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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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und als ich das Grab berührte, betete ich inbrünstig, Allah möge mir nur einen Wunsch erfüllen: Mahtab und mir zu gestatten, sicher in die Vereinigten Staaten zurückzukehren und rechtzeitig, um Dad noch zu sehen, bevor er starb. Diese Pilgerfahrt bewegte mich tief und brachte mich mehr als alles andere dazu, wirklich an Moodys Religion zu glauben. Vielleicht war das die Folge meiner Verzweiflung in Verbindung mit der hypnotischen Wirkung meiner Umgebung. Was auch immer der Grund war, ich begann, an die Macht des Haram zu glauben. An unserem vierten und letzten Tag in Meschad war ich dazu entschlossen, das heilige Ritual mit aller Hingebung, die ich aufbieten konnte, zu wiederholen. »Ich will heute allein zum Haram gehen.«, sagte ich Moody. Er stellte mir keine Fragen. Meine Frömmigkeit war auch ihm aufgefallen. Sein leichtes Grinsen zeigte sogar, wie sehr ihm meine Verwandlung gefiel. 
    Ich verließ das Hotel früh am Morgen, bevor die anderen fertig waren, und bereitete mich auf mein letztes und ernstestes Bittgebet vor. Als ich an der Masdsched ankam, stellte ich erfreut fest, dass ich den Menschenmassen zuvorgekommen war. Ich steckte einem Turbanmann, der sich dazu bereiterklärte, für mich - für meinen unausgesprochenen Wunsch - zu beten, ein paar Rials zu und saß viele Minuten in tiefer Meditation versunken am Grab. Wieder und wieder wiederholte ich Allah gegenüber meinen Wunsch und benerkte, wie sich ein seltsam friedliches Gefühl in mir verbreitete. Irgendwie wusste ich, Allah oder Gott würde mir meinen Wunsch erfüllen. Und zwar bald. In meinem Kopf begannen sich die Teile eines Puzzles zusammenzusetzen.
    Eines Tages nahm uns Moody mit zu Ameh Bozorg, aber er machte sich nicht die Mühe, dort die übliche Besuchsuniform, den Gesellschaftspyjama, anzuziehen. Er blieb im Anzug, und innerhalb weniger Minuten war er in ein scharfes Wortgefecht mit seiner Schwester verwickelt. Sie wechselten in den Schustari-Dialekt, die Sprache, die sie als Kinder gesprochen hatten, sodass weder Mahtab noch ich etwas vom Inhalt verstanden, aber es schien um die Weiterführung eines laufenden Streits zu gehen. »Ich muss etwas erledigen.«, sagte Moody plötzlich. »Du und Mahtab, ihr bleibt hier.« Dann ging er schnell mit Madschid weg.
    Ich kam nicht gern in dieses Haus zurück, das für mich so schreckliche Erinnerungen barg, und ich blieb auch nicht gern mit irgendjemandem allein, der hier wohnte. Mahtab und ich schlenderten nach draußen auf die hintere Terrasse beim Schwimmbecken, um alle Sonnenstrahlen auszunutzen, die durch unsere Gewänder fallen konnten, und um uns vom Rest der Familie zu distanzieren. Zu meinem Kummer folgte Ameh Bozorg uns nach draußen. »Azizam.«, sagte sie sanft. »Meine Liebste!« Ameh Bozorg nannte mich Liebste! Sie legte ihre großen knochigen Arme um mich. »Azizam.«, wiederholte sie. Sie sprach in Farsi und benutzte die einfachsten Worte, damit ich sie verstand oder damit Mahtab übersetzen konnte. »Man khayli, khayh, khayli ota asefam, azizam. Du tust mir so, so, so Leid, meine liebste.« Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schrie: »Ay Khoda! Oh, Gott!« Dann sagte sie: »Geh ans Telefon und ruf deine Familie an.« Das ist ein Trick!, dachte ich. »Nein.«, sagte ich. Mit Mahtabs Übersetzungshilfe erklärte ich ihr: »Ich kann nicht anrufen, weil Moody das nicht will. Ich habe keine Erlaubnis.« »Doch, ruf nur deine Familie an.« Ameh Bozorg bestand darauf. »Daddy wird entsetzlich wütend werden.«, sagte Mahtab. Ameh Bozorg sah uns vorsichtig an. Ich studierte ihre Augen und das bisschen Gesichtsausdruck, das unter ihrem Tschador hervorsah. Was ging hier vor?, fragte ich mich. Ist das eine Falle, die Moody mir gestellt hat, um zu sehen, ob ich ihm etwa nicht gehorche? Oder hat sich hier etwas verändert, etwas, wovon ich noch nichts weiß? Ameh Bozorg sagte zu Mahtab: »Dein Daddy wird nicht wütend werden, weil wir ihm nichts davon erzählen.« Ich weigerte mich immer noch und wurde immer misstrauischer und verwirrter, als ich mich an all die Male erinnerte, an denen sie mich hereingelegt hatte, besonders in Ghom, wo sie mir erst befohlen hatte, mich hinzusetzen, und sich nachher darüber beschwerte, ich hätte mich geweigert, meine Pilgerfahrt zum Grab des heiligen moslemischen Märtyrers zu vollenden.
    Ameh Bozorg verschwand für kurze Zeit, kam aber bald mit ihren Töchtern Zohreh und Fereschteh wieder, die Englisch mit uns sprachen.

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