01 - Nicht ohne meine Tochter
treffen.
Wir schliefen lange, denn wir waren müde vom vorhergehenden Tag. In aller Eile erledigten wir unsere morgendliche Toilette und machten uns nicht die Mühe, das Fernsehen einzuschalten. Als wir in die Hotelhalle kamen, wartete einer der »Neffen«, ein junger Mann, der Dschamal hieß, bereits ungeduldig auf uns. Aufgeregt kam er uns entgegen. »Da’idschan!«, sagte er. »Hast du die Nachrichten gehört? Die amerikanische Botschaft in Teheran ist besetzt worden.« Er lachte.
XX stellte jetzt fest, dass Politik ein todernstes Geschäft war. Anfangs hatte er sich von seinem bequemen Standort aus, fast um die halbe Erdkugel entfernt, sicher genug gefühlt, um seine Begeisterung für die Revolution und den Traum des Ayatollah, den Iran in eine Islamische Republik zu verwandeln, zu verkünden. Es war einfach, Lippenbekenntnisse aus der Distanz zu machen. Aber jetzt, da die Teheraner Studenten einen Akt kriegerischer Gewalt gegen die Vereinigten Staaten unternommen hatten, begegnete Moody einer wirklichen Gefahr für seine eigene Person. Es war keine gute Zeit, um Iraner in Amerika zu sein - und auch nicht, um mit einem verheiratet zu sein. Ein iranischer Student am Texas-A&I wurde von zwei unbekannten Angreifern zusammengeschlagen, und Moody machte sich Sorgen, dass ihm das gleiche Schicksal widerfahren könnte. Er war auch beunruhigt über die Möglichkeit der Inhaftierung oder Ausweisung.
Einige Leute im Krankenhaus begannen, ihn als »Dr. Khomeini« anzureden. Einmal, behauptete er, hätte ein Auto versucht, ihn von der Straße zu drängen. Wir bekamen eine Menge anonymer Drohanrufe. »Dich kriegen wir noch!«, sagte eine Stimme mit südlichem Akzent am Telefon. »Wir bringen dich um.« Moody hatte wirklich Angst bekommen und beauftragte einen Wachdienst damit, das Haus zu beobachten und uns überall, wohin wir auch gingen, zu bewachen. Hatte denn dieser Wahnsinn nie ein Ende?, fragte ich mich. Warum mussten mich die Männer in ihre dummen Kriegsspielchen hineinziehen? Warum konnten sie mich nicht einfach in Frieden Ehefrau und Mutter sein lassen?
Moody bemerkte, dass er sich nicht aus der internationalen Auseinandersetzung heraushalten konnte. Es war fast unmöglich für ihn, neutral zu bleiben. Seine iranischen Freunde wollten ihn als Aktiven immer weiter auf ihre Seite ziehen, der ihnen bei der Organisation von Demonstrationen helfen und unser Haus als eine Art Basislager zu Verfügung stellen sollte. Unsere amerikanischen Freunde und Nachbarn, und ebenso seine Kollegen, erwarteten oder forderten sogar von ihm, dass er dem Land die Treue erklärte, das ihm ein so gutes Auskommen gewährte.
Anfangs schwankte er. Privat zeigte er Begeisterung über die haarsträubende Entwicklung des Geiseldramas und war sichtlich schadenfroh, dass die Amerikaner vor der Welt erniedrigt wurden. Ich hasste ihn dafür, und wir hatten bittere Auseinandersetzungen. Er ließ auch endlose Tiraden gegen das amerikanische Waffenembargo gegen den Iran vom Stapel. Immer wieder behauptete er, es sei nur eine Vortäuschung falscher Tatsachen, und in Wirklichkeit verschifften die Amerikaner Waffen über Drittländer in den Iran, was die Preise in die Höhe triebe.
Dann geschah etwas Merkwürdiges. Moody hatte zu Dr. Mojallali, einem iranischen Neurologen, eine enge Beziehung entwickelt. Weil er im Iran ausgebildet worden war, hatte Dr. Mojallali keine Erlaubnis, in Amerika zu praktizieren. Er arbeitete stattdessen als Labortechniker. Aber Moody behandelte ihn mit allem Respekt, der einem Kollegen gebührte, und sie arbeiteten gern zusammen mit den iranischen Studenten. Über Nacht kühlte sich das freundschaftliche Verhältnis ab. Plötzlich weigerte sich Moody sogar, mit Dr. Mojallali zu sprechen, aber er sagte mir nicht, warum.
Im Krankenhaus verfolgte Moody die Strategie, jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Obwohl er den iranischen Studenten immer noch erlaubte, sich in unserem Haus zu versammeln, versuchte er, die Treffen geheimzuhalten und vermied nach Möglichkeit politische Gespräche mit der Begründung, er habe den Kontakt zu der »Gruppe der Moslems« abgebrochen. Im Krankenhaus konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Aber der Schaden war nun einmal angerichtet. Er hatte Sympathien zu laut hinausposaunt, und das machte ihn zu einem leichten Ziel für jeden, der Grund zum Schießen hatte. Die gespannte Situation nahm eine konkrete Form an, als der andere Anästhesist im Krankenhaus Moody beschuldigte,
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