagen … ich meine, ja, der letzte Schuss war …«
»Ich weiß.« Julie grinste. »Aber ich glaube, ich kann mich erinnern, dass du neulich ein paar ganz ähnliche Schüsse hingelegt hast.«
»Ja«, gab er zu.
Georgia lachte und reichte ihm das Holo-Queue. »Machst du also jetzt ein Spiel mit meiner Freundin hier, oder nicht? Ich habe ihr gesagt, bei dir wäre sie in netter Gesellschaft, Bandie.«
»Klar! Klar doch!« Bandicut glitt vom Barhocker und nahm das Queue entgegen. »Gut, dann bist du jetzt raus aus dem Spiel, Georgia. Du kannst abschieben. Das heißt, wenn du überhaupt mit mir spielen willst, Julie«, fügte er eilig hinzu.
»Auf geht’s«, erwiderte Julie und sprang wieder dem Tisch entgegen.
///Das muss ich mir ansehen///,
murmelte Charlie.
/Du kannst dich
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