Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
Vom Netzwerk:
»Geh und ruf deine Familie an!«, sagte Zohreh. »Wir haben wirklich ein schlechtes Gewissen, dass du so lange nicht mit ihnen gesprochen hast. Ruf alle an. Sprich mit ihnen, solange du willst. Wir werden es ihm nicht sagen.« Das Wort »ihm« wurde mit einer Spur Bosheit gesprochen. Dies war es, was mich schließlich überzeugte. Im Augenblick hatte ich die Gelegenheit, mit meiner Familie zu reden, und wie kurz und gleichermaßen freudevoll und schmerzlich die Unterhaltung auch sein würde, sie war es Wert, Moodys Zorn dafür zu riskieren.
    Und so rief ich denn an und weinte meinen Kummer und meine Liebe ins Telefon. Sie weinten auch, und Dad gestand mir, dass sein Zustand sich täglich verschlechterte, dass er immer mehr Schmerzen hatte, und dass die Ärzte eine weitere Operation in Betracht zogen. Ich sprach auch mit Joe und John, die bei ihrem Vater zu Hause waren und die ich mitten in der Nacht aufgeweckt hatte. Ameh Bozorg ließ uns während der Telefongespräche allein und machte sich nicht die Mühe, uns zu belauschen. Nachher bat sie mich, in der Diele Platz zu nehmen. Mit Mahtab, Zohreh und Fereschteh als Übersetzerinnen führten wir ein aufschlussreiches Gespräch. »Ich war es, die Moody gesagt hat, er soll Mahtab zu dir zurückbringen.«, behauptete sie. »Ich habe ihm gesagt, dass er dir so etwas nie wieder antun soll. So kann er dich nicht behandeln.«
    War es möglich, dass diese Frau, die ich so hasste, die sich mir gegenüber so feindselig verhalten hatte, zu einer Verbündeten wurde? Hatte sie genügend Verstand, um den wachsenden Wahnsinn ihres jüngeren Bruders zu bemerken? Und war sie mitleidig genug, um alles zu tun, was in ihrer Macht stand, damit Mahtab und ich vor noch unbekannten Fährnissen beschützt wurden? Es war zu viel, als dass ich mir sofort darüber hätte Klarheit verschaffen können. Ich sprach zurückhaltend mit Ameh Bozorg, aber das schien sie zu akzeptieren und meine Gründe zu verstehen. Das war eindeutig ein Pluspunkt für diese äußerst seltsame Frau. Sie wusste, dass ich an ihr eine mir unverständliche Veränderung bemerkte. Ich konnte ihr natürlich keine wirklichen Geheimnisse anvertrauen, egal, worum es sich handelte. Aber konnte ich ihr zutrauen, dass sie Moodys Verhalten in lenkbaren Bahnen hielt?
    An diesem Tag nahm ich noch ein anderes Problem in Angriff. Der Großteil unseres Gepäcks war immer noch in dem freistehenden Schrank im Schlafzimmer verstaut, wo wir vor ewigen Zeiten gewohnt hatten. Sonst benutzte den Raum niemand, es war immer noch unserer. Da ich etwas Zeit für mich hatte, ging ich ins Schlafzimmer und sortierte den Arzneivorrat, den Moody aus den USA mitgebracht hatte. Die kleinen rosa Pillen waren in einer Plastikfolie eingeschweißt. Sie hießen Nordette. Ich habe nie verstanden, wie Moody es geschafft hatte, die Pillen durch den Zoll ausgerechnet in eine islamische Republik zu schmuggeln, wo Geburtenkontrolle rechtswidrig war. Vielleicht hatte er jemanden bestochen. Jedenfalls waren die Pillen hier, die einzelnen Packungen in einem Sortiment von Medikamenten verteilt. Hatte Moody sie gezählt? Ich wusste es nicht. Ich wog meine Angst, entdeckt zu werden, gegen die Angst, schwanger zu werden, ab und riskierte es, eine Monatspackung mitzunehmen. Als ich die kleine Schachtel unter meiner Kleidung versteckte, raschelte die Plastikverpackung. Sie knisterte bei jeder Bewegung. Ich konnte nur beten, dass es niemand hörte. Als Moody wiederkam, um Mahtab und mich mit nach Hause zu nehmen, erzählte ihm niemand von den Telefongesprächen nach Amerika. Wir machten uns zum Gehen fertig, und bei dem leise knisternden Geräusch zuckte ich zusammen, aber anscheinend hörte nur ich es. Sobald wir zu Hause ankamen, versteckte ich die Pillen unter der Matratze. Am folgenden Tag schluckte ich die erste davon, ohne zu wissen, ob es der richtige Zeitpunkt war, und betete, dass es klappte. 
    Es war ein paar Abende später, als Baba Hadschi Moody anrief und sagte, er wolle zu einem Gespräch herüberkommen. Moody konnte das nicht ablehnen. Ich eilte geschäftig in die Küche, goss Tee auf und machte dem ehrenwerten Gast etwas zu essen. Ich hatte Angst, dass sein Sendungsbewusstsein Moody über die Telefongespräche nach Hause aufklären könnte. Aber stattdessen belauschten Mahtab und ich vom Schlafzimmer aus eine Unterhaltung, die mich mit plötzlichem Optimismus erfüllte. So gut wir verstehen konnten, sagte Baba Hadschi zu Moody: »Dies ist

Weitere Kostenlose Bücher