01 - Nicht ohne meine Tochter
Körper nur ein Werkzeug, das ich, wenn es nötig war, dazu benutzte, um für meine Freiheit zu arbeiten.
Wir suchten ein Haus, das wir mieten konnten, und zogen mit einem iranischen Immobilienmakler durch dreckige Gassen und schmutzige Gegenden. Jede Wohnung, die wir besichtigten, war in einem verfallenen Zustand und hatte seit Jahrzehnten keinen Schrubber und keinen Pinsel mehr gesehen. Moodys Reaktionen waren ermutigend, denn auch er sträubte sich gegen den Schmutz überall. Er hatte fast ein Jahr gebraucht, um sich aus der Macht der Kindheitserinnerungen zu befreien und die Verwahrlosung wirklich zu bemerken, die seine Landsleute als normal hinnahmen. So wollte er nicht mehr leben. Eine durch die äußeren Umstände bedingte Schlinge zog sich um seinen Hals zusammen. Obwohl er eine respektable Stelle am Krankenhaus hatte, praktizierte er immer noch inoffiziell, konnte die anti-amerikanische Regierung nicht dazu bewegen, ihm seine Zeugnisse zu beglaubigen, konnte nicht bezahlt werden, konnte es nicht zu dem Ansehen bringen, das er als rechtmäßigen Anspruch seiner Familie ansah.
Moody ertappte sich dabei, wie er sich gegen die Verpflichtung sträubte, die Wünsche seiner Familienältesten zu respektieren. Baba Hadschi hatte einen Freund, der Immobilienmakler war. Er zeigte uns eine Wohnung, die nur einen Häuserblock von Mammals Haus entfernt lag. Sie gefiel uns nicht, und wir wollten sie nicht mieten, und so entfachte sich ein Streit zwischen Moody und Baba Hadschi. »Es gibt keinen Hof.«, beschwerte sich Moody. »Mahtab braucht einen Hof zum Spielen.« »Das ist kein Grund.«, sagte Baba Hadschi. Die Bedürfnisse oder Wünsche von Kindern interessierten ihn nicht. »Es gibt weder Möbel noch Haushaltsgeräte.«, sagte Moody. »Das macht nichts. Ihr braucht keine Möbel.« »Wir haben nichts.«, betonte Moody. »Wir haben keinen Herd, keinen Kühlschrank, keine Waschmaschine, wir haben weder Teller noch Löffel.« Als ich das Gespräch mit anhörte, fand ich nicht nur heraus, dass ich mittlerweile Farsi besser verstehen konnte, sondern war auch erstaunt und erfreut, Moodys Begründungen zu hören. Er wollte einen Hof für Mahtab. Er wollte Küchengeräte für mich. Er wollte Sachen für uns, nicht nur für sich selbst. Und fand das so wichtig, dass er dafür sogar dem ehrenwerten Familienoberhaupt widersprach. »Das ist doch alles nicht wichtig.«, sagte Baba Hadschi zum wiederholten Male. »Du bekommst deine eigene Wohnung, und jeder wird dir geben, was du brauchst.« »Ta'arof!«, gab Moody zur Antwort und schrie den heiligen Mann fast dabei an. »Das ist doch nur Ta'arof.«
Baba Hadschi ging wütend, und Moody machte sich Sorgen, weil er vielleicht zu weit gegangen war. »Wir müssen ziemlich bald eine eigene Wohnung finden.«, sagte er. »Wir müssten eine Wohnung finden, die groß genug ist, dass ich eine Praxis eröffnen kann, damit ich selbst etwas Geld verdiene.« Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, machte er noch eine mich beunruhigende Bemerkung: »Wir müssen uns unsere Sachen aus Amerika hierher schicken lassen.«, sagte er.
Reza Shafiee, ein Verwandter von Moody, war Anästhesist in der Schweiz. Seine regelmäßigen Besuche bei seinen Eltern waren immer Anlass für große Festlichkeiten, und als wir eine Einladung zu einem Abendessen ihm zu Ehren erhielten, war Moody ganz begeistert. Jetzt, da er am Krankenhaus arbeitete und plante, seine eigene Praxis zu eröffnen, war ein geschäftliches Gespräch wirklich wichtig. Moody wollte Reza Shafiee ein besonderes Geschenk überreichen, und er befahl mir, es mit Mahtab zu kaufen. Er gab mir eine genaue Wegbeschreibung zu einer bestimmten Konditorei, in der schöne aus Pistazien gefertigte Bilder verkauft wurden. Mahtab und ich kamen in der Hitze des Nachmittags dort an, nur um festzustellen, dass das Geschäft für das Gebet geschlossen war. »Komm, wir warten dort drüben.«, sagte ich zu Mahtab und zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo ein Baum Schatten spendete. »Es ist so heiß.«
Während wir warteten, bemerkte ich, dass eine Truppe Pasdaran weiter unten in der Straße auf der Lauer lag. Dort standen ein weißer Lieferwagen voll mit uniformierten Männern und ein Pakon, in dem vier mit dem Tschador verhüllte Mitglieder der weiblichen Pasdar saßen. Instinktiv fasste ich mit der Hand an die Stirn und war froh, dass sich keine Haare unter meinem Rusari hervorgestohlen hatten. Diesmal werden sie mich nicht
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