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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Halle führten Frauen sinnliche Tänze auf, hielten ihre Arme über den Kopf und schwangen die Hüften. Niemand blieb verhüllt. Essey warf ihren Tschador ab, und zum Vorschein kam ein türkisfarbenes Kleid mit einem skandalös tiefen Ausschnitt und viel Goldschmuck. Nasserine trug ein zweiteiliges dunkelblaues Kleid, das mit einem roten Paisley-Muster verziert war. Zohreh und Fereschteh waren da, aber von ihrer Mutter, Ameh Bozorg, war nichts zu sehen. »Sie ist krank.«, erklärten sie. Jetzt, wo ich merkte, was für eine Party das war, konnte ich verstehen, weshalb. Ameh Bozorg konnte Fröhlichkeit nicht ausstehen; diese Party hätte sie sicher krank gemacht.
    Bald begann der Unterhaltungsteil mit einer Frauentanzgruppe, die eine Art Bauchtanz aufführte. Ein paar Frauen sangen. Es folgten andere Tänzerinnen, die bunte Kleider trugen. Eine Frau nach der anderen ging zur Koranleserin in einer Ecke der Halle, die den Wunsch jeder Frau über Lautsprecher verkündete und dann ein Lied anstimmte. Fereschteh wünschte, dass sie eine Prüfung in der Schule bestand. Zohreh wünschte sich einen Mann. Essey wünschte sich, dass Mehdi laufen konnte. Nasserine hatte keinen Wunsch. Die wilde Party ging noch eine Weile weiter, bevor Essey mich fragte: »Hast du keinen Wunsch?« »Doch, ich habe einen, aber ich weiß nicht, wie ich das hier machen soll.« Essey gab mir etwas Geld. »Geh einfach zu der Frau und gib ihr das Geld.«, sagte sie. »Setz dich nur zu ihr, dann wird sie für dich beten. Du musst ihr deinen Wunsch auch nicht sagen. Aber wenn sie betet, musst du dich fest darauf konzentrieren.« Ich nahm Mahtab bei der Hand und ging zu der heiligen Frau. Ich gab ihr das Geld und sagte nichts. Ich setzte mich neben sie. Sie legte einen seidenen, schwarzgemusterten Stoff auf meinen Kopf und stimmte die Gebete an. Wie dumm ich doch bin!, dachte ich. Das kann ja unmöglich funktionieren. Dann überlegte ich, dass es vielleicht doch eine winzige Chance gab, dass es doch klappte. Ich musste alles versuchen. Also konzentrierte ich mich: Ich wünsche mir, dass Mahtab und ich in die Vereinigten Staaten zurückkehren können.
    Das Ritual dauerte nur ein paar Minuten. Als ich wieder zu Essey zurückging, fiel mir ein, dass es Schwierigkeiten geben könnte. Essey, Nasserine, Zohreh, Fereschteh - irgendeine von Moodys zahllosen »Nichten« in diesem Raum, konnte und würde ihm wahrscheinlich erzählen, dass ich mir etwas gewünscht hatte. Er würde dann verlangen, es zu erfahren. Ich beschloss, es Moody selbst zu erzählen, sobald ich nach Hause kam, und bevor es jemand anders tun konnte. »Ich habe mir heute etwas gewünscht.«, sagte ich. »Ich habe Imam Mehdi gebeten, mir einen Wunsch zu erfüllen.« »Was hast du dir denn gewünscht?«, fragte er misstrauisch. »Ich habe mir gewünscht, dass wir drei wieder ein glückliches Familienleben führen können.«
    Moody verringerte seine Bewachung schrittweise, bis wir ungefähr einen Monat, nachdem er Mahtab zum ersten Mal über Nacht zurückgebracht hatte, fast wieder wie eine Familie zusammenlebten. Er erlaubte Mahtab, mehrere Tage pro Woche bei mir zu verbringen. Manchmal ließ er uns ausgehen, damit wir Besorgungen machen konnten; zu anderen Zeiten wiederum bewachte er uns eifersüchtig. Wir führten ein ungewöhnliches Klosterdasein. Es war ungeheuer schwer für mich, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, aber das war das einzige, was ich tun konnte. Ich spielte mein verzweifeltes Spiel mit Mahtab jetzt genauso gut wie mit Moody. Ich sagte gewissenhaft meine islamischen Gebete, und Mahtab tat dasselbe nach meinem Beispiel. Nach und nach fiel Moody auf die Täuschung herein, denn er wollte glauben, dass ein normales Leben wieder in Sicht war. Eine mögliche Katastrophe machte mir entsetzliche Angst. Nun, da wir unser Leben als Familie wieder aufnahmen, war ich dazu gezwungen, Zuneigung zu heucheln. Was würde geschehen, wenn ich schwanger würde? Ich wollte meine Schwierigkeiten nicht noch vergrößern, indem ich ein neues Leben in diese wahnsinnige Welt setzte. Ich wollte kein Kind von einem Mann austragen, den ich verabscheute. Durch eine Schwangerschaft würde ich noch mehr gefangen sein als je zuvor.
    Am 9.Juni war mein vierzigster Geburtstag. Ich versuchte, nicht an das Ereignis zu denken. Moody hatte in der Nacht Bereitschaftsdienst, sodass er verlangte, dass Mahtab und ich unten blieben, wo Essey uns beaufsichtigen konnte. Ich erhob Einwände dagegen,

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