Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
wieder ins Gedächtnis: »Bitte, pass auf Mahtab auf und lass sie nicht von Deiner Seite.« Ich weinte um meine Tochter und vergoss die bittersten, schlimmsten, schmerzvollsten Tränen, die ich je vergossen hatte oder noch vergießen würde oder vergießen konnte.
    Draußen heulten die Sirenen, und das Donnern von Flugabwehrraketen war aus der Ferne zu vernehmen. Ich hörte die Motoren einiger Flugzeuge und Bombenexplosionen, aber auch die blieben weit weg. Wieder und wieder betete ich für Mahtab. In wenigen Minuten war der Angriff vorüber, der kürzeste, den wir je erlebt hatten. Er ließ mich dennoch erzittern, ich war allein in einem verdunkelten Haus, in einer verdunkelten Stadt, in finsterer Verzweiflung. Ich lag da und weinte. Es verging vielleicht eine halbe Stunde, bevor ich hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Moodys schwerer Schritt hallte auf der Treppe, und ich rannte in die Diele, bereit, ihn auch um die winzigste Nachricht von Mahtab anzuflehen. Die Tür flog auf, und da stand er. Seine Silhouette hob sich im schwachen Lichtschein seiner kleinen Taschenlampe gegen den Hintergrund der nächtlichen Schatten kaum ab.
    Er trug etwas, irgendein großes, schweres Bündel. Ich kam näher heran, um zu sehen, was es war. Plötzlich hielt ich den Atem an. Es war Mahtab! Sie war in eine Decke gewickelt und lehnte sich an ihn, aufrecht, aber teilnahmslos. Ihr ausdrucksloses Gesicht wirkte sogar in der verdunkelten Wohnung geisterhaft blass. »Oh, danke lieber Gott, ich danke dir.«, flüsterte ich laut. Das Nazr war das einzige, woran ich denken konnte, und an das besondere Bittgebet, das ich an dem Tag gesprochen hatte. Gott hatte meine Gebete erhört. Ich war begeistert und hatte gleichzeitig Angst. Mein Liebling sah so traurig, so geschunden, so krank aus. Ich umschlang sie beide mit meinen Armen, meinen Mann und meine Tochter. »Ich liebe dich wirklich dafür, dass du sie nach Hause gebracht hast!«, sagte ich zu Moody, und es erschien schon reichlich lächerlich, dass ich so etwas sagte, denn er war der Grund all meiner Qualen. Aber ich war so dankbar, Mahtab wiederzusehen, dass ich diese unlogische Aussage halb ernst meinte.
    »Ich glaube, dieser Luftangriff war ein Zeichen Gottes.«, sagte Moody. »Es gibt keinen Grund, weshalb wir auseinandergerissen sein sollten. Wir müssen in diesen Zeiten zusammensein. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht. Wir sollten nicht mehr getrennt sein.« Auf Mahtabs Stirn stand fiebriger Schweiß. Ich streckte meine Arme nach ihr aus, und Moody gab sie mir. Es war so ein gutes Gefühl, sie wieder berühren zu können. Sie sagte kein Wort, als ich sie ins Schlafzimmer trug und Moody uns folgte. Ich wickelte sie in Decken, griff ein Kleidungsstück, das ich in kaltes Wasser tauchte, und tupfte ihr die Stirn damit ab. Sie nahm alles zur Kenntnis, schien unsicher, argwöhnisch und hatte offensichtlich Angst davor, in Moodys Gegenwart mit mir zu sprechen. »Hat sie gegessen?«, fragte ich. »Ja.«, versicherte er mir. Aber der äußere Eindruck stützte seine Aussage nicht. Sie war abgemagert.
    Während der ganzen Nacht achtete er sorgfältig darauf, uns nicht allein zu lassen. Mahtab blieb still und teilnahmslos, aber meine Fürsorge ließ das Fieber etwas abklingen. Wir drei verbrachten die Nacht gemeinsam im selben Bett. Mahtab in der Mitte schlief unruhig und wachte häufig mit Magenschmerzen und Durchfall auf. Ich hielt sie die ganze Nacht lang im Arm, da ich auch nur kurzzeitig schlief. Ich hatte so viel Angst davor, Moody die Frage zu stellen: Und was geschieht jetzt?
    Am Morgen, als Moody sich fertigmachte, um zur Arbeit zu gehen, sagte er mir, nicht unfreundlich, aber auch nicht mit der gleichen Zuneigung wie in der Nacht zuvor: »Mach sie fertig.« »Bitte, nimm sie nicht mit.« »Doch. Ich lasse sie nicht hier bei dir.« Ich wagte in diesem schrecklichen Moment nicht, mich aufzulehnen. Moody hatte völlige Gewalt über mich, und ich konnte nicht wieder eine vollständige Isolation riskieren. Immer noch schweigend ließ Mahtab zu, dass er sie forttrug, und sie ließ eine Mutter zurück, die meinte, ganz sicher an gebrochenem Herzen zu sterben.
    Mit uns dreien geschah etwas Seltsames. Ich brauchte einige Zeit, um die versteckten Veränderungen in unserem Verhalten zu entschlüsseln, aber intuitiv wusste ich: Wir traten in eine neue Phase unseres gemeinsamen Lebens ein. Moody war beherrschter, weniger bedrohlich, dafür aber berechnender als

Weitere Kostenlose Bücher