01 - Neptun kann warten
schwindelig gewesen, so anziehend fand er Julie. Jetzt aber saß er wie versteinert da, und ihm fehlten die Worte. Charlie war beunruhigend still in seinem Gehirn. »Tja …«, krächzte er. »Ich glaube, wir würden alle gerne etwas … Aufregendes finden … meinst du nicht?«
///Vorsicht!///
Julie starrte ihn an, als höre sie aus seinen Worten mehr heraus, als er eigentlich hatte äußern wollen. »Ich glaube, da hast du Recht«, stimmte sie zu. Sie nippte an ihrem Drink, und ein Ausdruck der Neugier trat ihr ins Gesicht. »Also …«, murmelte sie, »was treibt ein Pilot wie du denn Aufregendes, wenn er gerade mal nicht auf Prospektionsmission ist?«
Schwang da ein zweideutiger, rauer Unterton in ihrer Stimme mit? Bandicut bemerkte, dass er ein wenig schwitzte; womöglich hatte er auch schon zu viel Bier getrunken. Er nahm einen weiteren Schluck. »Tja, ich, äh –«, seine Stimme klang ein wenig holprig, denn ihm war klar, dass er nun würde erklären müssen, wieso er gar keine Prospektionsmissionen mehr flog, und – was das betraf – noch nicht einmal mehr welche mit Landfahrzeugen fuhr. Und dann dachte er: Nein, nein, das weiß sie sicher schon, oder? »Tja, ich, äh … hab mich als Bergmann versucht«, scherzte er. »Und das hat mir das da eingebracht …« Er deutete auf den Verband um seinen linken Knöchel.
»Aha«, erwiderte Julie. »Wie ist das überhaupt passiert?«
Er bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, und suchte nach einer angemessenen Erklärung, vorzugsweise nach einer, die ihn nicht wie einen Idioten aussehen ließ. »Also – ich bin auf dem Eis ausgerutscht, und dieser Knöchel war alles, was zwischen mir und einem breiten Laserstrahl war. Natürlich hat der Knöchel verloren.«
»Hast du wirklich versucht, einen Roboter aus einem Bohrtunnel zu ziehen?«, sagte Julie frei weg und sah gleich darauf so aus, als täte es ihr Leid, das Thema angeschnitten zu haben.
Bandicut ächzte innerlich. Wusste denn inzwischen jeder von der Sache? »Es stimmt«, gestand er verlegen ein. »Das war ganz schön dumm von mir. Ich weiß nicht … was über mich gekommen ist.« Die kleine Notlüge war ihm unangenehm, und unruhig rutschte er hin und her.
///Gut, gut … ///
Julie verzog keine Miene, doch kostete sie das augenscheinlich einige Mühe. »Das war wohl … ziemlich peinlich.«
Er nickte und wandte den Blick ab; er fühlte sich wieder so gehemmt wie zu Anfang. Als er sie wieder anschaute, sah er, dass sie ihn mit merkwürdigem Interesse musterte. »Und?«, raunte er und hob fragend die Hände.
Julie verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Weißt du was? Du bist nicht so wie die anderen Piloten! Du bist … anders.«
»Ist das gut?«, fragte er unsicher.
Sie nickte, und ein seltsamer Ausdruck lag plötzlich auf ihrem Gesicht. Sie nahm einen tiefen Schluck von ihrem Drink und schien mit einer Entscheidung zu ringen. Langsam kehrte ihr Grinsen zurück, und sie blickte sich um, als wolle sie feststellen, ob jemand sie beobachtete. Dann biss sie sich auf die Lippe und beugte sich vor. »Georgia meint, sie geht jede Wette ein, dass du gut küsst«, sagte sie unumwunden.
Er blinzelte verwirrt.
Ihr Gesicht lief dunkel an, so verlegen war sie. »Oh Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe!« Stöhnend wandte sie den Kopf ab, dann sah sie Bandicut wieder zögerlich an. Sie kicherte und schaute in ihr halb leeres Glas. »Ich vertrage den Alkohol wohl nicht besonders gut«, sagte sie reumütig. »Entschuldige bitte.«
Bandicuts Selbst war überflutet von libidinösen Möglichkeiten. Als er ihr antwortete, klang seine Stimme nicht sehr sicher, sondern erinnerte mehr oder minder an ein Krächzen. »Und woher will Georgia das wissen? Mit wem hat sie überhaupt darüber gesprochen?« Und bist du auch nur annähernd so geil wie ich? Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie lange es her ist? Er grinste hilflos, denn er war sich bewusst, dass er vermutlich wie ein erstklassiger Idiot aussah.
»Mit wem hätte sie denn darüber reden sollen?«, fragte Julie schüchtern und blinzelte ihn über den Rand ihres Cocktailglases hinweg an.
Mit niemandem auf Triton, so viel steht fest. Das Schlucken fiel ihm schwer, und er rang um Worte. Küss sie, du Idiot. Was soll sie sonst von dir wollen? Er räusperte sich und schob behutsam seinen Bierkrug aus dem Weg.
///Du hast doch nicht etwa vor … du willst doch nicht … ///
/Halt die Klappe. Das wäre wirklich ein ausgezeichneter Zeitpunkt für
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